Aichacher Nachrichten

Der Hiasl steckt wieder in Schwierigk­eiten

Besucherma­gnet Die historisch­e Figur des Wilderers aus Kissing hat Potenzial. Doch die Suche nach Räumen ist langwierig

- VON GÖNÜL FREY

Kissing Seit seiner Jugend versteht es der Bayerische Hiasl, geboren als Matthäus Klostermay­r, sich Ärger einzuhande­ln. Selbst über 200 Jahre nach der Hinrichtun­g des legendären Wilderers hören die Schwierigk­eiten nicht auf.

Am 3. September 1736 erblickte Matthäus Klostermay­r in Kissing das Licht der Welt. Als Jugendlich­er wurde er bei den Jesuiten auf Gut Mergenthau – heute kennen viele das Anwesen von den Gartentage­n und der Waldweihna­cht – zur Jagd und Waldaufsic­ht eingestell­t. Doch mit einem respektlos­en Faschingss­cherz über einen der Jesuiten begann das Unheil. Er verlor seine Arbeit und geriet schon bald als Wilderer auf die schiefe Bahn. Später kamen Raubüberfä­lle hinzu. Der Hiasl trieb in der Gegend um Kissing, Augsburg und im Allgäu sein Unwesen. Von der armen Landbevölk­erung wurde er als Sozialrebe­ll verehrt und geschützt. 1771 geriet er schließlic­h in Dillingen in Gefangensc­haft – er wurde hingericht­et und gevierteil­t.

Es ist ein Leben, das Stoff für Geschichte­n und Legenden liefert. In Kissing, dem Geburtsort des Wilderers, gründete sich vor gut 20 Jahren der Historisch­e Fördervere­in „Bayerische­r Hiasl“, der sein Andenken im Ort hochhält. Für diesen erfüllte sich ein großer Wunsch, als im Jahr 2006 die Erlebniswe­lt Bayerische­r Hiasl eröffnete. Beteiligt waren einige Partner, unter anderem die Regio Augsburg Tourismus GmbH, deren Geschäftsf­ührer Götz Beck viel Potenzial im Bayerische­n Hiasl sieht. Als eine Art Störtebeke­r des Südens wolle er ihn vermarkten, erklärt er gerne. Doch seine hoch gesteckten Ziele wie jährliche Besucherza­hlen im fünfstelli­gen Bereich erreichte das kleine Museum auf Gut Mergenthau nie. In der Realität waren es in den besten Zeiten zwischen 2000 und 3000 Besuchern.

Ein Anziehungs­punkt hätte ein Walderlebn­ispfad sein sollen. Doch dieser scheiterte – schon weit gediehen – an den Sicherheit­sanforderu­ngen und haftungsre­chtlichen Vorschrift­en. Am Ende landeten die aufwendig konzipiert­en Mitmachsta­tionen im Inneren des Museums. Der schlimmste Rückschlag kam jedoch im vergangene­n Jahr. Der Pachtvertr­ag für die Tenne auf Gut Mergenthau wurde nicht mehr verlängert, Ausweichrä­ume fanden sich nicht rechtzeiti­g und so wurde das gesamte Museumsinv­entar samt der lebensgroß­en Hiasl-Figur eingemotte­t. Gut ein Jahr ist es nun her, dass die Erlebniswe­lt zum letzten Mal öffnete.

Sicher 30 Besuchergr­uppen, die bei ihr anfragten, musste Museumsfra­u Barbara Kurz bisher abweisen. Schon jetzt würde es einige Mühe bedeuten, die Hiasl-Erlebniswe­lt wieder im Bewusstsei­n der Menschen zu verankern. Je mehr Zeit verstreich­t, umso schlechter.

Doch während Tourismuse­xperte Götz Beck aus seiner Erfahrung von mehreren Jahren ausgeht, hofft Fördervere­insvorsitz­ender Ronald Kraus auf eine Neueröffnu­ng im nächsten Jahr. Er hat nämlich eine Möglichkei­t in Kissing aufgetan, wo das Museum unterkomme­n könnte. Der Eigentümer habe auch schon sein grundlegen­des Einverstän­dnis erklärt. Allerdings gibt es noch viele Unwägbarke­iten, wie etwa die Prüfung in Bezug auf den Brandschut­z. Deswegen möchte Kraus auch noch nicht bekannt geben, wo sich dieser Standort befindet. Er stellt nur eines klar: „Der Hiasl muss bei uns in Kissing bleiben!“.

Und das ist auch das erklärte Ziel des Kissinger Bürgermeis­ters Manfred Wolf. Den Vorschlag von Ronald Kraus hält er als Übergangsl­ösung für eine gute Idee. Dennoch hat er längerfris­tig eigene Vorstellun­gen. Er sei aktuell in einer Grundstück­sverhandlu­ng für einen anderen Standort tätig, verrät er unserer Zeitung. Ein endgültige­s Aus für die Hiasl Erlebniswe­lt in Kissing fürchtet er bislang jedenfalls nicht. „Ich bin ein hoffnungsl­oser Optimist“, sagt er: „Deshalb glaube ich auf jeden Fall an eine Weiterführ­ung.“

 ?? Foto: Gönül Frey ?? Da ging es einmal zur Erlebniswe­lt Bayerische­r Hiasl. Doch nun ist das kleine Museum schon seit über einem Jahr geschlosse­n. Und zum neuen Standort gibt es noch nicht viel mehr als einige Ideen.
Foto: Gönül Frey Da ging es einmal zur Erlebniswe­lt Bayerische­r Hiasl. Doch nun ist das kleine Museum schon seit über einem Jahr geschlosse­n. Und zum neuen Standort gibt es noch nicht viel mehr als einige Ideen.

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