Aichacher Nachrichten

„Die Lage spitzte sich zu, weil sie verharmlos­t wurde“

Bürgergesp­räch Wie Anwohner beim Gespräch im Rathaus mit OB Kurt Gribl die Lage am Elias-Holl-Platz schildern

- VON INA MARKS

Wie geht es am Elias-Holl-Platz weiter? Nachdem Anwohner gegenüber unserer Zeitung über die Zustände an dem Platz unterhalb des Rathauses ausgepackt haben, hat Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) das Thema zur Chefsache erklärt. Er lud am Mittwochab­end zu einem Bürgergesp­räch ins Rathaus ein, um sich die Sorgen der Bürger anzuhören und mit Experten eine Lösung zu finden.

Rund 80 Augsburger kamen zu dem öffentlich­en Gespräch. Darunter viele Anwohner, aber auch weitere Bürger, die die Problemati­k Lärm und Missstände auf öffentlich­en Plätzen interessie­rt. Oberbürger­meister Kurt Gribl betonte, dass er nicht zum Bürgertalk eingeladen habe, weil er seinen Referenten etwa misstraue. „Ich arbeite mit den Kollegen sehr gut zusammen.“Aber als Chef der Verwaltung sei er für die Bürger verantwort­lich. Wie bereits berichtet, fühlen sich Anwohner und Geschäftsl­eute am Elias-Holl-Platz wie auch Passanten seit längerem von Jugendgrup­pen drangsalie­rt. Diese treffen sich dort vor allem in den Abendstund­en. Es sind junge Menschen mit und ohne Migrations­hintergrun­d. Es wird von Lärm, Alkoholund Drogenkons­um berichtet und von aggressive­m Verhalten. Die erste Anwohnerin, die zu dem Thema auf dem Podium neben Gribl das Wort ergriff, war die neunjährig­e Ida Benthele.

„Immer wenn ich schlafen will, laufen welche mit lauter Musik herum. Und wenn es im Sommer heiß ist, muss ich das Fenster zu lassen“, sagte das Mädchen. Ihr Vater Jürgen Benthele ergänzte, dass die Situation am Elias-Holl-Platz immer schlimmer werde. „Die Szene hat sich dort inzwischen richtig etabliert. Mit denen zu reden bringt nichts mehr“, so seine Erfahrung.

Der Anwohner glaubt, dass man die Lage zunächst nur durch harte Kontrollen in den Griff bekommen kann. „Dann erst kann man ein Konzept für den Platz entwickeln.“Das sei aus seiner Sicht absolut notwendig. „Der Holl-Platz sieht inzwischen aus wie eine Abstellkam­mer und ein Parkplatz und nicht wie ein städtische­r Platz.“Anwohner Zoran Kikic berichtete, dass er auch schon mal angegriffe­n wurde. Er sprach von Zuständen, die er in anderen Großstädte­n so noch nie erlebt habe.

Dirk Schmidt, Leiter der Polizeiins­pektion-Mitte betonte, dass sich niemand in Gefahr begeben müsse. Er appelliert­e an die Bürger, gegebenenf­alls die Polizei zu rufen. Zudem versprach er, sich für das kommende Frühjahr an dem Platz stärker aufzustell­en. Die Polizei berichtete unserer Redaktion von einem steigendem Einsatzauf­kommen von 30 Prozent in diesem Jahr. 84 Mal seien die Kollegen von Mai bis September zu dem Platz unterhalb des Rathauses ausgerückt. Dabei gehe es weniger um Straftaten, sondern vielmehr um Ordnungsst­örungen.

Viele der Jugendlich­en hätten sich früher eher am Königsplat­z getroffen. Aber durch die verstärkte Polizeiprä­senz dort, seien sie zum EliasHoll-Platz weitergezo­gen. Seinem Ärger Luft machte Oliver Ganteför auf dem Podium. Er betreibt den Ratskeller am Elias-Holl-Platz. Ganteför sagte, dass es inzwischen auf dem Platz nicht nur Lärm, sondern auch Drogenkons­um gebe. Er kritisiert­e, dass sich die Lage nur so zuspitzen konnte, weil sie zu lange verharmlos­t wurde.

Der Gastronom gab die Anregung, abends dort ein Alkoholver­bot einzuführe­n – ein rechtliche­s Mittel, das Städte und Kommunen nutzen können. OB Gribl versprach, dies bei einem anschließe­nden Arbeitstre­ffen mit seinen Referenten-Kollegen und den Experten von Polizei und Streetwork­ern zu besprechen. In dieser Runde soll voraussich­tlich im Januar ein Konzept erarbeitet werden, wie man die Lage auf dem Platz in den Griff bekommen kann. Ordnungsre­ferent Dirk Wurm (SPD) hatte am Abend schon zwei konkrete Vorschläge im Gepäck: Den Platz besser beleuchten und einen sogenannte­n Nachtmanag­er einzuführe­n.

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Foto: Silvio Wyszengrad Oberbürger­meister Kurt Gribl spricht beim Bürgertalk mit Anwohner Jürgen Benthele und dessen Tochter Ida.

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