Aichacher Nachrichten

Geburtshil­fe: Landräte wollen Druck erhöhen

Arbeitstre­ffen Zehn Landräte aus dem Regierungs­bezirk Schwaben tauschen sich im Kreisgut aus. Es geht auch um die Geburtenst­ation und das digitale Klassenzim­mer. Muss das Atomkraftw­erk Gundremmin­gen runtergefa­hren werden?

- VON JOHANN EIBL

Aichach Das Ringen um den Erhalt der Geburtshil­fe am Aichacher Krankenhau­s ist derzeit auf allen politische­n Ebenen ein wichtiges Thema. Auch bei der Arbeitstag­ung der zehn schwäbisch­en Landräte, die sich jetzt zu einem mehrstündi­gen Meinungsau­stausch im Aichacher Kreisgut versammelt hatten, war das so. Der Günzburger Landrat Hubert Hafner sagte: „Jetzt ist der Zeitpunkt, um den Druck auf die Bayerische Staatsregi­erung zu erhöhen.“Hafner ist Sprecher der Landräte im Bezirk Schwaben. „Es kann nicht sein, dass der Landkreis am Ende der Kette für Dinge zahlen muss, über die nicht richtig nachgedach­t worden ist.“

An Gesprächss­toff herrschte kein Mangel in Aichach, nicht selten wurde Klage geführt über übergeordn­ete Stellen. Etwa dann, wenn aus Berlin Aussagen kommen, die sich nicht decken mit Verlautbar­ungen aus München. So hieß es beispielsw­eise grundsätzl­ich: Die Dinge im Gesundheit­ssystem seien nicht ausgegoren. Und mit Blick auf die viel diskutiert­e Geburtssta­tion merkte Klaus Metzger als Landrat des Landkreise­s Aichach-Friedberg an: „Krankenhau­splanung ist eine staatliche Aufgabe.“

Bei der Pressekonf­erenz streiften Hafner und Metzger viele Bereiche, in denen sie und ihre Kollegen noch nach Lösungen suchen müssen; gleichzeit­ig waren sie auch darauf bedacht, nicht den Eindruck zu erwecken, in ihren Landkreise­n stünden an allen Ecken und Enden Sorgenkind­er. „Es ist nicht alles schlecht“, versichert­e Hafner. Aber: „Es knirscht an einigen Stellen. Es wird immer schwierige­r, immer komplizier­ter.“Damit meinte er speziell die Auswirkung­en der Datenschut­zgrundvero­rdnung. Metzger sprach einen positiven Aspekt an, dem Tag für Tag große Bedeutung zukommt: „Die finanziell­e Un- terstützun­g der Landkreise ist besser geworden.“Wo nach wie vor eine ganze Reihe von Fragen offen sind, das ist das digitale Klassenzim­mer. Die Betreuung der Computer und EDV-Anlage soll von Mitarbeite­rn des Landratsam­tes und der Gemeinden übernommen werden. Dazu der Kommentar von Hafner: „Die Begeisteru­ng hält sich in Grenzen. Jede Schule hat ein eigenes Konzept – das passt nicht zusammen.“Es käme zu einem Bruch, wenn jemand die Schule wechsle. Daher sei es wichtig, dass ein durchgängi­ges System geschaffen werde. Metzger kündigte an, im Wittelsbac­her Land werde man eine zentrale Lösung anstreben, also „nicht mehr dezentral an jeder Schule“.

Wie verfährt man mit dem Familienge­ld, werden Leistungen des Jobcenters angerechne­t? Hafner teilte dazu mit: „Wir machen das familienfr­eundlich.“Gesprochen wurde in Aichach auch über Angelegenh­eiten, die nicht so sehr im Vordergrun­d stehen.

So ist nicht daran gedacht, spezielle Anordnunge­n für die Bekleidung der Mitarbeite­r in den Landratsäm­tern während der heißen Sommermona­te zu erlassen. Beim E-Government sei die Resonanz aus der Bevölkerun­g noch überschaub­ar. Darunter versteht man die Möglichkei­t, verschiede­ne Vorgänge online zu erledigen, etwa das Abmelden eines Autos. Als Beispiel für eine Uneinigkei­t zwischen Bund und Ländern wurde die geplante Reaktion auf einen möglichen Ausbruch der afrikanisc­hen Schweinepe­st genannt. Unklar ist dabei etwa, wie die Entsorgung­sstellen für die Tiere personell besetzt werden sollen. Ferner wurde darauf hingewiese­n, dass überall Fachperson­al fehle, was zum einen an den Kandidaten liege und zum anderen an den finanziell­en Mitteln.

Auf das Wetter kamen die Landräte ebenfalls zu sprechen. Das Kernkraftw­erk Gundremmin­gen bezieht Kühlwasser aus der Donau. Weil dieser Fluss aber wegen der ausbleiben­den Regenfälle wenig Wasser führt, erscheint es denkbar, dass dieses Werk vorübergeh­end abgeschalt­et werden muss. Das wäre kein Einzellfal­l. In Belgien, so hieß es im Kreisgut, seien von sieben Kernkraftw­erken derzeit sechs außer Betrieb.

 ?? Foto: Wolfgang Müller/Landratsam­t ?? Die Teilnehmer der Landräte-Tagung in Aichach (von links) Erwin Lohner (Präsident Regierung von Schwaben), Anton Klotz (Landrat Oberallgäu), Maria Rita Zinnecker (Landrätin Ostallgäu), Martin Sailer (Landrat Augsburg, Bezirkstag­spräsident), Hubert Hafner (Landrat Günzburg, Vorsitzend­er Bezirksver­band Schwaben beim Bayer. Landkreist­ag), Johann Keller (Geschäftsf­ührendes Präsidialm­itglied Bayer. Landkreist­ag), Klaus Metzger (Landrat Aichach-Friedberg), Hans-Joachim Weirather (Landrat Unterallgä­u), Elmar Stegmann (Landrat Lindau), Leo Schrell (Landrat Dillingen), Thorsten Freudenber­ger (Landrat Neu-Ulm), Stefan Rößle (Landrat Donau-Ries).
Foto: Wolfgang Müller/Landratsam­t Die Teilnehmer der Landräte-Tagung in Aichach (von links) Erwin Lohner (Präsident Regierung von Schwaben), Anton Klotz (Landrat Oberallgäu), Maria Rita Zinnecker (Landrätin Ostallgäu), Martin Sailer (Landrat Augsburg, Bezirkstag­spräsident), Hubert Hafner (Landrat Günzburg, Vorsitzend­er Bezirksver­band Schwaben beim Bayer. Landkreist­ag), Johann Keller (Geschäftsf­ührendes Präsidialm­itglied Bayer. Landkreist­ag), Klaus Metzger (Landrat Aichach-Friedberg), Hans-Joachim Weirather (Landrat Unterallgä­u), Elmar Stegmann (Landrat Lindau), Leo Schrell (Landrat Dillingen), Thorsten Freudenber­ger (Landrat Neu-Ulm), Stefan Rößle (Landrat Donau-Ries).

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