London jagt Moped-Gangster
Videos Die Polizei nutzt Methoden wie im Actionfilm, um flinke Diebe auf zwei Rädern zu stellen
London Polizeiautos rammen Mopeds bei voller Fahrt, liefern sich Verfolgungsjagden durch Londons Straßen und schrecken selbst nicht davor zurück, den Wagen auf den Gehsteig zu lenken, um die Rollerfahrer zum Sturz zu bringen: Videosequenzen solcher Aktionen hat nun ausgerechnet die Polizei der britischen Metropole veröffentlicht. Als Abschreckungsmaßnahme.
Denn mit den drastischen und spektakulär wirkenden Aufnahmen – einmal fliegt ein Fahrer meterweit durch die Luft – will Scotland Yard das große Problem mit den „Moped-Gangstern“in den Griff bekommen. Die werden immer dreister und haben sich oft in Banden organisiert: Sie reißen Passanten im Vorbeifahren das Handy aus der Hand oder klauen in Sekundenschnelle die Tasche vom Arm der völlig überraschten Opfer.
Allein in diesem Jahr wurden bis Ende Oktober bereits 12 419 Angriffe bei der Polizei angezeigt. Die Dunkelziffer dürfte weitaus höher sein. So fassten die Ordnungshüter kürzlich einen Kriminellen, der 30 Smartphones in nur einer Stunde gestohlen hatte. Sogar den britischen Innenminister Sajid Javid hat es vor einigen Jahren erwischt.
Doch seit die rabiate Methode angewandt wird, seien die mit einem Moped verübten Delikte im Jahresvergleich um 36 Prozent zurückgegangen, hieß es. So zählten die Behörden in den ersten zehn Monaten 2017 noch 19 455 Übergriffe. In der Vergangenheit hatten die Polizisten häufig Angst vor Disziplinarmaßnahmen oder davor, ihren Job zu verlieren, wenn sie die Diebe mit hoher Geschwindigkeit verfolgten oder vom Roller drängten. Nicht selten warfen die meist jugendlichen Täter zudem ihre Helme weg – im Glauben, so verschont zu bleiben.
Doch die Regierung hat mit einer Gesetzesänderung im Mai für rechtliche Absicherung der Beamten gesorgt. „Seitdem nimmt die städtische Polizei auch jene ins Visier, die gefährlich fahren, ihre Helme ablegen und sich maskieren in der Annahme, dass dies eine Verfolgung verhindert“, so eine Sprecherin der Metropolitan Police. Einheiten für diese Spezialaufgabe werden Skorpion-Einheiten genannt und sind eigens ausgebildet, um Personenschäden zu verhindern. Den Angaben zufolge gab es bislang keine schweren Verletzungen.
Trotzdem ist die beinahe brutale Taktik in der Bevölkerung umstritten und wird kontrovers diskutiert. Ohne sie hatten die Beamten jedoch oft das Nachsehen – zu häufig schlängelten sich die Diebe flink im Verkehr davon, trotz Blaulicht und Sirene. Die Ordnungshüter hoffen, mit dem Videomaterial ihren harten Kurs zu zeigen – damit jeder potenzielle Rollerdieb zweimal darüber nachdenkt, ob er wie in einem Actionfilm gerammt und über die Straße geschleudert werden will.
Die Metropolitan Police darf Rollerdiebe offiziell rammen.