Der lange Weg zum Lebkuchen
Wer in diesen Tagen Zutaten für die Weihnachtsbäckerei kauft, kann verzweifeln. Rohrohrzucker – laut Preisschild vorhanden, doch im Regal herrscht Ebbe. „Das bekommen wir vielleicht mit der heutigen Lieferung“, sagt die freundliche Verkäuferin, die gerade das Zuckerregal befüllt – aber leider nicht mit dem braunen Zucker, der auf meiner Einkaufsliste steht. Weil sie ihren Wagen so ungünstig vor einem anderen Regal geparkt hat, suche ich fünf Minuten lang das Lebkuchengewürz – gemeinsam mit fünf weiteren Weihnachtsbäckerinnen, die sich in dem engen Gang mitsamt ihren Einkaufswagen drängen. Gemahlenen Zimt brauche ich auch noch ... Aber bei den anderen Gewürzen ist er nicht, wie ich nach minutenlanger Suche feststelle. Ah, da, gleich neben den Zuckerstreuseln! Und die Oblaten? Während mein Adlerauge durch die Regalreihen streift, höre ich eine Frau die Verkäuferin fragen: „Haben Sie denn keine Oblaten mehr?“Diese schüttelt den Kopf. Nur noch die ganz großen viereckigen Oblaten kann man an diesem Vormittag kaufen. Nichts für mich. Ich beschließe, ein anderes Geschäft aufzusuchen – vor allem, da ich an der Kasse feststelle, dass ich Butter vergessen habe. Überlebenswichtig für die Weihnachtsbäckerei! Wie ein Kampf ums Überleben kommt mir der Zutateneinkauf inzwischen auch schon vor. Der Stresspegel steigt.
In Geschäft Nummer zwei schnappe ich mir fünf Stück Butter und erkundige mich nach Oblaten. Hier gibt es runde, aber leider kleiner als gewünscht. „Sicher ist sicher“, denke ich und packe sie in den Wagen. Meine Laune verschlechtert sich. Von dem fröhlichen „In der Weihnachtsbäckerei“-Lied bin ich weit entfernt. Am Auto beschließe ich, dass jetzt Schluss ist mit dem Stress. Wer sagt, dass Lebkuchen nicht auch so klein sein dürfen wie Makronen? Bei Rolf Zuckowski heißt es ja auch: „Na, dann müssen wir es packen, einfach frei nach Schnauze backen!“