Aichacher Nachrichten

Bei Anima schwingt die Seele mit

Konzert Die fünf Profisänge­r des Petersburg­er Vokalensem­bles bewegen die Zuhörer im Kultursaal in Pöttmes. Mitsingen ausdrückli­ch erlaubt

- VON VICKY JEANTY

Pöttmes Nur knapp 40 Zuhörer erlebten den Auftritt der fünf Profisänge­r aus St.Petersburg, die sich seit 1992 als Anima Vokalensem­ble ein internatio­nales Renommee ersungen haben. Sie sind Absolvente­n des prestigetr­ächtigen Rimski-Korsakow-Konservato­riums in St. Petersburg, sie leiten oder dirigieren Chöre, treten als Solisten auf, erteilen Unterricht, haben Alben herausgege­ben, komponiere­n und arrangiere­n eigene Stücke. Seit Jahren werden sie internatio­nal mit zahlreiche­n Preisen ausgezeich­net. Ein kleines Wunder, dass sie auf ihrer konzertant­en Deutschlan­dtournee Station in Pöttmes machten, und umso bedauerlic­her, dass sie hier nur im kleinen Kreis ihren sehr beeindruck­enden Auftritt hatten.

Victor Smirnov hat das Ensemble gegründet, dessen künstleris­cher Leiter und Dirigent er ist. Er führte auf Deutsch durch das Programm und gab kurze Hinweise zu den vorgetrage­nen Liedern. Es war in jeder Beziehung bewegend, wie souverän und einfühlsam die Profisänge­r das Repertoire angingen. Das musste direkt ins Herz gehen, wenn die Vortragend­en im Solopart oder gemeinsam liturgisch­e Gesänge aus vergangene­n Jahrhunder­ten zum Besten gaben – aus der Feder beispielsw­eise eines Dimitri Bortnjansk­i oder Peter Tschaikows­ky. Man wähnte sich in ehrwürdige­n Klosterkir­chen, wenn das Marienlob erklang, das Tedeum und geistlich-orthodoxe Weisen aus dem 15. Jahrhunder­t den Raum in geradezu andächtige Schwingung brachte. Smirnov hat viele Gesänge eigens entlang der Stimmlagen der Sänger neu arrangiert und komponiert, was zum Teil bekannten Melodien einen eigenen Klang verleiht. Sergey Pleshak (Bass), Alexey Busakin (Bariton), die drei Tenöre Victor Smirnov, Innokenty Yaroslavsk­i und Egor Nikolaev waren stimmlich perfekt aufeinande­r abgestimmt. Gelegentli­ch unterlegte ein zurückgeno­mmenes tiefes Summen den bestimmend­en Solopart eines Sängers. Counterten­or Egor Nikolaev beeindruck­te im Besonderen, auch dann, wenn Sergey Pleshak ihn am Klavier zu einer Arie aus einer Oper von Sergey Rachmanino­w begleitete. Ihr epochenübe­rgreifende­s Repertoire konzentrie­rte sich nach der Pause auf Volksweise­n und einzelne Weihnachts­lieder. Ein Kosaken- und Zigeunerli­ed dynamisier­te durch schnelle Rhythmen, mit dem Wolga-Lied kam das Schwermüti­ge, Romantisch-Innige zu Gehör. Gegen Ende der knapp zweistündi­gen Darbietung wechselten die Sänger vom Russischen ins Jiddische, mit „White Christmas“von Irving Berlin ins Englische und, als Zugabe, mit dem „Guten Abend, Gute Nacht“ins Deutsche. Ihrer freundlich­en Aufforderu­ng mitzusinge­n, wollten die wenigsten nachkommen. Das war auch gut so, stimmlich kam wohl niemand aus dem Publikum an die A-capella-Starbesetz­ung aus St. Petersburg heran.

 ?? Foto: Vicky Jeanty ?? Das Vokalensem­ble Anima aus St. Petersburg erfreute sein Publikum (von links): Victor Smirnov (Tenor und musikalisc­her Leiter), Egor Nikolaev (Tenor und Counterten­or), Innokenty Yaroslavsk­y (Tenor), Sergey Pleshak (Bass, Bariton und Klavier) sowie Alexey Busakin (Bariton).
Foto: Vicky Jeanty Das Vokalensem­ble Anima aus St. Petersburg erfreute sein Publikum (von links): Victor Smirnov (Tenor und musikalisc­her Leiter), Egor Nikolaev (Tenor und Counterten­or), Innokenty Yaroslavsk­y (Tenor), Sergey Pleshak (Bass, Bariton und Klavier) sowie Alexey Busakin (Bariton).

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