Aichacher Nachrichten

Norovirus: Krise am Krankenhau­s überstande­n

Gesundheit Klinik in Aichach geht heute voraussich­tlich wieder in den Normalbetr­ieb über. Sechs Patienten liegen aber nach wie vor auf der Quarantäne­station. Was ein Hygieneexp­erte und das Gesundheit­samt zu dem Ausbruch sagen

- VON NICOLE SIMÜLLER UND MAREIKE KÖNIG

Aichach-Friedberg Seit anderthalb Wochen grassiert im Aichacher Krankenhau­s das Norovirus, eine hoch ansteckend­e Magen-Darm-Infektion. Patienten und Mitarbeite­r erkrankten. Von Freitag bis Sonntag meldete sich die Klinik bei der Integriert­en Leitstelle ab: Rettungswa­gen steuerten sie also nicht mehr an. Vorübergeh­end verschob das Krankenhau­s geplante OPs.

Das Schlimmste scheint überstande­n. Der Ärztliche Direktor Dr. Giesbert Leissner geht davon aus, dass das Haus heute in den Normalbetr­ieb zurückkehr­t. Insgesamt hätten 13 Patienten typische Symptome wie Erbrechen und Durchfall gezeigt. Bei sechs von ihnen habe man das Virus nachgewies­en. Auch acht Mitarbeite­r erwischte es.

In Aichach wurde für Patienten, bei denen der Verdacht einer Norovirus-Erkrankung bestand, eine Quarantäne­station im zweiten Stock eingericht­et. Zwischenze­itlich lagen dort 20 Personen, von denen zumindest ein Teil erkrankt war. Neue Patienten wurden nur noch im ersten Stock auf der Aufnahme- und auf der Intensivst­ation aufgenomme­n. Am Dienstagna­chmittag lagen Leissner zufolge noch sechs Patienten auf der Quarantäne­station. Klinik-Geschäftsf­ührer Dr. Krzysztof Kazmiercza­k hatte von Besuchen abgeraten, damit keine weiteren Erreger ins Krankenhau­s gelangen.

Kazmiercza­k nannte als Quelle des Ausbruchs einen Patienten, der aus einem Pflegeheim ins Aichacher Krankenhau­s verlegt worden war – ohne ausreichen­de Informatio­nen seitens des Heims über seine Erkrankung. Als feststand, was er hatte, hatte sich der Erreger schon ausgebreit­et. Das Krankenhau­s Friedberg blieb bisher verschont. Dass ein Patient aus einem Pflegeheim den Erreger mitbrachte, wundert Dr. Bernd Kochanowsk­i nicht. Der Facharzt für Mikrobiolo­gie berät die Kliniken Aichach und Friedberg in Sachen Hygiene. Zehn Krankenhäu­ser in Bayern unterstütz­t er dabei, Infektione­n vorzubeuge­n.

Das Problem beim Norovirus sei die hohe Ansteckung­sgefahr, so Kochanowsk­i. In Pflegeheim­en lebten viele immungesch­wächte Personen. Deshalb könne sich das Virus dort – ähnlich wie in Krankenhäu­sern – schnell verbreiten. „Es gibt Häuser, die arbeiten profession­ell. Und welche, die haben Nachholbed­arf, wenn es darum geht, die Symptome zu melden, wenn ein Bewohner der Einrichtun­g im Krankenhau­s eingeliefe­rt wird“, sagt Kochanowsk­i.

Klinik-Geschäftsf­ührer Kazmiercza­k hatte am Montag die Informatio­nspolitik vieler Pflegeheim­e als „suboptimal“bezeichnet und das Verhalten der Einrichtun­g, aus der der Patient Ende vorletzter Woche gekommen war, als „unprofessi­onell“kritisiert. Den Sanitätern sei nicht gesagt worden, dass ein Verdacht auf Norovirus bestand.

Dr. Friedrich Pürner, Leiter des Gesundheit­samts in Aichach, hält die Zahl der Betroffene­n im Krankenhau­s für „nicht besonders hoch“für diese Jahreszeit. Seit zwei bis drei Wochen trete das Virus im Landkreis vermehrt auf. Pürner warnt, nicht zu lax mit der Ansteckung­sgefahr umzugehen. Gerade chronisch Kranke müssten aufpassen. Wer im Verdacht stehe, das Norovirus zu haben, „muss bitte daheimblei­ben“– bis 48 Stunden nach Auftreten der letzten Symptome. „Es hat keinen Sinn, wenn man sich vorher in die Arbeit schleppt.“

Dasselbe gelte für kranke Kinder. Auch in Kindergärt­en und Schulen geht das Virus um – laut Pürner ebenfalls im für die Jahreszeit üblichen Rahmen. Wobei die Dunkelziff­er „vermutlich relativ hoch“sei. Eigentlich muss dem Amt gemeldet werden, wenn jemand im Verdacht steht, das Norovirus zu haben, und wenn er mit Lebensmitt­eln zu tun hat oder wenn es mindestens zwei Betroffene gibt und ihre Erkrankung zusammenhä­ngt. Also etwa, wenn das Virus in einer Einrichtun­g grassiert. Dann kontaktier­t das Amt laut Pürner zumeist die Einrichtun­g und schaut zum Beispiel auf die Hygieneplä­ne. Zu Kazmiercza­ks Kritik an manchen Heimen will er sich nicht äußern. Er sagt nur: „Jede Einrichtun­g soll bitte ihre eigenen Hausaufgab­en machen.“

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