Windräder: Bürger-Workshop überrannt
Energie Bürger-Energie-Genossenschaft will im Hagenauer Forst bei Schrobenhausen vier Anlagen bauen. Doppelt so viele Interessierte wie erwartet kommen. Sie haben viele Fragen
Schrobenhausen-Sandizell Völlig überrannt wird die Bürger-EnergieGenossenschaft SchrobenhausenAichach-Eichstätt kürzlich bei ihrem Workshop zum Thema Energiewende. Mehr als doppelt so viele Interessierte wie erwartet sind gekommen. Und sie wollen vor allem eines: über die geplanten Windräder im Hagenauer Forst bei Schrobenhausen an der Grenze zum Wittelsbacher Land diskutieren. Um alle Fragen beantworten zu können, wird eine zweite Veranstaltung stattfinden.
Kurz vor Beginn der Veranstaltung herrscht erst einmal Chaos. Die Sitzplätze sind alle besetzt, die Stehplätze auch schon – und noch immer drängen Besucher in die Gaststätte Schlicker in Sandizell (Stadt Schrobenhausen). Mit 40 bis 70 Leuten hatten Peter Mießl, Vorstandsvorsitzender der Bürger-Energie-Genossenschaft, und seine Mitstreiter gerechnet. Gekommen sind rund 140 Interessierte. Kurz entschlossen öffnet die Wirtin den Nebenraum, der eigentlich für Geburtstagsgäste reserviert war. Damit haben die meisten Zuhörer nun einen Sitzplatz. Und der Veranstalter krempelt spontan das Programm um, weil bei so vielen Menschen der geplante Bürgerworkshop gar nicht durchzuführen ist. Stattdessen soll, nach den Vorträgen der Referenten, der Schwerpunkt auf den Fragen der Anwesenden liegen. Moderatorin Monika Arzberger ist aber schon jetzt klar: „Es wird eine Herausforderung werden.“Auf das Miteinander und das Zuhören komme es an, mahnt sie die Interessierten.
Nach einer kurzen Vorstellung der Bürger-Energie-Genossenschaft referiert Michael Sterner, Professor an der Technischen Hochschule in Regensburg, über den Klimawandel und wie wichtig die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien ist. Dabei geht er auch darauf ein, ob und wie eine 100-prozentige Versorgung mit erneuerbarer Energie in Schrobenhausen möglich wäre. Aktuell hat die Stadt laut dem Professor wegen des hohen Industrieanteils einen überdurchschnittlichen Verbrauch an Strom und einen unterdurchschnittlichen Anteil an erneuerbaren Energien.
Das Ergebnis von Sterners Berechnung: Für eine Stromwende hin zu 100 Prozent erneuerbare Energie müssten entweder etwa 20 000 Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von jeweils sechs Kilowatt auf die Dächer kommen oder zwölf Wind- räder gebaut werden. Mit Blick auf die E-Mobilität, in der Sterner die Zukunft sieht, errechnete er auch den Energiebedarf für die rund 13000 Fahrzeuge in Schrobenhausen. 4200 Photovoltaikanlagen oder 2,5 Windräder wären notwendig, um den Strom für so viele E-Autos zu liefern. Zunehmend ungeduldiger verfolgen die Zuhörer Sterners Vortrag. „Komm mal zum Punkt“, ruft einer. Fast schon Tumult gibt es, als Bürgermeister Franz Martin aus der Gemeinde Bidingen im Ostallgäu von seinen Erfahrungen mit dem gemeindeeigenen Windkraftrad berichten will. Mießl macht deutlich: „Das ist unsere Einladung. Wenn Sie das nicht wollen, dürfen Sie gerne wieder heimgehen.“
Nach Martins Vortrag haben die Bürger endlich Gelegenheit, ihre Fragen loszuwerden. Rund 40 Minuten haben sie noch Zeit, bis die Wirtin das Nebenzimmer für die Geburtstagsgäste braucht. Über die Energiewende in der Stadt wollen die Besucher jedoch nicht diskutieren. Ein Zuhörer stellt die Frage, die allen auf den Nägeln brennt: „Wie ist die konkrete Planung für den Hagenauer Forst?“Hier gebe es noch keine richtige Planung, antwortet Mießl. Die Bürger-Energie-Genossenschaft will die Planung erst in Auftrag geben, wenn die Stadt ihr grundsätzliches Okay zur Windkraft im Hagenauer Forst gegeben hat. Wegen fünf möglicher Standorte hatte die Genossenschaft im Vorfeld bereits bei Landratsamt und Luftfahrtbundesamt nachgefragt. Das Ergebnis ist eindeutig: Zwei davon wären möglich. Eventuell auch drei oder vier. „Fünf werden sicher nicht möglich sein“, sagt Mießl. Auf einer zweiten Veranstaltung will er auf alle Fragen eingehen, für die diesmal die Zeit fehlt, wie er ankündigt.
„Wie ist die konkrete Planung für den Hagenauer Forst?“