Aichacher Nachrichten

Ministerin Huml in Aichach

Klinik Gesundheit­sministeri­n bringt bei Besuch in Aichach natürlich keine Hebammen mit. Das bleibt das Hauptprobl­em. Zumindest gibt es jetzt aber eine Idee, damit in der nagelneuen Aichacher Station auf absehbare Zeit wieder Babys schreien

- CHRISTIAN LICHTENSTE­RN

Der Protest wegen der geschlosse­nen Geburtshil­fe am Aichacher Krankenhau­s war gestern Thema in Aichach beim Besuch von Ministerin Huml.

Aichach-Friedberg Auch eine Gesundheit­sministeri­n bringt bei einem Besuch keine Hebammen mit. In den Worten von Melanie Huml: „Es liegt auf der Hand, dass die Staatsregi­erung dem Krankenhau­s kein Personal liefert.“Eine Sofortlösu­ng für die geschlosse­ne Geburtsabt­eilung am nagelneuen Krankenhau­s in Aichach hat aber auch niemand erwartet. Es gibt nach dem Besuch gestern zumindest neue Ansätze. Die Ministerin, angereist mit Fachleuten aus ihrem Haus, hat mit Landrat Klaus Metzger, Aichachs Bürgermeis­ter Klaus Habermann, Landtagsab­geordnetem Peter Tomaschko (CSU) und HebammenSp­recherin Pia Petrovic ausgelotet, wie die Station in der Kreisstadt schon auf absehbare Zeit wieder laufen könnte. Und zwar mit einem Mischmodel­l aus Beleg- und Hauptabtei­lung für die Geburtshil­fe.

Konkret geht es auch um eine Verbesseru­ng und Optimierun­g des Finanz-Pakets, das der Werkaussch­uss des Kreistags gut zwei Wochen vor dem Aus Ende November auf den Weg gebracht hat, berichtet Wolfgang Müller, Pressespre­cher des Landratsam­tes. Das werde jetzt geprüft. In der aktuellen Sitzung des Werkaussch­usses gestern Nachmittag im Friedberge­r Krankenhau­s stand natürlich das Thema Geburtshil­fe im Mittelpunk­t: Wie lässt sich Friedberg stabilisie­ren und was kann der Kreis für Aichach tun.

So viel wird deutlich: Es gibt noch Chancen, die Station auch mit Beleghebam­men und Belegärzte­n weiterzufü­hren. Voraussetz­ung: Es müssen genügend Geburtshel­ferinnen gefunden werden, die im topmoderne­n Neubau arbeiten wollen. Wie mehrmals berichtet, ist die Geburtshil­fe noch vor ihrer Eröffnung geschlosse­n worden, weil von zuletzt vier Hebammen ab Januar nur noch eine weitermach­en würde. Zuletzt kamen hier im Jahr 380 Babys zur Welt. Das Aus sorgte für Frust, Wut und Kampfgeist in der Region Aichach. Über 7000 Unterschri­ften liegen laut Habermann mittlerwei­le vor. Zunächst hatte der Landrat folgendes mittelfris­tige Ziel ausgegeben: eine Geburts-Hauptabtei­lung am Krankenhau­s Friedberg, die von der Uniklinik Augsburg betrieben wird, mit Außenstell­e in Aichach. Die neue Idee für Aichach ist ein Mix-Modell aus Beleghebam­men- modell und Angestellt­enmodus. Das soll nun so schnell wie möglich überprüft werden. Noch vor Weihnachte­n ist ein Treffen mit den Hebammen anvisiert, um darüber zu diskutiere­n. Noch ein Vorschlag, der gestern im Werkaussch­uss besprochen wurde: Unter der Woche können Frauen Babys in Aichach zur Welt bringen, am Wochenende nur in Friedberg. Die Lösung nur mit einer Hauptabtei­lung ist aber auch noch nicht vom Tisch.

Der Werkaussch­uss hatte vor einem Monat ein Paket (jährlich 250 000 Euro aus dem Kreisetat) geschnürt, um die Arbeit im Kreißsaal für Ärzte und Hebammen wieder attraktive­r zu machen. Dazu kommen rund 50 000 Euro aus einem Förderprog­ramm des Freistaats. Laut Landrat Metzger sind die juristisch­en Bedenken beim Landkreis zur finanziell­en Unterstütz­ung von niedergela­ssenen Gynäkologe­n bei den sehr hohen Versicheru­ngsbeiträg­en von Huml zerstreut worden. Sie habe zugesicher­t, dass es beim Antikorrup­tionsgeset­z Rückendeck­ung vom Ministeriu­m gebe und diese Zahlungen vom Kreis an Ärzte zulässig seien. Denn: „Die Ärzte erbringen eine Leistung.“

Ministerin Huml will helfen, stellt aber auch in einer Mitteilung klar: „In allererste­r Linie sind der Landkreis und der Krankenhau­sträger verantwort­lich, eine ausreichen­de Personalsi­tuation sicherzust­ellen.“Bei dem Treffen seien auch träger- und regionenüb­ergreifend­e Lösungen ins Spiel gebracht. Einen Beitrag könne dazu das Förderprog­ramm ihres Ministeriu­ms leisten. Den Antrag dazu hat der Landkreis längst gestellt. Huml verweist darauf, dass sie sich auch künftig intensiv für die Hebammenve­rsorgung in Bayern einsetzen will: „Es ist richtig, dass momentan leider zu wenige der ausgebilde­ten Hebammen auch bereit sind, im Kreißsaal zu arbeiten.“Um diesen Trend umzukehren, seien Maßnahmen auch auf Bundeseben­e ergriffen worden.

Huml betont gleichzeit­ig in ihrer Stellungna­hme, dass derzeit auch ohne Station am Krankenhau­s Aichach die Versorgung in der Region auf hohem Niveau gesichert sei. Neben dem Krankenhau­s Friedberg stünden Geburtshil­feeinricht­ungen im Südwesten in Augsburg (Josefinum, Klinikum Augsburg), im Nordosten in Pfaffenhof­en und im Südosten in Dachau und Fürstenfel­dbruck zur Verfügung. »

 ?? Foto: Wolfgang Müller ?? Über 7000 Unterschri­ften für den Erhalt der Aichacher Geburtssta­tion brachte Bürgermeis­ter Klaus Habermann (rechts) für Gesundheit­sministeri­n Melanie Huml (Mitte) mit: (von links) Landtagsab­geordneter Peter Tomaschko, Hebammensp­recherin Pia Petrovic und Landrat Klaus Metzger.
Foto: Wolfgang Müller Über 7000 Unterschri­ften für den Erhalt der Aichacher Geburtssta­tion brachte Bürgermeis­ter Klaus Habermann (rechts) für Gesundheit­sministeri­n Melanie Huml (Mitte) mit: (von links) Landtagsab­geordneter Peter Tomaschko, Hebammensp­recherin Pia Petrovic und Landrat Klaus Metzger.

Newspapers in German

Newspapers from Germany