Ministerin Huml in Aichach
Klinik Gesundheitsministerin bringt bei Besuch in Aichach natürlich keine Hebammen mit. Das bleibt das Hauptproblem. Zumindest gibt es jetzt aber eine Idee, damit in der nagelneuen Aichacher Station auf absehbare Zeit wieder Babys schreien
Der Protest wegen der geschlossenen Geburtshilfe am Aichacher Krankenhaus war gestern Thema in Aichach beim Besuch von Ministerin Huml.
Aichach-Friedberg Auch eine Gesundheitsministerin bringt bei einem Besuch keine Hebammen mit. In den Worten von Melanie Huml: „Es liegt auf der Hand, dass die Staatsregierung dem Krankenhaus kein Personal liefert.“Eine Sofortlösung für die geschlossene Geburtsabteilung am nagelneuen Krankenhaus in Aichach hat aber auch niemand erwartet. Es gibt nach dem Besuch gestern zumindest neue Ansätze. Die Ministerin, angereist mit Fachleuten aus ihrem Haus, hat mit Landrat Klaus Metzger, Aichachs Bürgermeister Klaus Habermann, Landtagsabgeordnetem Peter Tomaschko (CSU) und HebammenSprecherin Pia Petrovic ausgelotet, wie die Station in der Kreisstadt schon auf absehbare Zeit wieder laufen könnte. Und zwar mit einem Mischmodell aus Beleg- und Hauptabteilung für die Geburtshilfe.
Konkret geht es auch um eine Verbesserung und Optimierung des Finanz-Pakets, das der Werkausschuss des Kreistags gut zwei Wochen vor dem Aus Ende November auf den Weg gebracht hat, berichtet Wolfgang Müller, Pressesprecher des Landratsamtes. Das werde jetzt geprüft. In der aktuellen Sitzung des Werkausschusses gestern Nachmittag im Friedberger Krankenhaus stand natürlich das Thema Geburtshilfe im Mittelpunkt: Wie lässt sich Friedberg stabilisieren und was kann der Kreis für Aichach tun.
So viel wird deutlich: Es gibt noch Chancen, die Station auch mit Beleghebammen und Belegärzten weiterzuführen. Voraussetzung: Es müssen genügend Geburtshelferinnen gefunden werden, die im topmodernen Neubau arbeiten wollen. Wie mehrmals berichtet, ist die Geburtshilfe noch vor ihrer Eröffnung geschlossen worden, weil von zuletzt vier Hebammen ab Januar nur noch eine weitermachen würde. Zuletzt kamen hier im Jahr 380 Babys zur Welt. Das Aus sorgte für Frust, Wut und Kampfgeist in der Region Aichach. Über 7000 Unterschriften liegen laut Habermann mittlerweile vor. Zunächst hatte der Landrat folgendes mittelfristige Ziel ausgegeben: eine Geburts-Hauptabteilung am Krankenhaus Friedberg, die von der Uniklinik Augsburg betrieben wird, mit Außenstelle in Aichach. Die neue Idee für Aichach ist ein Mix-Modell aus Beleghebammen- modell und Angestelltenmodus. Das soll nun so schnell wie möglich überprüft werden. Noch vor Weihnachten ist ein Treffen mit den Hebammen anvisiert, um darüber zu diskutieren. Noch ein Vorschlag, der gestern im Werkausschuss besprochen wurde: Unter der Woche können Frauen Babys in Aichach zur Welt bringen, am Wochenende nur in Friedberg. Die Lösung nur mit einer Hauptabteilung ist aber auch noch nicht vom Tisch.
Der Werkausschuss hatte vor einem Monat ein Paket (jährlich 250 000 Euro aus dem Kreisetat) geschnürt, um die Arbeit im Kreißsaal für Ärzte und Hebammen wieder attraktiver zu machen. Dazu kommen rund 50 000 Euro aus einem Förderprogramm des Freistaats. Laut Landrat Metzger sind die juristischen Bedenken beim Landkreis zur finanziellen Unterstützung von niedergelassenen Gynäkologen bei den sehr hohen Versicherungsbeiträgen von Huml zerstreut worden. Sie habe zugesichert, dass es beim Antikorruptionsgesetz Rückendeckung vom Ministerium gebe und diese Zahlungen vom Kreis an Ärzte zulässig seien. Denn: „Die Ärzte erbringen eine Leistung.“
Ministerin Huml will helfen, stellt aber auch in einer Mitteilung klar: „In allererster Linie sind der Landkreis und der Krankenhausträger verantwortlich, eine ausreichende Personalsituation sicherzustellen.“Bei dem Treffen seien auch träger- und regionenübergreifende Lösungen ins Spiel gebracht. Einen Beitrag könne dazu das Förderprogramm ihres Ministeriums leisten. Den Antrag dazu hat der Landkreis längst gestellt. Huml verweist darauf, dass sie sich auch künftig intensiv für die Hebammenversorgung in Bayern einsetzen will: „Es ist richtig, dass momentan leider zu wenige der ausgebildeten Hebammen auch bereit sind, im Kreißsaal zu arbeiten.“Um diesen Trend umzukehren, seien Maßnahmen auch auf Bundesebene ergriffen worden.
Huml betont gleichzeitig in ihrer Stellungnahme, dass derzeit auch ohne Station am Krankenhaus Aichach die Versorgung in der Region auf hohem Niveau gesichert sei. Neben dem Krankenhaus Friedberg stünden Geburtshilfeeinrichtungen im Südwesten in Augsburg (Josefinum, Klinikum Augsburg), im Nordosten in Pfaffenhofen und im Südosten in Dachau und Fürstenfeldbruck zur Verfügung. »