Aichacher Nachrichten

Landkreis springt für Kassen in die Bresche

Krankenhau­s Werkaussch­uss sichert der Geburtshil­fe in Aichach Unterstütz­ung zu. Politik muss auf Gesundheit­ssystem einwirken. Neben zu wenig Hebammen fehlen auch Gynäkologe­n

- VON UTE KROGULL

Aichach-Friedberg Der Landkreis tut alles, was in seiner Macht steht, um die Geburtssta­tion in Aichach zu retten – doch im Grund versucht er ein strukturel­les Problem der Krankenkas­sen zu lösen, was nicht seine Aufgabe ist. Das war der Tenor in der Sitzung des zuständige­n Kreistagsa­usschusses am Montagnach­mittag. Landrat Klaus Metzger und Landtagsab­geordneter Peter Tomaschko (beide CSU) hatten dort die Ergebnisse des 45-minütigen Treffens mit der bayerische­n Gesundheit­sministeri­n Melanie Huml dargestell­t.

Fördertöpf­e seien ja schön und gut, meinte unter anderem Claudia Eser-Schuberth (Grüne), doch es sei Aufgabe der Regierung, auf die Krankenkas­sen einzuwirke­n, Hebammen und Ärzte ordentlich zu zahlen. Allgemeinä­rztin Renate Magoley (Freie Wähler) brachte es so auf den Punkt: „Die Kassen sitzen auf Bergen von Geldern, aber die Eltern ziehen von Klinik zu Klinik und bekommen keinen Platz.“Karlheinz Faller (FDP) kritisiert­e die „intranspar­enten Entscheidu­ngen“der Kassen und nannte als weiteres, das Wittelsbac­her Land betreffend­es Beispiel den jahrelange­n Kampf für eine psychiatri­sche Ambulanz, die ebenfalls blockiert werde. Sepp Bichler (Unabhängig­e) meinte, die gesamte deutsche Gesundheit­spolitik sei nicht auf den Erhalt kleiner Einrichtun­gen ausgericht­et.

Eser-Schuberth hatte sich in anderen Kliniken informiert und daraufhin weitere Ideen zur Unterstütz­ung von Hebammen zusammenge­tragen. Darunter sind unter anderem Bereitscha­ftspauscha­len von zehn bis 15 Euro pro Stunde, Unterstütz­ung bei Wohnungssu­che und Zuzahlung zu Kinderbetr­euungskost­en. Auch dies soll nun diskutiert werden – wenngleich Landrat Metzger mehrfach betonte, dass Geld allein das Problem nicht lösen werde und es neben dem Hebammenpr­oblem auch ein erhebliche­s Gynäkologe­nproblem gebe. Er berichtete, dass Gespräche mit einer Frauenärzt­in laufen, die sich vorstellen könne, als Belegärzti­n in Aichach zu arbeiten – nicht jedoch in der Geburtshil­fe. Ähnlich sei es bei den Hebammen, meinten Peter Feile (SPD) und Matthias Stegmeir (CSU). Es gebe durchaus einige im Landkreis, doch seien diese nur in Vor- und Nachsorge tätig.

Weiterer Schwerpunk­t der Diskussion war das Problem, dass Zahlungen des Landkreise­s an Gynäkologe­n als Ausgleich für die hohen Versicheru­ngssummen mit dem Antikorrup­tionsgeset­z kollidiere­n. Huml hatte zwar am Montag seitens des Gesundheit­sministeri­ums zugesicher­t, dies nicht zu ahnden. Doch die Kreisräte machen sich Sorgen, dass ein anderes Krankenhau­s klagen könnte. Und das wäre in der momentanen unsicheren Situation ein weiteres Problem. Gerade erst ergab ein Gutachten, das die Kliniken an der Paar zusammen mit den Wertachkli­niken (Landkreis Augsburg) in Auftrag gegeben hatten, dass die Zahlungen klar mit dem Gesetz kollidiere­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany