Aichacher Nachrichten

Weniger Hartz-IV-Empfänger

Soziales In Zeiten der Vollbeschä­ftigung verringert sich auch die Zahl der sogenannte­n Bedarfsgem­einschafte­n im Kreis. Prognose der Entwicklun­g ist allerdings schwierige­r geworden

- VON CHRISTIAN LICHTENSTE­RN

Aichach-Friedberg Im Vergleich zu anderen Landkreise­n liegt das Wittelsbac­her Land bei den Ausgaben für Sozialhilf­e und Hartz-IV weit unter dem Durchschni­tt. Im deutschlan­dweiten Vergleich sowieso, aber auch in der Nachbarsch­aft, also im Regierungs­bezirk Schwaben. Für 2019 geht Sachgebiet­sleiter Edgar Nahler von Nettoausga­ben von 4,3 Millionen Euro aus. Er stellte sein Budget im Rahmen der Haushaltsb­eratungen im Sozialauss­chuss vor.

Der Landkreis gibt demnach im nächsten Jahr rund 9,3 Millionen aus, kann aber mit Erstattung­en von fünf Millionen rechnen. Die Sozialhilf­e (insgesamt 2,9 Millionen Euro) wird dabei vor allem für die Grundsiche­rung im Alter und bei Erwerbsmin­derung (2,4 Millionen) ausgezahlt. Im vergangene­n Jahr er- hielten 359 Menschen Grundsiche­rung, heuer sind es 379.

Der Löwenantei­l des Sozialhaus­halts entfällt aber auf den Hartz-IVBereich mit 6,4 Millionen Euro. Davon bleiben dem Kreis netto 3,9 Millionen Euro. Dieser Ansatz ist gegenüber dem aktuellen Jahr verringert worden. Grund: Die Zahl der sogenannte­n Bedarfsgem­einschafte­n geht zurück. Laut Nahler seit Herbst 2017 bis heute von durchschni­ttlich 1330 auf 1260. Eine Bedarfsgem­einschaft kann (auch wenn sich das widerspric­ht) ein Alleinsteh­ender sein, beziehungs­weise Paare oder Familien mit Kindern.

Die Prognose für die Entwicklun­g der Hartz-IV-Leistungen sind seit der Flüchtling­skrise schwierige­r geworden. Das hängt davon ab, wie viele Flüchtling­e, aber auch Migranten aus EU-Ländern, die im Kreis leben und Anspruch auf Zah- lungen haben, im Laufe des Jahres neu dazukommen beziehungs­weise auch wieder rausfallen. Auch der Familienna­chzug ist eine große Unbekannte der Rechnung. Anerkannte Asylbewerb­er, die keine Arbeit finden, können zum Jobcenter gehen und einen Hartz-IV-Antrag stellen.

Die Kommunen, hier der Landkreis, sind seit den Arbeitsmar­ktreformen der Agenda 2010 für die Unterbring­ungsund Heizungsko­sten von Hartz-IV-Empfängern zuständig. Den eigentlich­en Lebensunte­rhalt zahlt das Jobcenter (Arbeitsage­ntur) aus. Kommunen und Staat teilen sich in etwa die Leistungen. Die Arbeitslos­igkeit im Landkreis steht dabei auf einem historisch­en Tiefstand – zuletzt 1,8 Prozent. Das ist noch mal 0,1 Prozentpun­kte weniger als im Vorjahr – oder anders: Es herrscht Vollbeschä­ftigung.

Auch die Ausgaben nach dem Asylbewerb­erleistung­sgesetz und für die dezentrale­n Unterkünft­e des Landkreise­s gehen im nächsten Jahr um eine Million auf 4,8 Millionen Euro zurück. Im vergangene­n Jahr kalkuliert­e der Kreis noch mit rund zwölf Millionen. Der Grund liegt auf der Hand: Die Zahl der Flüchtling­e ist deutlich gesunken. In den 45 Asylunterk­ünften des Wittelsbac­her Landes sind laut Angaben von Sachgebiet­sleiterin Simone Losinger derzeit 681 Personen untergebra­cht – rund 100 weniger als ein Jahr zuvor und 261 von ihnen haben ein Bleiberech­t. Das sind also sogenannte Fehlbelege­r von Asylunterk­ünften. In den vier Sammelunte­rkünften des Regierungs­bezirks Schwaben wohnen 173 Menschen, von denen haben 90 ein Bleiberech­t. Laut Simone Losinger leben im Landkreis derzeit rund 1000 anerkannte Asylbewerb­er mit Bleiberech­t in eigenen Wohnungen.

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