Ist der Affinger Gemeinderat erbärmlich?
Der Affinger Gemeinderat gibt ein erbärmliches Bild ab.“Wenn es, wie in Affing, Ratsmitglieder gibt, die das von ihrem eigenen Gremium sagen, lässt das tief blicken. Doch ist das wirklich so?
Die Debatte am Dienstag war schwer auszuhalten: ein Bürgermeister in ständiger Rechtfertigungsdefensive gegenüber der Ratsmehrheit. Nur wenige sprangen ihm aktiv bei. Gut ging es damit wohl keinem. Am wenigsten Markus Winklhofer. Angesichts der geballten Vorbehalte grenzt es an ein Wunder, dass er nicht aus der Haut fuhr. Er blieb ruhig, am Ende machte er einen beinahe stoischen Eindruck.
Es ist Winklhofers Stärke, dass er nicht emotional diskutiert. Damit hat er ein ruhigeres, ausgeglicheneres Klima im Affinger Rat geschaffen und das war bitter nötig. Winklhofer ist eben keiner, der Sprüche klopft oder auf den Tisch haut. Er ist zurückhaltend, abwartend, vorsichtig. So sympathisch ihn dieses Naturell einerseits macht, so schwer hat er’s dadurch andererseits als Bürgermeister.
Ein Gemeinderat wünscht sich eben manchmal einen Bürgermeister, der auftrumpft, der vorprescht, der sichtbar anschiebt: bei übergeordneten Behörden, bei Kontrahenten, bei höheren politischen Ebenen. Eine solche Mentalität verkörpert eher Gerhard Faltermeier. Der Vize-Bürgermeister ist ein eher ungeduldiger Antreiber, einer der – in der Regel um Sachlichkeit bemüht – sich nicht scheut, den Finger in Wunden zu legen. Daran mag es liegen, dass die anfangs so vielversprechende Zusammenarbeit der beiden Bürgermeister offenkundig nicht mehr funktioniert. Das ist sehr zu bedauern. Denn beide an einem Strang könnten erfolgreich sein.
Womöglich hätte ein wagemutigerer Bürgermeister schon mehr Ergebnisse zustande gebracht als Winklhofer. Doch das ist Spekulation. In jedem Fall ist es unklug vom Gemeindechef, Antworten oder Aufträge schuldig zu bleiben, ohne sich offensiv zu erklären. Unfair ist aber eines: den real existierenden Personalengpass als Ausrede zu bezeichnen. Winklhofer konnte im Amt noch nie auf eine komplette, gut eingespielte Verwaltung zählen. Die Ursachen liegen vor seiner Zeit oder außerhalb seiner Macht. Unfair wäre es auch, Winklhofer Fleiß und Bemühen abzusprechen. Obendrein war er allen recht, als er unter widrigsten Umständen für Rudi Fuchs einsprang und Kaliber wie die Tornadokrise schaukelte.
Zurück zum Gemeinderat: Es ist völlig in Ordnung, wenn er Defizite verbalisiert, es ist sogar seine Pflicht. Deshalb ist der Gemeinderat selbstverständlich nicht pauschal „erbärmlich“. Aber es ist deutlich zu spüren, dass die nächste Kommunalwahl näher rückt; und es ist diese Dauerschleife mit „Das ist nicht geschehen“auf der einen, und „das liegt am Personalengpass“auf der anderen Seite, die allmählich erbärmlich wirkt. Sie beschädigt alle: den Bürgermeister, die Verwaltung, den Gemeinderat und nicht zuletzt erneut die Gemeinde.