Inchenhofens Mann am Netz
Sportporträt Norbert Schaffer spielt seit Jugendtagen Volleyball. Er war Blocker, Abteilungsleiter und Trainer beim TSV. Vor sechs Monaten hat er sich zur Ruhe gesetzt. Warum das beim 54-Jährigen aber noch lange nichts heißen will
Aichach/Inchenhofen Wie lange genau Norbert Schaffer Trainer der Volleyballmänner des TSV Inchenhofen war, kann er nicht genau sagen. Es waren wohl mehr als 25 Jahre. Im Sommer übergab er nun seinen Posten und hat den Schritt nicht bereut. „Wenn ich ehrlich bin, vermisse ich die Trainingsarbeit überhaupt nicht. Das kann aber auch daran liegen, dass es ja noch nicht so lange her ist“, so der 54-Jährige, der zunächst die Leahader Frauen II trainierte. „Eine gute Freundin hat da gespielt und gefragt, ob ich es probieren will. Ich hätte nie gedacht, dass ich so lange
Trainer sein würde.“
Zum Volleyball kam Schaffer über den Schulsport. Mit 14 Jahren fing er beim TSV an. Da war er aber bereits vier Jahre bei den Leahader Kickern am Ball. „Damals hat jeder Fußball gespielt. Allerdings wusste ich gleich, dass mir Volleyball mehr liegt. Mir ist alles viel leichter gefallen.“Bis ins Erwachsenenalter betrieb der gelernte Bierbrauer, der in Augsburg arbeitet, beide Sportarten parallel. Schaffer kennt die Unterschiede: „Beim Fußball stellt sich der Erfolg viel schneller ein. Volleyball ist sehr technisch. Das dauert seine Zeit, bis man eine Entwicklung sieht. Außer- dem ist jeder Fehler ein Punkt für den Gegner. Wenn ein Fußballer den Ball nicht trifft, gibt es Einwurf.“Außerdem seien Fußballer abergläubischer. „Erst den rechten Schuh anziehen, das gibt es beim Volleyball nicht.“Egal ob Fußball oder Volleyball, der 1,90 Meter Hüne war für die Verteidigung zuständig. Am Netz war er meist im Mittelblock im Einsatz und auf dem Rasen als Vorstopper. Vordringliche Aufgaben: die Angriffe des Gegners stoppen. Irgendwann musste sich Schaffer zwischen seinen Hobbys entscheiden. „Ich war sechs Mal die Woche beim Sport. Das geht irgendwann nicht mehr.“Die Entscheidung fiel ihm aber nicht schwer. „Volleyball hatte damals Fußball den Rang abgelaufen, zumindest in meiner Welt.“
So schwang sich der Schaffer auf, eine Vereinslegende zu werden. Er würde sich zwar selbst nie so bezeichnen, doch wenn man bedenkt, dass er zwischenzeitlich auch einige Jahre als Abteilungsleiter fungierte und aktuell Zweiter Vorsitzender des Gesamtvereins ist, trifft diese Bezeichnung durchaus zu. Auch nachdem Schaffer nach Aichach gezogen war, blieb er dem TSV treu. „Naja nicht ganz. Drei Jahre lang bin ich fremdgegangen.“In der Zeit spielte er für den höherklassigen TSV Aichach. Dann ging er zurück.
Die meiste Zeit war Schaffer dabei als Trainer und Spieler gefordert. Sogar in seiner Abschlusssai- son musste der damals 53-Jährige nochmals eingreifen. „Das war aber die Ausnahme. Mit dem Alter wird es immer schwieriger. Ein Spiel geht meist noch, aber zwei sind unmöglich. Du kannst beim Volleyball auch nicht mit Halbgas spielen, dann kann man es gleich sein lassen.“Doch nicht nur körperlich veränderte sich etwas beim Coach. „Man wächst auch vom Kopf her immer mehr in die Rolle des Trainers hinein. Deine eigene Leistung steht irgendwann im Hintergrund.“
Zurück zum Fußball. Dem Volkssport Nummer eins konnte aber auch Schaffer nie ganz den Rücken kehren. Auch deshalb übernahm der Fan des FC Bayern München zusätzlich zu seinem Trainerjob bei den Volleyballern auch noch die des Jugendcoaches beim BC Aichach. „Meine Söhne haben in der Mannschaft gespielt und die anderen Eltern meinten, dass ich ja schon Erfahrung hätte.“Also wurde Schaffer nebenbei Fußballcoach. Und das sogar ganz erfolgreich. „Wir haben 2008 den Landkreispokal gewonnen“, so Schaffer, der bis heute regelmäßig in Unterwittelsbach hobbymäßig am Ball ist. Gleichzeitig holte das Multitalent mit den Volleyballmännern die Meisterschaft in der Bezirksklasse – ohne Punktverlust. „Es gab nicht den einen schönsten Moment in meiner Laufbahn, aber das war sicher die Saison, an die ich mich am liebsten zurückerinnere.“
Wenn Schaffer sich den bittersten Moment ins Gedächtnis rufen muss, braucht er gar nicht soweit vorzuspulen. „Das war gleich im Jahr drauf. Da sind wir punktlos gleich wieder abgestiegen. Das war echt enttäuschend.“Überhaupt ging es für den Trainer mal bergauf und mal bergab. Hinwerfen kam aber nie in Frage. „Nein, irgendwann war einfach klar, dass man diese Aufgabe längerfristig macht. Da kann man nicht einfach aufhören. Da muss schon die Gelegenheit günstig sein.“Und so war es in diesem Sommer. „Wir hatten mit Siggi Goßler den perfekten Nachfolger in unseren Reihen. Ich habe dann einfach meine Chance genutzt.“Schon seit ein bis zwei Jahren hatte sich Schaffer mit dem Gedanken befasst, kürzer zu treten – nur war kein Nachfolger in Sicht.
Auch wenn Schaffer das Trainersein aktuell noch nicht vermisst, verfolgt er weiterhin ganz genau, was seine Jungs machen. Einen Spieler löchert Schaffer besonders oft, wenn es um das Team geht. „Mit Christian Brunner habe ich selber noch gespielt. Mit ihm schreibe ich sehr oft, wenn ich wissen will, was in der Mannschaft vorgeht.“Auf den Trainerstuhl will Schaffer aber nicht zurück. „Ein Comeback ist ausgeschlossen. Bitte schreiben sie das unbedingt in die Überschrift“, sagt Schaffer und lächelt. Ob man diese Aussage wirklich ernst nehmen kann? Vergangene Woche griff er erstmals seit längerer Zeit wieder wettbewerbsmäßig zum Volleyball. „Ich habe bei der Gemischten Mannschaft vom TSV Altomünster mitgespielt. Das hat mir schon Spaß gemacht.“