Aichacher Nachrichten

Inchenhofe­ns Mann am Netz

Sportportr­ät Norbert Schaffer spielt seit Jugendtage­n Volleyball. Er war Blocker, Abteilungs­leiter und Trainer beim TSV. Vor sechs Monaten hat er sich zur Ruhe gesetzt. Warum das beim 54-Jährigen aber noch lange nichts heißen will

- VON SEBASTIAN RICHLY

Aichach/Inchenhofe­n Wie lange genau Norbert Schaffer Trainer der Volleyball­männer des TSV Inchenhofe­n war, kann er nicht genau sagen. Es waren wohl mehr als 25 Jahre. Im Sommer übergab er nun seinen Posten und hat den Schritt nicht bereut. „Wenn ich ehrlich bin, vermisse ich die Trainingsa­rbeit überhaupt nicht. Das kann aber auch daran liegen, dass es ja noch nicht so lange her ist“, so der 54-Jährige, der zunächst die Leahader Frauen II trainierte. „Eine gute Freundin hat da gespielt und gefragt, ob ich es probieren will. Ich hätte nie gedacht, dass ich so lange

Trainer sein würde.“

Zum Volleyball kam Schaffer über den Schulsport. Mit 14 Jahren fing er beim TSV an. Da war er aber bereits vier Jahre bei den Leahader Kickern am Ball. „Damals hat jeder Fußball gespielt. Allerdings wusste ich gleich, dass mir Volleyball mehr liegt. Mir ist alles viel leichter gefallen.“Bis ins Erwachsene­nalter betrieb der gelernte Bierbrauer, der in Augsburg arbeitet, beide Sportarten parallel. Schaffer kennt die Unterschie­de: „Beim Fußball stellt sich der Erfolg viel schneller ein. Volleyball ist sehr technisch. Das dauert seine Zeit, bis man eine Entwicklun­g sieht. Außer- dem ist jeder Fehler ein Punkt für den Gegner. Wenn ein Fußballer den Ball nicht trifft, gibt es Einwurf.“Außerdem seien Fußballer abergläubi­scher. „Erst den rechten Schuh anziehen, das gibt es beim Volleyball nicht.“Egal ob Fußball oder Volleyball, der 1,90 Meter Hüne war für die Verteidigu­ng zuständig. Am Netz war er meist im Mittelbloc­k im Einsatz und auf dem Rasen als Vorstopper. Vordringli­che Aufgaben: die Angriffe des Gegners stoppen. Irgendwann musste sich Schaffer zwischen seinen Hobbys entscheide­n. „Ich war sechs Mal die Woche beim Sport. Das geht irgendwann nicht mehr.“Die Entscheidu­ng fiel ihm aber nicht schwer. „Volleyball hatte damals Fußball den Rang abgelaufen, zumindest in meiner Welt.“

So schwang sich der Schaffer auf, eine Vereinsleg­ende zu werden. Er würde sich zwar selbst nie so bezeichnen, doch wenn man bedenkt, dass er zwischenze­itlich auch einige Jahre als Abteilungs­leiter fungierte und aktuell Zweiter Vorsitzend­er des Gesamtvere­ins ist, trifft diese Bezeichnun­g durchaus zu. Auch nachdem Schaffer nach Aichach gezogen war, blieb er dem TSV treu. „Naja nicht ganz. Drei Jahre lang bin ich fremdgegan­gen.“In der Zeit spielte er für den höherklass­igen TSV Aichach. Dann ging er zurück.

Die meiste Zeit war Schaffer dabei als Trainer und Spieler gefordert. Sogar in seiner Abschlusss­ai- son musste der damals 53-Jährige nochmals eingreifen. „Das war aber die Ausnahme. Mit dem Alter wird es immer schwierige­r. Ein Spiel geht meist noch, aber zwei sind unmöglich. Du kannst beim Volleyball auch nicht mit Halbgas spielen, dann kann man es gleich sein lassen.“Doch nicht nur körperlich veränderte sich etwas beim Coach. „Man wächst auch vom Kopf her immer mehr in die Rolle des Trainers hinein. Deine eigene Leistung steht irgendwann im Hintergrun­d.“

Zurück zum Fußball. Dem Volkssport Nummer eins konnte aber auch Schaffer nie ganz den Rücken kehren. Auch deshalb übernahm der Fan des FC Bayern München zusätzlich zu seinem Trainerjob bei den Volleyball­ern auch noch die des Jugendcoac­hes beim BC Aichach. „Meine Söhne haben in der Mannschaft gespielt und die anderen Eltern meinten, dass ich ja schon Erfahrung hätte.“Also wurde Schaffer nebenbei Fußballcoa­ch. Und das sogar ganz erfolgreic­h. „Wir haben 2008 den Landkreisp­okal gewonnen“, so Schaffer, der bis heute regelmäßig in Unterwitte­lsbach hobbymäßig am Ball ist. Gleichzeit­ig holte das Multitalen­t mit den Volleyball­männern die Meistersch­aft in der Bezirkskla­sse – ohne Punktverlu­st. „Es gab nicht den einen schönsten Moment in meiner Laufbahn, aber das war sicher die Saison, an die ich mich am liebsten zurückerin­nere.“

Wenn Schaffer sich den bittersten Moment ins Gedächtnis rufen muss, braucht er gar nicht soweit vorzuspule­n. „Das war gleich im Jahr drauf. Da sind wir punktlos gleich wieder abgestiege­n. Das war echt enttäusche­nd.“Überhaupt ging es für den Trainer mal bergauf und mal bergab. Hinwerfen kam aber nie in Frage. „Nein, irgendwann war einfach klar, dass man diese Aufgabe längerfris­tig macht. Da kann man nicht einfach aufhören. Da muss schon die Gelegenhei­t günstig sein.“Und so war es in diesem Sommer. „Wir hatten mit Siggi Goßler den perfekten Nachfolger in unseren Reihen. Ich habe dann einfach meine Chance genutzt.“Schon seit ein bis zwei Jahren hatte sich Schaffer mit dem Gedanken befasst, kürzer zu treten – nur war kein Nachfolger in Sicht.

Auch wenn Schaffer das Trainersei­n aktuell noch nicht vermisst, verfolgt er weiterhin ganz genau, was seine Jungs machen. Einen Spieler löchert Schaffer besonders oft, wenn es um das Team geht. „Mit Christian Brunner habe ich selber noch gespielt. Mit ihm schreibe ich sehr oft, wenn ich wissen will, was in der Mannschaft vorgeht.“Auf den Trainerstu­hl will Schaffer aber nicht zurück. „Ein Comeback ist ausgeschlo­ssen. Bitte schreiben sie das unbedingt in die Überschrif­t“, sagt Schaffer und lächelt. Ob man diese Aussage wirklich ernst nehmen kann? Vergangene Woche griff er erstmals seit längerer Zeit wieder wettbewerb­smäßig zum Volleyball. „Ich habe bei der Gemischten Mannschaft vom TSV Altomünste­r mitgespiel­t. Das hat mir schon Spaß gemacht.“

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Fotos: Alois Thurnhofer, Schaffer (2) Norbert Schaffer kann auch mit 54 Jahren nicht die Finger vom Volleyball lassen. Das Bild entstand vor und einer Woche, als der Inchenhofe­ner beim TSV Altomünste­r in der Gemischten Mannschaft aushalf.
 ??  ?? Schaffer mit Anfang 20 bei einem Kabinenumt­runk nach dem Spiel.
Schaffer mit Anfang 20 bei einem Kabinenumt­runk nach dem Spiel.
 ??  ?? Rund 25 Jahre coachte Schaffer die Männer des TSV Inchenhofe­n.
Rund 25 Jahre coachte Schaffer die Männer des TSV Inchenhofe­n.

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