Historie zum Anfassen
Was das neue Museum der Bayerischen Geschichte bietet
Regensburg Seit Jahrzehnten diskutiert, vor zehn Jahren beschlossen, in vier Jahren gebaut: Ab 5. Juni soll das Museum der Bayerischen Geschichte erstmals für Besucher seine Pforten öffnen. Und glaubt man Richard Loibl, dem Chef des für Konzept und Betrieb zuständigen Hauses der Bayerischen Geschichte, dann wird das neue Museum ein besonderer Ort für alle, die gerne wissen wollen, wie Bayern in den letzten 200 Jahren wurde, was es heute ist. „Wir glauben, dass wir unser Publikum auf ganz neue Weise mitnehmen“, sagt Loibl.
Eigentlich hätte der innovative Neubau nahe der Regensburger Altstadt schon im letzten Herbst fertig sein sollen. Doch ein Brand im Juni 2017 warf die Bauarbeiten massiv zurück. Zeitweise sei das ganze Projekt infrage gestanden. Doch viele hilfreiche Menschen etwa in der Bauverwaltung hätten das Museum wieder aufs Gleis gesetzt, lobt der Ausstellungsmacher. 80 Millionen Euro soll das Projekt nun kosten – zehn Millionen mehr als ursprünglich geplant. „Ohne den Brand wären
Das Projekt soll 80 Millionen Euro kosten
wir im Kostenrahmen geblieben“, beteuert Loibl.
Viel Kritik einstecken musste bereits die vom Frankfurter Büro Woerner & Partner stammende moderne Architektur des Museums: Geschlossene Kiste oder Raumschiff wurde der kubische Bau genannt. Wer aber das fertige Foyer betrete und die an die Decke geworfenen Licht-Rauten sehe, könne nur begeistert sein, hält Loibl dagegen: „Das Museum ist schon jetzt ein Wahrzeichen für Regensburg.“
Auch die Dauerausstellung auf gut 2000 Quadratmetern soll neue Welten eröffnen: „Das Schöne an Bayern ist, dass die Klischees oft stimmen“, findet Loibl. Und so will die Ausstellung auch spielen mit Vorstellungen und Vorurteilen – und etwa „bayerische Phänomene“hinterfragen: vom Dialekt über die Volksfeste bis zum FC Bayern. Und weil man den Bayern ohnehin „einen besonderen Hang zu Theater und Theatralik“unterstellt, wie Loibl meint, ist der Rundgang durch die 200 Jahre als ein „Geschichtstheater“inszeniert. So soll man etwa auf den Originalbänken des alten Plenarsaals an Landtagsdebatten teilnehmen können. Die Nazi-Zeit wird genauso thematisiert wie Wiederaufbau, Wirtschaftswunder, Wendejahre. Die Exponate setzen dabei auf eine Mischung aus Kunstwerken und Alltagsgegenständen. „Geschichten erzählen, um Geschichte erlebbar zu machen“, nennt Loibl das Konzept.
Ab 27. September ist noch ein weiterer Höhepunkt unter dem Dach des neuen Museums geplant: Die Landesausstellung „100 Schätze aus 1000 Jahren“führt in das Bayern der Zeit zwischen 600 und 1800 zurück: Kostbare Kunstwerke wie die „Lepantomonstranz“sollen dort zu sehen sein, aber auch ein „Metall-Dietrich“eines Einbrechers aus dem 16. Jahrhundert.
100 000 Besucher pro Jahr erhofft sich Loibl für das Museum: „Im ersten Jahr können es auch ein paar mehr sein.“Schließlich ist zur Eröffnung den ganzen Juni über der Eintritt für alle Besucher kostenlos.