Netflix statt Kino?
Noch gut zwei Wochen bis zum großen Duell. Der Abend der Oscar-Verleihung nämlich ist dieses Jahr ja, um in der Filmszenerie zu bleiben: „High Noon“. Mit der Nominierung von „Roma“steht den klassischen Kino-Produktionsgesellschaften erstmals ein Herausforderer der Streaming-Dienste gegenüber. Jetzt mit Netflix also die alternativen Kanäle, nachdem vor zwei Jahren mit Amazon bereits erstmals ein Medienriese der neuen Digitalwirtschaft zum Produzenten-Duell antrat. Und interessanterweise war es wie nun mit „Roma“auch damals mit „Manchester by the Sea“ein Film, der gerade nicht mit den Blockbustern aus Hollywood die Konkurrenz suchte, sondern Höhepunkt im Bereich Arthaus setzte. 2016 gab es bei sechs Nominierungen am Ende zwei Oscars, aber eben nicht den für „Bester Film“(den holte „La La Land“). Was passiert 2019 nun mit dem zehnfach nominierten „Roma“?
Das Feine ist, dass der Film eigentlich alles selbst beantwortet. Er ist vor allem ästhetisch besser als die Konkurrenz (zumindest im Bereich „Bester Film“, bei „Bester fremdsprachiger Film“halten „Cold War“und „Capernaum“dagegen mit). Aber gerade die ästhetische Wirkung lebt doch von der Präsentation. Und fürs Oscar-Reglement lief „Roma“neben Netflix ja auch wenige Tage im Kino. Und so konnte, wer nicht gerade zu Hause über Luxus-Beamer und Riesen-Projektionsfläche verfügt, sondern Streaming halt auf Fernseher, Tablet oder gar auf dem Smartphone glotzt (also praktisch alle), vergleichen. Das frappierende Ergebnis: Ausgerechnet eine NetflixProduktion illustriert den Werbespruch der Konkurrenz am eindrucksvollsten: „Kino – dafür werden Filme gemacht.“Tatsächlich Oscar-Format hat „Roma“wirklich nur auf der großen Leinwand im dunklen Saal. Das muss also fürs Duell heißen: Entweder die Kontrahenten einigen sich gütlich – oder sie sterben beide. Denn wenn nun Netflix das Kino killt, trifft das die Filmkunst an sich ins Herz.