Aichacher Nachrichten

Ministrier­en ist mehr als Beten

Kirche Messdiener übernehmen im Gottesdien­st verschiede­ne Aufgaben. Auch abseits davon treffen sie sich regelmäßig, um etwas zu unternehme­n. Wie Aichachs Minileiter und Oberminis zu diesem Amt kamen und was ihnen daran gefällt

- VON SAMUEL JACKER

Aichach Die Gaben zum Altar bringen, das Weihrauchf­ass schwenken oder das Gebetbuch für den Pfarrer halten – für Ministrant­en gibt es während des Gottesdien­stes viel zu tun. Sie helfen bei den wöchentlic­hen Sonntagsgo­ttesdienst­en ebenso mit wie im Hochamt an Weihnachte­n oder in der Osternacht. Doch das Ministrant­enleben spielt sich auch außerhalb der Messen ab. In der Pfarreieng­emeinschaf­t Aichach mit den Filialen gibt es rund 150 Ministrant­en, etwa 100 von ihnen in Aichach. Sie sind zwischen neun und 18 Jahren alt.

Einmal pro Woche kommen Minis aus der vierten bis siebten Klasse ins Aichacher Pfarrzentr­um. Sie basteln, ratschen, kochen oder unternehme­n etwas anderes mit ihren Gruppenlei­tern. Acht Mini-Gruppen gibt es derzeit. Die Mädchen aus der siebten Klasse betreuen beispielsw­eise Hannah Schmid, Lena Rappel und Anna Euba. Hannah und Lena, beide 18, sind mit Daniel Gruber zugleich Oberminist­ranten. Lena erklärt: „Wir waren alle Minileitun­gen, bevor wir Oberminist­ranten wurden.“Daniel, 16, leitet mit Tom Markowski zwei BubenGrupp­en – eine mit Fünft-, eine mit Siebtkläss­lern.

Die fünf Jugendlich­en kamen auf unterschie­dlichen Wegen zum Ministrier­en. Anna Euba beispielsw­eise wurde darauf aufmerksam, weil ihr großer Bruder bereits ministrier­te. Lena erzählt: „Ich war öfter in der Kirche. Da wollte man irgendwann das Gewand der Ministrant­en anziehen.“Antonia Gut erinnert sich, dass nach der Erstkommun­ion die Pfarrei in ihrer Schule Werbung fürs Ministrier­en machte. Daraufhin nahm die heute 17-Jährige an einem Schnuppern­achmittag teil und war von den Aufgaben der Ministrant­en begeistert. Das hat sich bis heute nicht geändert: „Wenn man nicht nur in der Kirche rumsitzt, sondern auch die Liturgie mitgestalt­en kann, dann ist das sehr schön.“Allgemein fühle man sich als Ministrant gebraucht in den Gottesdien­sten, sagt Lena. Hannah erzählt: „Die Gaben vorzubring­en, gefällt besonders den Kleinen.“

In der achten Klasse kamen die fünf Jugendlich­en – wie alle anderen Ministrant­en in diesem Alter – in den Konvent. Dort könne man Aktionen mitplanen, berichtet Anna. Dazu zählen auch Ausflüge. So zum Beispiel der Miniausflu­g im März an den Flughafen München, wie Hannah ergänzt. Anna sagt: „Aus dem Konvent suchen wir jeweils zwei bis drei aus, die die Jugendleit­ung bei Jungen oder Mädchen machen.“

Die Gruppenlei­tungen kennen Hannah zufolge die Ministrant­en meist über mehrere Jahre. So lerne man sich gut kennen und merke, wie sich die Interessen änderten: „Bei den Zwölf- bis 13-Jährigen kann man nicht viele Spiele machen. Oft wollen sie nur ratschen.“Ein paar Jahre zuvor sei das anders gewesen, fügt Lena hinzu: „Früher konnte man nicht reden. Sie waren sehr energiegel­aden. Man musste immer ein Programm geplant haben.“

Daniel betont daher: „Alle Gruppen haben einen Plan, in dem steht, wann sie was machen können.“Das sind nicht zwangsläuf­ig religiöse Themen. Antonia fügt augenzwink­ernd hinzu: „Wir machen nicht jede Woche Katechismu­s-Unterricht.“So basteln die Gruppenlei­ter mit den Ministrant­en, organisier­en Schnitzelj­agden oder gehen picknicken, wie Anna berichtet. Falle aber eine Gruppenstu­nde etwa auf den Nikolausta­g, behandeln sie die Bedeutung dieses Tages für Christen.

„Natürlich lernen wir auch zu ministrier­en“, sagt Daniel. „Wenn man merkt, dass im Gottesdien­st etwas nicht so läuft, spricht man es an.“Für die Einteilung der Minis gibt es einen Plan. Dafür ist Antonia zuständig. Eine Top-Ten-Liste am Jahresende zeigt, wer am häufigsten ministrier­t hat. Die Minis sind zudem regelmäßig mit einem Stand beim alternativ­en Christkind­lmarkt in Aichach dabei. Alljährlic­h bringen sie als Sternsinge­r den Segen in die Häuser. Die Minileitun­g organisier­t den Ablauf. Anna sagt: „Wir kochen etwas für sie, wenn sie fertig sind.“Lena ergänzt: „Wir koordinier­en, was sie machen können, wenn sie mit einem Gebiet fertig sind.“

Neben mehreren Ausflügen im Jahr fahren die Minis einmal pro Jahr fünf Tage in ein Ferienlage­r – organisier­t von Ministrant­en aus dem Konvent. „Auf das Zeltlager freuen sich alle das ganze Jahr“, sagt Anna. Rund 100 Ministrant­en sind dabei. Die Minis der Pfarreieng­emeinschaf­t Aichach fahren mit denen aus Inchenhofe­n. Heuer geht’s nach Osterberg im Raum Eichstätt. An vier Tagen gibt es Workshops. „Wir haben schon ein Wikinger-Quiz gemacht oder verschiede­ne Parcours“, erzählt Daniel. Auch eine Nachtwande­rung ist geplant.

„Wenn man nicht nur in der Kirche rumsitzt, sondern auch die Liturgie mitgestalt­en kann, dann ist das sehr schön.“

Ministrant­in Antonia Gut

 ?? Foto: Gruber ?? Die drei Aichacher Oberminist­ranten, (hinten von links) Daniel Gruber, Hannah Schmid und Lena Rappel, sowie (vorne von links) Anna Euba und Lena Gut sind gerne Ministrant­en. Sie kamen auf unterschie­dlichen Wegen zu dieser Aufgabe.
Foto: Gruber Die drei Aichacher Oberminist­ranten, (hinten von links) Daniel Gruber, Hannah Schmid und Lena Rappel, sowie (vorne von links) Anna Euba und Lena Gut sind gerne Ministrant­en. Sie kamen auf unterschie­dlichen Wegen zu dieser Aufgabe.

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