Ministrieren ist mehr als Beten
Kirche Messdiener übernehmen im Gottesdienst verschiedene Aufgaben. Auch abseits davon treffen sie sich regelmäßig, um etwas zu unternehmen. Wie Aichachs Minileiter und Oberminis zu diesem Amt kamen und was ihnen daran gefällt
Aichach Die Gaben zum Altar bringen, das Weihrauchfass schwenken oder das Gebetbuch für den Pfarrer halten – für Ministranten gibt es während des Gottesdienstes viel zu tun. Sie helfen bei den wöchentlichen Sonntagsgottesdiensten ebenso mit wie im Hochamt an Weihnachten oder in der Osternacht. Doch das Ministrantenleben spielt sich auch außerhalb der Messen ab. In der Pfarreiengemeinschaft Aichach mit den Filialen gibt es rund 150 Ministranten, etwa 100 von ihnen in Aichach. Sie sind zwischen neun und 18 Jahren alt.
Einmal pro Woche kommen Minis aus der vierten bis siebten Klasse ins Aichacher Pfarrzentrum. Sie basteln, ratschen, kochen oder unternehmen etwas anderes mit ihren Gruppenleitern. Acht Mini-Gruppen gibt es derzeit. Die Mädchen aus der siebten Klasse betreuen beispielsweise Hannah Schmid, Lena Rappel und Anna Euba. Hannah und Lena, beide 18, sind mit Daniel Gruber zugleich Oberministranten. Lena erklärt: „Wir waren alle Minileitungen, bevor wir Oberministranten wurden.“Daniel, 16, leitet mit Tom Markowski zwei BubenGruppen – eine mit Fünft-, eine mit Siebtklässlern.
Die fünf Jugendlichen kamen auf unterschiedlichen Wegen zum Ministrieren. Anna Euba beispielsweise wurde darauf aufmerksam, weil ihr großer Bruder bereits ministrierte. Lena erzählt: „Ich war öfter in der Kirche. Da wollte man irgendwann das Gewand der Ministranten anziehen.“Antonia Gut erinnert sich, dass nach der Erstkommunion die Pfarrei in ihrer Schule Werbung fürs Ministrieren machte. Daraufhin nahm die heute 17-Jährige an einem Schnuppernachmittag teil und war von den Aufgaben der Ministranten begeistert. Das hat sich bis heute nicht geändert: „Wenn man nicht nur in der Kirche rumsitzt, sondern auch die Liturgie mitgestalten kann, dann ist das sehr schön.“Allgemein fühle man sich als Ministrant gebraucht in den Gottesdiensten, sagt Lena. Hannah erzählt: „Die Gaben vorzubringen, gefällt besonders den Kleinen.“
In der achten Klasse kamen die fünf Jugendlichen – wie alle anderen Ministranten in diesem Alter – in den Konvent. Dort könne man Aktionen mitplanen, berichtet Anna. Dazu zählen auch Ausflüge. So zum Beispiel der Miniausflug im März an den Flughafen München, wie Hannah ergänzt. Anna sagt: „Aus dem Konvent suchen wir jeweils zwei bis drei aus, die die Jugendleitung bei Jungen oder Mädchen machen.“
Die Gruppenleitungen kennen Hannah zufolge die Ministranten meist über mehrere Jahre. So lerne man sich gut kennen und merke, wie sich die Interessen änderten: „Bei den Zwölf- bis 13-Jährigen kann man nicht viele Spiele machen. Oft wollen sie nur ratschen.“Ein paar Jahre zuvor sei das anders gewesen, fügt Lena hinzu: „Früher konnte man nicht reden. Sie waren sehr energiegeladen. Man musste immer ein Programm geplant haben.“
Daniel betont daher: „Alle Gruppen haben einen Plan, in dem steht, wann sie was machen können.“Das sind nicht zwangsläufig religiöse Themen. Antonia fügt augenzwinkernd hinzu: „Wir machen nicht jede Woche Katechismus-Unterricht.“So basteln die Gruppenleiter mit den Ministranten, organisieren Schnitzeljagden oder gehen picknicken, wie Anna berichtet. Falle aber eine Gruppenstunde etwa auf den Nikolaustag, behandeln sie die Bedeutung dieses Tages für Christen.
„Natürlich lernen wir auch zu ministrieren“, sagt Daniel. „Wenn man merkt, dass im Gottesdienst etwas nicht so läuft, spricht man es an.“Für die Einteilung der Minis gibt es einen Plan. Dafür ist Antonia zuständig. Eine Top-Ten-Liste am Jahresende zeigt, wer am häufigsten ministriert hat. Die Minis sind zudem regelmäßig mit einem Stand beim alternativen Christkindlmarkt in Aichach dabei. Alljährlich bringen sie als Sternsinger den Segen in die Häuser. Die Minileitung organisiert den Ablauf. Anna sagt: „Wir kochen etwas für sie, wenn sie fertig sind.“Lena ergänzt: „Wir koordinieren, was sie machen können, wenn sie mit einem Gebiet fertig sind.“
Neben mehreren Ausflügen im Jahr fahren die Minis einmal pro Jahr fünf Tage in ein Ferienlager – organisiert von Ministranten aus dem Konvent. „Auf das Zeltlager freuen sich alle das ganze Jahr“, sagt Anna. Rund 100 Ministranten sind dabei. Die Minis der Pfarreiengemeinschaft Aichach fahren mit denen aus Inchenhofen. Heuer geht’s nach Osterberg im Raum Eichstätt. An vier Tagen gibt es Workshops. „Wir haben schon ein Wikinger-Quiz gemacht oder verschiedene Parcours“, erzählt Daniel. Auch eine Nachtwanderung ist geplant.
„Wenn man nicht nur in der Kirche rumsitzt, sondern auch die Liturgie mitgestalten kann, dann ist das sehr schön.“
Ministrantin Antonia Gut