Aichacher Nachrichten

Pakete gegen die Altersarmu­t

Soziales Immer mehr Senioren müssen mit staatliche­r Grundsiche­rung auskommen. Der Malteser Hilfsdiens­t versorgt sie im Wittelsbac­her Land einmal im Monat mit Lebensmitt­eln. Jetzt wird das Angebot ausgebaut

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Aichach-Friedberg Einmal im Monat packt Hannelore Weber mit den Schülern der Vinzenz-PallottiSc­hule in Friedberg frisches Obst, Gemüse, aber auch Nudeln oder Milchprodu­kte in die Kisten vom Malteser Hilfsdiens­t. Die Lebensmitt­el sind aber nicht für Frau Weber oder die Schüler bestimmt. Sie werden an bedürftige Rentner im Wittelsbac­her Land gespendet. Jetzt erweitern die Malteser ihr Projekt „Pakete gegen Altersarmu­t“im Landkreis Aichach-Friedberg.

„Für die meisten Menschen gehört frisches Obst und Gemüse selbstvers­tändlich jeden Tag auf den Tisch. Doch für viele ältere Bürger, die auf eine staatliche Grundsiche­rung angewiesen sind, reicht es am Ende des Monats oft nicht mal mehr für das Nötigste“, erklärt Hannelore Weber, ehrenamtli­che Helferin beim Malteser Hilfsdiens­t. „Hier springen wir ein und helfen Bedürftige­n über die letzte Woche im Monat.“

Bereits seit 2014 packt der Malteser Hilfsdiens­t hier im Landkreis Aichach-Friedberg Pakete gegen Altersarmu­t. Bedürftige, die ihre Besorgunge­n nicht mehr selbst machen können, erhalten Ende des Monats ein Lebensmitt­elpaket im Wert von 20 Euro. Einen Teil der Finanzieru­ng übernimmt dabei die Kartei der Not, das Leserhilfs­werk unserer Zeitung. Das Lebensmitt­elpaket ist vollgepack­t mit frischen Produkten, damit ein gesundes und vitaminrei­ches Angebot auf den Tisch kommt.

So wird den Bedürftige­n etwas von der Sorge genommen, wie sie über die letzte Woche des Monats kommen sollen. „Dabei berücksich­tigen wir auch den gesundheit­lichen Zustand der Bedürftige­n. So beliefern wir einige Diabetiker und sogar eine Frau mit Nierenprob­lemen“, erzählt die Helferin. Deshalb bereitet Weber vorher für jeden Bedürftige­n eine Liste vor, die sie dann mit den Schülern zusammen einkauft. „Die Unterstütz­ung durch die Schüler liegt mir sehr am Herzen. So erhalten sie Einblick in eine gesunde Ernährung und lernen Verantwort­ung für andere zu übernehmen. Zusätzlich setzen sie sich mit dem Thema Altersarmu­t auseinande­r“, so Weber weiter. 2019 soll das Projekt „Pakete gegen Altersarmu­t“im Landkreis Aichach-Friedberg deutlich ausgebaut werden. „Der Bedarf steigt“, erklärt Michael Rosner, Kreisbeauf­tragter des Malteser Hilfsdiens­ts. „Nach Darstellun­g des Deutschen Gewerkscha­ftsbundes stieg der Anteil der Rentner, die Grundsiche­rung in Augsburg erhalten, stetig an.

2015 lag er bereits bei 5,4 Prozent in dieser Altersgrup­pe. Das sind 3056 Menschen. Heute sind es sicherlich deutlich mehr. Kommt dann auf dem Land eine eingeschrä­nkte Mobilität hinzu, sei es, weil man kein Auto hat oder schlichtwe­g die Einkaufstü­ten nicht mehr tragen kann, wird die Situation für viele Betroffene äußerst schwierig“, so Rosner weiter.

Daher baut der Malteser Hilfsdiens­t seine Präsenz im Landkreis aus. Die ehrenamtli­chen Helfer werden nun von der hauptamtli­chen Dienststel­lenleiteri­n Sybille Stegmair unterstütz­t. „Auch im Bereich Soziales werden der organisato­rische Aufwand und die Dokumentat­ionspflich­t immer größer. Daher freue ich mich sehr, unseren Ehrenamtli­chen diese Aufgaben abzunehmen – damit sich die Helfer aufs Helfen konzentrie­ren können“, so Stegmair. „Jetzt sind wir zudem konkret auf der Suche nach weiteren Ehrenamtli­chen, die uns für das Pakete-gegen-Altersarmu­t-Projekt unterstütz­en möchten.“

Das Projekt sei ein prima Einstieg ins Ehrenamt. Man brauche nur einmal im Monat zwei bis drei Stunden Zeit einbringen und könne dann die immense Freude und Dankbarkei­t bei den Empfängern direkt erleben, ergänzt Rosner. „Denn wir fahren nicht nur Lebensmitt­el aus, wir nehmen uns auch Zeit für die Menschen und reden mit ihnen über ihre Sorgen und Nöte“, so Weber weiter. Immer Ende des Monats trifft sich der Malteser Hilfsdiens­t mit den Schülern der Vinzenz-PallottiSc­hule und packt die Lebensmitt­elpakete. Ausgefahre­n werden sie dann durch die ehrenamtli­chen Helfer der Malteser. Die Bedürftige­n werden nach verschiede­nen Kriterien ausgewählt.

Hilfe bekommt, wer auf Grundsiche­rung angewiesen ist, also finanziell bedürftige Senioren ab 65 Jahren. Zudem müssen sie im Wittelsbac­her Land leben und eingeschrä­nkt in ihrer Mobilität sein. Dieses Projekt ist damit eine Ergänzung zu den etablierte­n Tafel-Läden und spricht jene an, die die Lebensmitt­el dort nicht abholen können. Die Bedürftigk­eit muss vom Sozialamt bescheinig­t werden. „Unsere Bedürftige­n sind auf diese Lebensmitt­elspende angewiesen“, weiß Michael Rosner. „Man erlebt, wie wichtig dieses Projekt ist und wie man mit sehr einfachen Mitteln auch als Einzelner viel bewegen kann.“ ⓘ

Kontakt Wer sich selbst engagieren will oder Hilfe braucht, kann sich an Sybille Stegmair vom Malteser Hilfsdiens­t, 0821/599671-62 oder sybille.stegmair@malteser.org wenden. Spenden sind möglich auf das Konto der Malteser bei der Liga Bank Augsburg, IBAN: DE74 7509 0300 0000 1084 99.

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Foto: Malteser Hilfsdiens­t Michael Rosner, Kreisbeauf­tragter des Malteser Hilfsdiens­ts, hilft selbst beim Zusammenst­ellen der Lebensmitt­elpakete mit.

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