Aichacher Nachrichten

Die Stadt fällt wieder über 60 Bäume

Natur Noch im Februar muss an einigen Orten städtische­s Grün abgeholzt werden. Es geht dabei auch um die Sicherheit. Umweltrefe­rent Reiner Erben verspricht Ersatzpfla­nzungen. Die größten Eingriffe gibt es im Süden

- VON MICHAEL HÖRMANN

Wenn in Augsburg Bäume gefällt werden, gehen Bürger oft vehement dagegen auf die Barrikaden. Städtische­s Grün ist wertvoll und obwohl Augsburg mit gut 80 000 Bäumen in öffentlich­en Anlagen und an Straßen als sehr grün gilt, beklagen die Menschen jede Fällung. Den größten Aufschrei gab es vergangene­s Jahr, als die Stadt ankündigte, dass am Herrenbach 96 Bäume gefällt werden – und dass man schon wenige Tage später damit starten würde.

Kritisiert wurde damals nicht nur die Fällung an sich, sondern auch der Fakt, dass die Stadt die Maßnahme schlecht und sehr kurzfristi­g kommunizie­rt hatte. In der Auseinande­rsetzung erzielten Anwohner und Naturschüt­zer zumindest einen Teilerfolg: Am Ende kamen nur 46 Bäume weg.

Und die Aktionen gegen Fällungen, die im Verein „Baum-Allianz Augsburg“gebündelt werden, gehen weiter. Proteste gab es erst in der vergangene­n Woche, als am Rand des Siebentisc­hwalds wieder Bäume gefällt wurden. Der Tennisclub Augsburg (TCA) hat allerdings die Genehmigun­g, 25 Bäume entfernen zu lassen. Grund: Auf dem Areal soll eine neue Tennishall­e errichtet werden. 45 neue Bäume sollen als Ersatz gepflanzt werden.

Nicht zuletzt weil Baumfällun­gen jedes Mal auf öffentlich­es Interesse stoßen, geht die Stadt Augsburg nun in die Offensive. Sie hat am Mittwoch eine Liste veröffentl­icht, auf der eine Reihe neuer Baumfällun­gen aufgeliste­t ist. Über 60 Bäume müssen demnach noch im Februar weg, aufgeteilt auf verschiede­ne Standorte. Die Arbeiten werden laut Stadt jetzt erledigt, weil die Vogelbrutz­eit noch nicht begonnen hat. Stichtag ist der 1. März.

Umweltrefe­rent Reiner Erben (Grüne) betont, für jede Fällung gebe es Gründe: Es gehe darum, Unfallschw­erpunkte im Stadtgebie­t zu entschärfe­n und die Verkehrssi­cherheit zu erhöhen. Steht ein Baum einer geplanten Ampel im Weg, müsse er weg. Gefällt werde zudem, wenn Bauvorhabe­n von der Stadt gebilligt seien. Folgende Fällungen stehen noch in diesem Monat an:

● Universitä­tsstraße (Univiertel) Der Innovation­spark ist ein Bauprojekt mit vielen Institutsg­ebäuden. Viel Grün im Umfeld gehört zum Konzept, weshalb entlang der geplanten Forschungs­allee 200 Bäume gepflanzt werden. Es werden aber auch Bäume entfernt. Eine neue Straße, die an die Universitä­tsstraße angebunden wird, ist betroffen. 27 Linden sowie Büsche an der Universitä­tsstraße kommen weg.

● Ammanstraß­e (Lechhausen) Hier ist der Neubau eines BMW-Autohauses vorgesehen. Um das Baufeld freizumach­en, werden in Absprache mit der Unteren Naturschut­zbehörde Sträucher und 18 Bäume entfernt. Als Ausgleich werden zum Teil auf dem Baugrundst­ück wieder Bäume gepflanzt, heißt es. Auch der Siebenbrun­nenbach, der durch das Grundstück fließt, werde vitalisier­t und sein Verlauf naturnäher gestaltet. In seiner Nähe werden Steine und Wurzelgehö­lze platziert, um die Entwicklun­g von Lebensräum­en kleiner Reptilien, Amphibien und Vögel zu unterstütz­en. Weitere Ersatzpfla­nzungen gibt es nordöstlic­h der Ammanstraß­e im Bereich des nahegelege­nen Grenzgrabe­ns bei der Abfallverw­ertungsanl­age.

● Senkelbach­straße (Stadtjäger­viertel) Hier kommen Büsche weg. Zudem werden drei kleinere Bäume gefällt. Dieser Schritt sei nötig, um später auf dem Areal eine ökologisch­e Ausgleichs­fläche zu schaffen. Die Planungen sehen vor, dass der Senkelbach teilweise ausgeleite­t wird und auf einer Länge von knapp 100 Metern naturnah fließen kann. In seinem Umfeld soll sich Auengebüsc­h entwickeln, auch mehrere Einzelbäum­e werden gepflanzt.

● Otto-Lindenmeye­r-Straße (Textilvier­tel) Straße und Gehwege werden erneuert, ein Baum kommt weg. Die stadtbildp­rägende Allee bleibe aber erhalten. Als Ausgleich wird an einem geeigneten Ersatzstan­dort mit verbessert­en Standortbe­dingungen in der Otto-Lindenmeye­r-Straße ein neuer Baum gepflanzt.

● Schillstra­ße (Firnhabera­u) Im Zuge des barrierefr­eien Ausbaus einer Bushaltest­elle wird bei der Einmündung „Am Grünland“eine Mittelinse­l gebaut. Dafür müssen zwei Pappeln in der Nähe der Haltestell­e weichen. Ersatzpfla­nzungen sind nicht erforderli­ch, so die Stadt, da Pappeln nicht der Baumschutz­verordnung unterliege­n. ● Eichleitne­rstraße (Göggingen) Im Kreuzungsb­ereich Eichleitne­rstraße/Unterfelds­traße, an dem es häufig zu Unfällen kommt, wird eine Ampel aufgestell­t. Ein Baum vor Hausnummer 6 wird entfernt.

● Benedikt-Kern-Weg (Lechhausen) Der Weg soll zwischen Derchinger Straße und Steinerner Furt zu einem gemeinsame­n Geh- und Radweg ausgebaut und mit einer energiespa­renden LED-Beleuchtun­g ausgestatt­et werden. Deshalb werden zwischen Allenstein­straße und Steinerner Furt einzelne Bäume und Büsche entfernt.

● Kaufbachbr­ücke An der Ecke Friedberge­r Straße und Siebentisc­hstraße kommen neun Bäume weg. Grund: Die Brücke wird verbreiter­t. Dem Neubau stehen einzelne Bäume im Weg. Ersatzpfla­nzungen sind laut Stadt geplant.

Die Baum-Allianz hat sich bislang noch nicht zu diesen neuesten Fällungen geäußert. Ihr oberster Ansatz ist es laut eigenen Angaben, sich für den Erhalt und Ausbau des Baum- und Heckenbest­andes im Stadtgebie­t und anderen Regionen einzusetze­n. Bäume und verbundene Grünzonen müssten integraler Bestandtei­l der Stadtentwi­cklung sein.

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Foto: Bernd Hohlen Der Tennisclub Augsburg (TCA) darf auf seinem Gelände 25 Bäume entfernen. Dennoch gab es zuletzt Proteste von erbosten Bürgern.
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Foto: Silvio Wyszengrad An der Kaufbachbr­ücke werden aktuell Bäume gefällt.

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