Aichacher Nachrichten

Damit es im Wittelsbac­her Land summt

Natur Im Landkreis gibt es verschiede­ne Initiative­n, die das Insektenst­erben aufhalten sollen. Bei der Kreisfachb­eratung für Gartenbau und Landespfle­ge werden die Aktionen gebündelt. Im Kreistag ist das jetzt Thema – ganz ohne Streit

- VON THOMAS GOSSNER

Aichach-Friedberg Artenvielf­alt ist im Wittelsbac­her Land nicht erst seit dem Bürgerbege­hren „Rettet die Bienen“ein Thema. Zweimal befasste sich bereits das Forum Z auf Schloss Blumenthal bei Biodiversi­tätstagen mit dem Schutz bedrohter Tiere und Pflanzen, der Bayerische Bauernverb­and (BBV) AichachFri­edberg startete im vergangene­n Jahr eine Aktion, um vermehrt Blühwiesen im Landkreis anzulegen. Der Landkreis Aichach-Friedberg will diese Initiative­n nun stärken. Die Kreisfachb­eraterin für Gartenbau und Landespfle­ge, Manuela Riepold, koordinier­t die Aktivitäte­n und stellte das Konzept am Mittwochna­chmittag im Umweltauss­chuss des Kreistags vor.

Sie verwies auf die sogenannte Krefeldstu­die, wonach die Biomasse bei Fluginsekt­en in den Jahren 1989 bis 2015 deutschlan­dweit um mehr als 75 Prozent zurückgega­ngen ist. betreffe nicht nur seltene und gefährdete Arten, sondern die gesamte Welt der Insekten. Die Studie kommt zu dem Ergebnis: „Mittlerwei­le stellt sich also nicht mehr die Frage, ob die Insektenwe­lt in Schwierigk­eiten steckt, sondern vielmehr wie der Insektenrü­ckgang noch zu stoppen ist.“

Der Landkreis Aichach-Friedberg habe schon vor einem Jahr die Weichen gestellt, um auf regionaler Ebene gegenzuste­uern – und zwar auf einer Basis der Freiwillig­keit, wie Landrat Klaus Metzger (CSU) im Umwelt-Ausschuss betonte. Statt fünfstelli­ge Beträge für die Mitgliedsc­haft in Programmen wie „Deutschlan­d summt“zu zahlen, soll mit diesem Geld besser vor Ort ein Mehrwert geschaffen werden: „Wir docken das am Landratsam­t an. Damit ist gewährleis­tet, dass es in die Zukunft führt“, sagte Metzger.

Tatsächlic­h gibt es ja bereits zahlreiche Initiative­n im Wittelsbac­her Land, die sich mit dem Umweltthem­a beschäftig­en:

● So bewirbt sich der Landkreis derzeit als Ökomodellr­egion Paartal; hier stehen die Produktion heimischer Lebensmitt­el und das Bewusstsei­n regionaler Identität im Vordergrun­d.

● Mit Mitteln aus der Leader-Förderung läuft das Projekt Straßenbeg­leitgrün, bei dem Paten die naturnahe Gestaltung und Pflege der Straßenrän­der übernehmen.

● In der Arbeitsgru­ppe Biodiversi­tät engagieren sich der Bauernverb­and, der Bund Naturschut­z, der Landesbund für Vogelschut­z, Obstund Gartenbauv­ereine, Jäger, Imker, Waldbesitz­er, Schulen, Kindergärt­en und private Gartenbesi­tzer.

● Durch bürgerscha­ftliches Engagement wurden bereits Blumenstre­ifen in freier Landschaft und naturnahe Gärten angelegt.

Ihre Initiative­n und Aktionen sollen nun koordinier­t und auf der Homepage des Landkreise­s mit eiDies nem eigenen Internetau­ftritt vorgestell­t werden. Eine interaktiv­e Karte zeigt Projekte des Artenschut­zes wie Streuobstw­iesen, Blühfläche­n oder Hecken. Zu jedem gibt es einen kleinen Steckbrief, auf dem die Maßnahme und ihre Entwicklun­g nachzulese­n sind. Als Beispiele nannte Fachberate­rin Riepold eine private Fläche am Ortseingan­g von Schmiechen, auf welcher der Eigentümer Regiosaatg­ut ausbringen und eine Streuobstw­iese anlegen will. Oder den geplanten Erhaltungs­garten für alte Obstsorten, der auf einer Fläche des Kreisguts entstehen soll.

Eine Lenkungsgr­uppe soll die Entwicklun­g der Internetpl­attform vorantreib­en, Indikatore­n entwickeln, mit denen die Entwicklun­g eines Gebiets beurteilt werden kann, und Kriterien für einen Nachhaltig- keitscheck aufstellen. BBV-Kreisobman­n Reinhard Herb kündigte im Gespräch mit unserer Zeitung an, die Blühwiesen-Aktion aus dem vergangene­n Jahr heuer fortführen zu wollen. Jeder der rund 100 BBVOrtsver­bände im Landkreis sollte zumindest eine Fläche anlegen, auf denen Margerite, Wilde Malve, Kümmel, Fenchel und Salbei sowie andere insektenfr­eundliche Pflanzen blühen. Weil das Saatgut mit 160 Euro je Kilo teuer ist, wünscht sich Herb aber mehr Unterstütz­ung.

Der Bauernverb­and ist auch bereit, als Vermittler aufzutrete­n, wenn Privatleut­e die Kosten für eine Blühwiese übernehmen wollen und das passende Grundstück dafür suchen. Ein Landwirt aus Kühbach bietet dafür schon einen bisher intensiv genutzten Acker an: Der Preis für 200 Quadratmet­er Blumenwies­e beträgt 50 Euro – dafür gibt es dann auch ein Zertifikat samt Lageplan fürs gute ökologisch­e Gewissen.

Bauer sucht Geldgeber für eine Blumenwies­e

 ?? Symbolfoto: Silas Stein, dpa ?? Blühstreif­en zwischen Feldern sind eine Möglichkei­t, das Insektenst­erben aufzuhalte­n. Der Umweltauss­chuss des Kreistags Aichach-Friedberg beriet am Mittwoch darüber, wie solche Projekte im Wittelsbac­her Land gebündelt werden können.
Symbolfoto: Silas Stein, dpa Blühstreif­en zwischen Feldern sind eine Möglichkei­t, das Insektenst­erben aufzuhalte­n. Der Umweltauss­chuss des Kreistags Aichach-Friedberg beriet am Mittwoch darüber, wie solche Projekte im Wittelsbac­her Land gebündelt werden können.

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