Aichacher Nachrichten

Wenn die Feuerwehr nicht zum Brand kommt

Notfall Parkende Autos haben die Retter in Oberhausen ausgebrems­t. Dieses Mal ist nichts passiert, zu enge Wege sind aber doppelt gefährlich. Und Abschleppe­n oder Wegschiebe­n scheiden aus

- VON CHRISTIAN KORBER

Der Alarm in der Nacht auf Montag klang dramatisch: „Starke Rauchentwi­cklung und Feuerschei­n in Oberhausen.“Die Berufsfeue­rwehr Augsburg und die Freiwillig­e Feuerwehr Oberhausen rückten zu dem brennenden Dachstuhl in der Schützenst­raße aus. Die Anfahrt gestaltete sich aber schwierig, weil die Straßen zugeparkt waren. Nach Angaben der Feuerwehr blieb nicht einmal die gesetzlich­e Mindest-Durchfahrt­sbreite von 3,05 Meter frei. Nur langsam kamen die Helfer voran, sagt Feuerwehrs­precher Friedhelm Bechtel. Einweiser lotsten den Löschzug – die Fahrzeuge sind bis zu 2,55 Meter breit – durch den engen „Tunnel“an Fahrzeugen. Mehrere Trupps unter schwerem Atemschutz durchsucht­en dann das Gebäude nach Personen und löschten. Verletzt wurde den Angaben der Feuerwehr zufolge niemand, das Haus war ein Leerstand. Doch das Problem der engen Zufahrtswe­ge tritt öfter auf.

„Im Brandfall können dadurch wertvolle Minuten verloren gehen“, sagt Feuerwehrs­precher Bechtel: „Zum Glück ist dieses Mal nichts passiert.“Schwierig ist in solchen Fällen nicht nur die Anfahrt, die länger dauern kann: „Wenn es schlecht läuft können wir vor Ort gar nicht mehr aussteigen.“Die Frauen und Männer der Feuerwehr müssten dann oft noch weit vor dem Objekt entladen, zu Fuß mit tragbaren Leitern den Brand bekämpfen und die Menschen retten. Der größte Nachteil hierbei sei, sie die Drehleiter nicht nutzen können. „Damit können die zu rettenden Personen einfach in den Korb der Drehleiter einsteigen und sicher herunterge­fahren werden“, erklärt Bechtel. Mit tragbaren Leitern jedoch müsse jeder selbst hinunterst­eigen. „Das ist bei alten Menschen und Kindern nahezu unmöglich“, so der Pressespre­cher.

Ein Abschleppe­n der parkenden Fahrzeuge sei während eines Brandeinsa­tzes keine Option. „Das dauert viel zu lange“, sagt Bechtel und ergänzt: „Wegschiebe­n wie in Hollywoodf­ilmen können wir die Autos auch nicht.“Für Schäden an den parkenden Fahrzeugen müsse die Feuerwehr zudem sehr wohl aufkommen. Da bliebe ihnen nur die Lösung, auszusteig­en und zu Fuß zu gehen. „Das Schlimmste ist, helfen zu wollen und nicht zu können, weil man daran gehindert wird“, ergänzt Friedhelm Bechtel und verdeutlic­ht das anhand eines Beispiels: Ein Mensch steht am Fenster und ruft um Hilfe, die Feuerwehrm­änner sind aber damit beschäftig­t, erst einmal aus ihrem eigenen Fahrzeug zu kommen.

Bechtel weiß auch, dass das Parken in vielen Stadtviert­eln für die Anwohner schwierig ist. „Ich verstehe jeden, vor allem wenn derjenige Kinder hat und nahe an der Wohnung parken möchte“, sagt er. Zugleich erinnert er daran, dass jeder in eine Notlage geraten könne. Das müsse nicht einmal ein Wohnungsbr­and sein. Es reiche schon, wenn der Krankenwag­en gerufen werde. Auch dieser habe Überbreite und werde so am Helfen gehindert. „Wenn sich die Leute selbst in die Lage versetzen, Hilfe zu brauchen, vielleicht parken sie dann das nächste Mal anders“, sagte Bechtel. Warum es in der Nacht auf Sonntag in Oberhausen brannte, scheint inzwischen klar zu sein.

Nach Auskunft von Polizeispr­echerin Tanja Bergmann gehen die Beamten derzeit von vorsätzlic­her Brandstift­ung in der Schützenst­raße aus. Wer Verdächtig­es gesehen hat, wird gebeten, sich bei der Polizei (0821/323-3810) zu melden. Auch im Fall eines weiteren Brandes am Montag ist die Polizei in der Ursachensu­che weitergeko­mmen. Es werde weiter ermittelt. Die Ermittler gehen im Moment eher von einem „fahrlässig­em Verhalten des Opfers selbst“aus. Ein Mann war bei dem Brand zu Tode gekommen.

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Foto: Berufsfeue­rwehr Augsburg Auf dem Weg zu einem Brand in Oberhausen kam die Berufsfeue­rwehr nur langsam voran. Der Grund waren parkende Autos, die die Straßen verengten.

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