Erlebbare Ecknach muss warten
Sitzung Preisexplosion überrascht den Adelzhausener Rat. Die Gemeinde denkt über eine neue Ausschreibung nach
Adelzhausen Im Optimalfall sollten an der Ecknach in Adelzhausen bereits heuer die Bagger rollen. Am Mittwoch wollte die Gemeinde den Zuschlag vergeben. Weil aber nur ein Angebot abgegeben wurde, das die Kalkulation auch noch um 85000 Euro übersteigt, prüft Bürgermeister Lorenz Braun erst einmal alle Eventualitäten und hofft auf höhere Leader-Förderungen. Klar ist aber: Günstiger wird das Vorhaben so schnell nicht.
Sie sei schon lieber nach Adelzhausen gekommen, sagte Landschaftsarchitektin Katrin Mohrenweis am Mittwoch. Eigentlich sollte der Gemeinderat in seiner ersten Sitzung des Jahres die Aufträge für das „Wassererlebnis Ecknach“vergeben, eigentlich eine reine Formsache. Doch Mohrenweis brachte, wie sie sagte, „schlechte Nachrichten“in die Autobahngemeinde. Nur eine Firma hätte Interesse daran, die Ecknach erlebbar zu machen. Dafür verlangt sie stolze 346 000 Euro. Das sind rund 85 000 mehr als angenommen. „Und das ist nicht unverschämt“, gab Mohrenweis zu verstehen. Dass die Kosten in der Baubranche steigen, ist ihr klar. Mit einer solchen „Preisexplosion“hätte die Landschaftsarchitektin aber nicht gerechnet.
Die Planungen hat sie von Anfang an mitbegleitet. Eine Ideenwerkstatt, in der die Bürger ihre Vorstellungen von einer erlebbaren Ecknach vorbrachten und Jahre der Planung liegen hinter ihr und dem Gemeinderat: 100 Quadratmeter Pflaster, ein Fußweg und zwei Stege auf eine Insel sollten entstehen.
2016 wurden die Kosten noch auf 262000 Euro geschätzt. Rund 110000 davon sollten über das Leader-Förderprogramm der EU finanziert werden. Nun wurde Anfang Januar ausgeschrieben: 17 Firmen erhielten eine Angebotsaufforderung, nur eine antwortete. So machte sich Ernüchterung breit, Ratlosigkeit kam hinzu, als die Gemeinderäte die veranschlagte Summe auf den Zetteln vor ihnen sahen. Vergeben könnte man den Auftrag trotzdem, stellte die Landschaftsarchitektin klar. Doch die Fördersumme bliebe gleich: außer, der Gemeinderat beschließe, den Auftrag erneut auszuschreiben und vorher eine höhere Fördersumme zu beantragen. Aber das würde dauern. „Kurzfristig geht nichts“, meinte Mohrenweis. Das leuchtete ein.
Vorschnell entscheiden wollte am Mittwoch niemand in Adelzhausen. Braun und Mohrenweis wollen nun allerdings erfragen, ob eine höhere Förderung möglich wäre, bevor man neu ausschreibt. Bislang scheint das die einzige Lösung zu sein. Es sei denn, man beiße in den „sauren Apfel“und lege das Geld auf den Tisch, wie Franz-Xaver Oswald (Alternative) analysierte.
Abspecken, so der Grundtenor im Gremium, wolle man nämlich nicht, das Projekt auf unabsehbare Zeit in die Zukunft schieben ebenso wenig. „Wir haben viel Herzblut in die Sache gesteckt“, machte Bürgermeister Lorenz Braun (PWG) klar. „Und die Preise werden sich nicht ändern“, vermutete Peter Gerrer (PWG). „In zwei Jahren fahren wir wahrscheinlich nicht günstiger.“
Hermann Setzmüller (PWG) schlug vor, die Bürger beim Bau des Wassererlebnisses mit „ins Boot zu holen“. Eigenarbeit spare Geld und stärke vielleicht sogar die Dorfgemeinschaft.
Einen Beschluss fassten die Adelzhausener am Mittwoch nicht, der dürfte erst in der nächsten Sitzung am 6. März fallen. Wie es dann weitergeht, und ob das Projekt „noch zu retten“sei, wie es Braun ausdrückte, wird sich dann zeigen.
Doch eines ist gewiss: Auf die erlebbare Ecknach müssen die Einwohner von Adelzhausen noch ein bisschen länger warten.