Mit dem Motorrad ans Ende der Welt
Abenteuer Vier Wochen lang ist Franz Grieser aus dem Adelzhauser Ortsteil Landmannsdorf mit Markus Maier aus Aichach durch Patagonien und Feuerland gereist. Auf den über 10 000 Kilometern waren sie oft sprachlos vor Staunen
Bis ans Ende der Welt: Eine Motorradreise durch Patagonien und Feuerland hat Franz Grieser aus Landmannsdorf (Gemeinde Adelzhausen) gemeinsam mit Markus Maier aus Aichach unternommen. Es handelt sich um die Fortsetzung der SüdamerikaReise von 2017 (wir berichteten). Grieser berichtet auch diesmal, was er auf seiner über 10000 Kilometer langen Tour erlebt hat – in mehreren Diavorträgen (siehe Infokasten) und in unserer Zeitung. Ich stehe hier auf knapp 3000 Meter am Vulkan Villarrica in Chile. Mit Nagelschuhen, Helm und Eispickel ausgerüstet, sind wir unterwegs zum Gipfel. Die letzten 1000 Höhenmeter auf Eis und Schnee habe ich verhältnismäßig gut hinter mich gebracht. Doch jetzt plagen mich schmerzhafte Wadenkrämpfe an beiden Beinen. Markus, mein Reisebegleiter, spricht mir Mut zu. Er ist topfit und will natürlich wie ich den Kraterrand erreichen. Jetzt, kurz vor dem Ziel aufzugeben, ist keine Option für uns. Die Tour Guides, die gut zahlende Touristen hier heraufbringen, haben mich längst abgeschrieben. Wir beide sind auf eigene Faust unterwegs.
Die Führer raten Markus, mich wieder hinunterzubringen. Doch ich kämpfe eisern und erreiche nach mehreren Pausen endlich den Kraterrand. Jetzt stehe ich nur noch sprachlos da und genieße die unglaubliche Aussicht auf die umliegenden Vulkane. Nicht weniger als sieben sind von hier oben zu sehen. Der Lago Villarrica und mehrere kleine Seen liegen wie blaue Farbtupfer in der Landschaft.
Dieses einmalige Bergerlebnis ist nur der Anfang unserer vierwöchigen Motorradreise durch Patagonien. Durch märchenhafte Araukarienwälder führt uns unsere Route immer wieder vorbei an schneebedeckten Vulkanen. Immer wieder wir von Chile nach Argentinien und wieder zurück. Glasklare Flüsse durchziehen das wilde, beinahe unbewohnte Land. Unbeschreiblich schöne Seen in allen Farbnuancen sind umgeben von farbigen, mit Gletschern behangenen Bergzügen, die der Vulkanismus vor Jahrmillionen erschaffen hat. Manche Seen sind so tiefblau, dass es kaum zu glauben ist. Andere leuchten smaragdgrün in der Sonne.
Auf der „Carretera Austral“erreichen wir den „Lago General Carrera“. Der See ist bekannt für seine Marmor-Höhlen. Es gibt Orte auf dieser Welt, die uns einfach nur zum Staunen bringen. Beim Betrachten kann man kaum glauben, dass Mutter Natur diese Phänomene erschaffen hat und sie nicht etwa ein Maler gemalt hat. So ein Phänomen sind mit Sicherheit die Marble Caves, die Marmor-Höhlen, in Chile. Das Türkis des Wassers steht im krassen Kontrast zu den bunten Farben der Höhlen. Die Höhlen in der Region Aysén gehören zu einem der außergewöhnlichsten Naturwunder dieser Erde. Nicht weniger beeindruckend ist der Perito-Moreno-Gletscher. Er ist einer der größten Auslassgletscher der südamerikanischen Anden. Basierend auf Satellitenaufnahmen von 1999 wurde eine Gletscherfläche von 254 Quadratkilometern ermittelt. Zeitweise überbrückt der Gletscher den gesamten Seitenarm des „Lago Argentino“und erreicht das gegenüberliegende Ufer ganz im Westen der Magellan-Halbinsel. Die Kalbungsfront des Gletschers ist dabei fünf Kilometer lang, ihre Höhe liegt 55 bis 77 Meter über der Wasserlinie. Dieser Gletscher ist der einzige weltweit, der nach wie vor wächst. Wortlos stehen wir auf der Aussichtsplattform und sind fasziniert von den unglaublichen Dimensionen dieses Naturschauspiels.
Es ist der 24. Dezember 2018. Weihnachten. Es ist kalt, windig und regnerisch im Süden Patagoniens. Wir befinden uns am Rande des Nationalparks „Torres del Paine“. Im Umkreis von 70 Kilometern ist weit und breit keine Unterkunft für uns zu finden. Wir kommen uns vor wie das heilige Paar bei der Herbergssuche. Wir klopfen bei einem einsamen Häuschen an der Tür. Ein Gaucho wohnt hier mit seiner Familie. Der nette Mann lässt uns die Zelte an einem windgeschützten Platz im Garten aufstellen und bittet uns ins warme Haus. Zusammen mit seiner Familie verbringen wir den Heiligen Abend. Schon mehrmals habe ich auf meinen Reisen erlebt, dass man von den Ärmsten der Bevölkerung oft die größte Gastfreundschaft erfährt.
Nach mehr als 10 000 Kilometern Fahrt in der windgepeitschten arwechseln gentinischen Pampa erreichen wir endlich unser Ziel: Fin del Mundo, das Ende der Welt in Ushuaia. Die Motorräder sehnen sich mittlerweile nach einem Werkstattaufenthalt. Von Kolumbien bis hierher haben sie immerhin auf mehr als 21 000 Kilometern – bis auf einen Öl- und Reifenwechsel – keinerlei Wartung bekommen.
Die nächsten 5000 Kilometer zurück nach Santiago werden spannend und abenteuerlich. Viele Pannen, aber auch viele schöne Erlebnisse lassen keine Langeweile aufkommen. Auch auf dieser Reise konnten wir mit unseren Spendengeldern Waisenhäuser, kirchliche Einrichtungen und arme Menschen unterstützen.