Aichacher Nachrichten

Dann lieber Schlaglöch­er…

- VON CARMEN JUNG jca@augsburger-allgemeine.de

Wer die Wahl hat, dürfte sich vermutlich fürs Schlagloch entscheide­n. Die Wahl zwischen einer neuen Straße auf der einen und einigen Tausend Euro im Geldbeutel auf der anderen Seite. Es ist verständli­ch, dass Anwohner wie die vom Gebenhofer Saumweg fordern, ihren Straßenbau zu verschiebe­n. Denn in zwei Jahren müssen sie dafür nicht mehr zahlen.

Junge Familien, die bald einen Bauplatz in Affing kaufen, haben diese Chance nicht. Sie werden wie überall andernorts auch zur Kasse gebeten – mit 90 Prozent der Straßenbau­kosten. So gesehen ist die „Altfall-Regelung“völlig ungerecht gegenüber diesen Familien und gegenüber allen anderen, die jemals Erschließu­ngsbeiträg­e bezahlt haben. Deshalb: Wenn es gerecht zugehen soll, müssen alle Gemeinden fix ihre alten Straßen fertig bauen und die Anwohner zur Kasse bitten. Das aber wird allein schon zeitlich nicht gehen. Obendrein ist es unpopulär. Wer mag schon solche Beschlüsse fällen, wenn eine Kommunalwa­hl vor der Tür steht? Die Gemeinden können sich nur falsch entscheide­n: entweder gegen ihre eigenen Finanzen oder gegen die eigenen Bürger.

Die Ursache des Dilemmas sind die Straßenaus­baubeiträg­e, die die CSU so flott vor der Landtagswa­hl abgeschaff­t hat, nachdem die Freien Wähler Druck aufgebaut hatten. Nun können Kommunen für ihre Altfälle nach Ablauf der Frist 2021 nicht mal mehr Ausbaubeit­räge als Ersatz für die Erschließu­ngsbeiträg­e verlangen. Dafür können sich die Kommunen bei diesen beiden Parteien bedanken. Die Kommunen sind, um mit Affings Drittem Bürgermeis­ter Stefan Matzka zu sprechen, „die Lackierten bei dem ganzen Straßenwah­nsinn“. Als Ersatz für die entgangene­n Beiträge hat der Freistaat heuer 100 und im Jahr 2020 150 Millionen Euro für die Gemeinden eingeplant. Doch nicht nur in Affing gibt es Zweifel, ob das reicht. Am Ende haben die Gemeinden erneut den Schwarzen Peter und müssen sich im Zweifelsfa­ll selbst fürs Schlagloch entscheide­n.

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