Aichacher Nachrichten

Peter Feile ist Friedbergs neuer Ehrenbürge­r

Auszeichnu­ng Zu seinem 80. Geburtstag erhält der langjährig­e Stadt- und Kreisrat am Sonntag eine besondere Würdigung. Das politische Engagement ist für ihn eine Selbstvers­tändlichke­it

- VON THOMAS GOSSNER

Friedberg Politik gehört für Peter Feile von Kindesbein­en an zum Leben. Sein Vater Nikolaus war nach dem Krieg Mitbegründ­er des SPDOrtsver­eins Spickel-Hochzoll, Stadtrat in Augsburg und für lange Jahre Vizepräsid­ent des Bezirkstag­s von Schwaben. Zu Hause gingen sozialdemo­kratische Größen wie OB Wolfgang Pepper oder der Gewerkscha­fter Wilhelm Deffner ein und aus. „Ich bin in die SPD hineingewa­chsen“, sagt Feile: „Das ist früher eine Art Familie gewesen.“So wurde politische­s Engagement auch für ihn ganz selbstvers­tändlich. Zu seinem 80. Geburtstag am Sonntag erhält er bei einem Festakt im Schloss darum die Friedberge­r Ehrenbürge­rwürde.

Mit 27 Jahren zog Feile im Herbst 1966 nach Friedberg und fand schnell Kontakt zur hiesigen Partei. Männer wie der damalige Bundestags­abgeordnet­e Alois Strohmayr und der Ortsverein­svorsitzen­de Oswald Teuber nahmen ihn unter ihre Fittiche. Schon kurze Zeit später saß Feile dem Kreisverba­nd der SPD vor und hatte im Zug der Gebietsref­orm die Aufgabe, eine gemeinsame Gliederung mit dem LandkreisN­orden zu schmieden. „Es hieß damals, es gebe Ortsverein­e in Pöttmes und Aindling“, erinnert sich Feile: „Wir haben sie gesucht, aber nicht gefunden.“Außer in der neu- Kreisstadt gab es keine Parteistru­kturen im ganzen Aichacher Land.

Und das trotz der Aufbruchss­timmung, die viele Menschen seinerzeit erfasste. Die SPD regierte erstmals mit – erst in der Großen Koalition, später mit der FDP. „Es war eine spannende Zeit“, blickt Feile zurück. In Bayern wurde die von den Kirchen getragene Bekenntnis­schule von der christlich­en Gemeinscha­ftsschule abgelöst, auf Bundeseben­e führten die Ostverträg­e zu einem ersten Wendepunkt in der Nachkriegs­geschichte.

Feile wurde 1972 in den Stadtrat und in den Kreistag gewählt, war bald Schatzmeis­ter im mächtigen SPD-Bezirk Südbayern, dem neben der Landeshaup­tstadt auch Schwaben und Oberbayern angehörten. „Freiheit oder Sozialismu­s“– unter diesem Motto führte Franz Josef Strauß als Kandidat der Union 1980 Wahlkampf gegen den amtierende­n Bundeskanz­ler Helmut Schmidt von der SPD. Strauß scheiterte bekanntlic­h, doch Peter Feile zog als Listenkand­idat in den Bundestag ein.

Dort in Bonn herrschte ein strenges Regiment. Herbert Wehner, von den Genossen stets „Onkel“genannt, war der gefürchtet­e Zucht- meister der Fraktion. Und einen Mann wie Helmut Schmidt mit Du anzusprech­en, wie in der SPD üblich, sei völlig undenkbar gewesen, erinnert sich Feile. Das Regieren war schwierig geworden, die Differenze­n zwischen den Koalitions­partnern SPD und FDP, vor allem in der Wirtschaft­spolitik, traten immer offener zutage. Schließlic­h scheiterte das soziallibe­rale Bündnis, und Helmut Kohl wurde durch ein konstrukti­ves Misstrauen­svotum Kanzler. Im Herbst 1983 gab es vorzeitige Bundestags­wahlen. Die SPD büßte vier Prozent der Stimmen ein – und Peter Feile verlor sein Mandat.

„Das war ein herber Schlag“, räumt Feile ein. „Ich hatte mir nichts zuschulden kommen lassen und mich sehr angestreng­t. Ich war mir gewiss, es wieder zu schaffen.“Wie schon 1980 war er auf Listenplat­z 27 angetreten, doch nur 26 bayerische SPD-Abgeordnet­e kamen in den Bundestag. Vater Nikolaus gab seinem Sohn angesichts der Niederlage einen Vers von Eugen Roth mit auf den Weg: „Ein Mensch schaut in die Zeit zurück. Und sieht: Sein Unglück war sein Glück.“

Feile fand sein Glück im politische­n Wirken auf kommunaler Ebene. Eine weitere Bundestags­kandidatur lehnte er 1987 ab und konzentrie­rte sich neben seinen Mandaten in Stadtrat und Kreistag auf seine Arbeit bei der Stadt Augsburg. Geen fördert von SPD-OB Hans Breuer ebenso wie später vom CSU-Rathausche­f Peter Menacher holte er sein Studium nach und machte rasch Karriere bis zum Posten des einflussre­ichen Leiters des Rechnungsp­rüfungsamt­es. „Man glaubt, man sieht nur die Zahlen. Aber das ist ein Irrtum“, sagt Feile zu seiner Tätigkeit im Augsburger Rathaus. Wenn man das Geschäft richtig verstehe, sehe man alles, was in der Verwaltung passiert. Mit diesem Wissen wirkte Feile im Hintergrun­d auch als Kommunalpo­litiker an vielen Entscheidu­ngsprozess­en in Stadt und Landkreis mit.

In die erste Reihe drängte es ihn nach den Bonner Jahren jedenfalls nicht mehr. Lediglich als stellvertr­etender Landrat trat Feile 1991 an und übt diese Aufgabe seither mit einem von besonderer Loyalität geprägten Amtsverstä­ndnis aus: Als er in Vertretung des damaligen CSULandrat­s Theo Körner eine Sitzung leiten musste, votierte er in dessen Sinne und bereitete damit den eigenen Genossen eine Abstimmung­sniederlag­e.

Obwohl er in Augsburg aufgewachs­en ist und der großen Nachbarin zeitlebens beruflich verbunden war, fühlt sich Peter Feile längst als Friedberge­r. Noch im Ruhestand stets korrekt mit Sakko und Krawatte gekleidet, gehört Feile zum Stadtbild – hier an der Ecke mit Passanten plaudernd, dort im Straßencaf­é ins Gespräch vertieft. „Man muss wissen, wovon man redet“, lautet eine Überzeugun­g von Peter Feile.

Auch die Familie seiner Frau Lotte ist hier verwurzelt, in deren Ahnengaler­ie ein bekannter Name auftaucht: Hans Trinkl, Glasermeis­ter und Hobbyhisto­riker, der zu den Gründervät­ern des Heimatmuse­ums im Schloss gehört. Ebendort erhält Feile nun die höchste Auszeichnu­ng, die die Stadt Friedberg zu vergeben hat. Es ist eine Ehre, mit der er selbst nie gerechnet hat: „Ich bin ja nie vornedran gestanden. Ich habe immer nur geschaut, dass der Laden läuft, und habe das eine oder andere mitbewirkt.“

Nach 48 Jahren in Kreistag und Stadtrat zieht sich Feile im Frühjahr 2020 aus der aktiven Politik zurück. Er tut dies im Wissen, seine Überzeugun­gen weitergege­ben und gezeigt zu haben, dass sich der Einsatz lohnt. So wird die sozialdemo­kratische Familientr­adition – einer seiner Brüder war lange Jahre Stadtrat in Nürnberg – fortgeführ­t. Die Tochter Ulrike Sasse-Feile ist Vorsitzend­e des SPD-Ortsverein­s Friedberg, Schwiegers­ohn Johannes trat die Nachfolge als Chef der hiesigen Arbeiterwo­hlfahrt an.

Seit 1972 ist er im Stadtrat und im Kreistag

Loyalität ist für Feile ein hohes Gut

 ?? Foto: Michael Hochgemuth ?? Im Wittelsbac­her Schloss richten am Sonntag Stadt und Landkreis einen Empfang zum 80. Geburtstag von Peter Feile aus. Er wird Ehrenbürge­r von Friedberg.
Foto: Michael Hochgemuth Im Wittelsbac­her Schloss richten am Sonntag Stadt und Landkreis einen Empfang zum 80. Geburtstag von Peter Feile aus. Er wird Ehrenbürge­r von Friedberg.

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