Vor Krippenbau wird Bedarf analysiert
Gemeinderat In Baar wird vor Bauentscheidung festgestellt, wie viele Plätze die Gemeinde in Krippe, Kindergarten und Mittagsbetreuung künftig braucht. Diskussion über Container
Baar Die großen Erwartungen der Räte wurden nicht erfüllt, obgleich Baars Bürgermeister Leonhard Kandler doch Wort gehalten hat. In der Januarsitzung des Gemeinderats hatte er erklärt, in der nächsten Sitzung den Bau einer Krippe zu beantragen.
Am Donnerstagabend stand die „Einrichtung einer Kinderkrippe im Anwesen Kirchweg 19“auch auf der Agenda. De facto wurde aber nur eines beschlossen: Die Verwaltung führt eine Bedarfsanalyse durch. Diese soll zeigen, wie viele Plätze in Krippe, Kindergarten und Mittagsbetreuung in Baar künftig gebraucht werden. Zeitgleich sollen Architektenbüros gesucht werden, die dieses Projekt für Baar planen und umsetzen können.
Kandler betonte vor der ungewöhnlich großen Besucherzahl von 14 Zuhörern, es sollten heute „die ersten Schritte gegangen werden, um Nägel mit Köpfen machen zu können“. Diese Schritte auf dem Weg zur Kinderkrippe waren in den Augen der Räte doch vor allem verwirrend. Unklar war während der Sitzung, ob der Rat sich Gedanken über den Bau einer Krippe machen solle oder über die Kombination aus Krippe, Kindergarten und Mittagsbetreuung nachdenken kann. In Kandlers Augen soll zunächst eine Krippe gebaut werden. Der Kindergarten sei mit 35 von 50 möglichen Plätzen aktuell nicht ausgelastet.
Werner Wörle und Dieter Zach betonten, dass die Formulierung des Tagesordnungspunktes für Verwirrung gesorgt habe. Denn bis über den Bau einer Kinderkrippe im Kirchweg 19 beraten werden könne – das Grundstück bietet sich an, weil es in direkter Nähe zum Kindergarten liegt –, werden weitere Wochen ins Land gehen.
Einen Architekten zu beauftragen mit „null Vorbereitung“, sei „gnadenloser Bockmist“, erklärte Zach, bevor er selbst gezeichnete Planungen für eine Kinderbetreuungsein-
Der Kindergarten St. Laurentius in Baar.
richtung aus seinen Sitzungsunterlagen zauberte. Andreas Winter merkte an, zunächst müsse geklärt werden, ob der aktuelle Kindergarten weitere 25 Jahre seinen Zweck erfüllen könne. Sei dies nicht der Fall, gebe es andere Voraussetzungen für ein Komplettkonzept zur Kinderbetreuung. Peter Fesenmeir vom Bauamt der Verwaltungsgemeinschaft (VG) in Pöttmes stellte klar: Der Kindergarten stehe unter Bestandsschutz und habe eine Betriebserlaubnis. An diesen beiden Festsetzungen werde erst dann gerüttelt, wenn eine andere Nutzung im Kindergarten beantragt würde, beispielsweise dann, wenn Krippenkinder dort hätten mit einziehen sollen.
Winter sprach sich für eine vorübergehende Containerlösung auf dem Schulhof aus. Ziel der vorübergehenden Lösung sollte es sein, den aktuellen Bedarf der Baarer an Krippenplätzen zu decken und Zeit zu gewinnen, um ein Konzept zu entwickeln. Fesenmeir steuerte eine grobe Kostenschätzung für diese Lösung bei. Mit 200000 Euro an Mietkosten sei zu rechnen, wenn ein Container für zwei Gruppen für zwei Jahre aufgestellt würde, mit 300000 Euro für fünf Jahre. Dazu kämen etwa 100000 Euro für die Aufbereitung des Untergrunds, die Erschließung, die Möblierung sowie Einfriedung und Gartengestaltung, schätzte er. Die Räumlichkeiten könnten schnell geschaffen werden, sagte Fesenmeir. Er verwies aber auf das Personalproblem: Erzieher zu finden, sei aktuell nicht leicht.
Christine Winter-Bächer fragte mit Blick auf eine Übergangslösung nach, ob Gespräche mit den Nachbargemeinden geführt wurden. Die Gemeinderätin hatte angeregt, sich in dieser Form für Baarer Eltern einzusetzen, die erfolglos auf der Suche nach einem Krippenplatz waren. Kandler erklärte, dass es lediglich vereinzelt Restplätze in den Nachbargemeinden gebe.
Dennoch: Die Chancen für den Bau einer Kinderkrippe stehen aktuell für Gemeinden recht gut, nicht zuletzt auch, weil aktuell satte Zuschüsse für den Bau von Kinderkrippen winken. Fesenmeir erklärte, der Zuschuss könnte sich in Baar auf 85 bis 90 Prozent der förderfähigen Kosten belaufen. Da noch unklar ist, ob lediglich eine Krippe gebaut werden soll oder ein Gesamtkonzept mit Krippe, Kindergarten und Mittagsbetreuung, sind die Kosten unklar.
Grundlage für einen Zuschuss ist eine Bedarfsanalyse. Fesenmeir schätzt, diese werde zeigen, dass sechs bis neun Krippenplätze und 35 Kindergartenplätze nötig werden. Um diesen Bedarf zu ermitteln, werden nicht etwa nur Eltern und potenzielle Eltern im Gemeindegebiet das Zünglein an der Waage sein, sondern statistische Berechnungen und Voraussagen, die über die Zweckbindungsfrist von 25 Jahren zu beachten sind.
● Sanierung der Grundschule Einstimmig beschlossen die Gemeinderäte, dass die weiteren Planungen zur Sanierung der Grundschule den Ausgangspunkt haben sollen, dass südseitig ein Fluchtbalkon angebaut werden soll. Diese Variante ist laut Bauamtsmitarbeiter Peter Fesenmeir zwar die aufwendigere Bauart, allerdings auch deutlich praxisnäher, weil die Flure als Spielflure gestaltet werden können. Eine andere Variante hätte die Installation einer Fluchttreppe im Norden bedeutet sowie eine Umnutzung des Flurs zum „notwendigen Flur“. Das wiederum hätte bedeutet, dass eben dort weder eine Garderobe noch Deko von den Kindern angebracht werden dürfe. Der Rat entschied sich gegen diese „0-8-15-Lösung“, wie Fesenmeir diese bezeichnete.
● Klärschlamm wird entsorgt Nach Wegfall der Geheimhaltungsgründe erklärte Bürgermeister Leonhard Kandler, dass das Gremium beschlossen hat, die Firma Edwin Wedel (Burgoberbach) mit der Klärschlammentsorgung zu beauftragen.
● Kein Arbeitnehmerwohnheim Einstimmig lehnte der Rat den Bau eines Arbeitnehmerwohnheims mit 18 Betten im Römerweg 8 ab. Dieses hätte den Mitarbeitern in einem Todtenweiser Betrieb eine Unterkunft bieten sollen. Mit der problematischen Parkplatzsituation, der schlechten Isolierung der Containerlösung sowie Dachform, Schallschutz und das Nicht-Einfügen des Baus in die Bebauung begründeten die Räte die Ablehnung. Die Idee von Christine Winter-Bächer sich zu verständigen, dass die Höhe aller Gebäude im Gemeindegebiet über einen Bebauungsplan gedeckelt werden solle, wies Peter Fesenmeir mit dem Verweis auf Kosten ab. Einen Bebauungsplan über Areale der Gemeinde zu legen, sei denkbar.
● Pflege der Grünflächen anpassen Johanna Ruisinger beantragte eine Änderung der Pflege von Grünflächen mit dem Wortlaut des Volksbegehrens: Ziel sei, mit Blick auf die „Sicherung und Entwicklung der Artenvielfalt in Flora und Fauna darauf hinzuwirken, deren Lebensräume zu erhalten und zu verbessern, um einen weiteren Verlust von Biodiversität zu verhindern“.