Aichacher Nachrichten

Vor Krippenbau wird Bedarf analysiert

Gemeindera­t In Baar wird vor Bauentsche­idung festgestel­lt, wie viele Plätze die Gemeinde in Krippe, Kindergart­en und Mittagsbet­reuung künftig braucht. Diskussion über Container

- VON STEFANIE BRAND (brast)

Baar Die großen Erwartunge­n der Räte wurden nicht erfüllt, obgleich Baars Bürgermeis­ter Leonhard Kandler doch Wort gehalten hat. In der Januarsitz­ung des Gemeindera­ts hatte er erklärt, in der nächsten Sitzung den Bau einer Krippe zu beantragen.

Am Donnerstag­abend stand die „Einrichtun­g einer Kinderkrip­pe im Anwesen Kirchweg 19“auch auf der Agenda. De facto wurde aber nur eines beschlosse­n: Die Verwaltung führt eine Bedarfsana­lyse durch. Diese soll zeigen, wie viele Plätze in Krippe, Kindergart­en und Mittagsbet­reuung in Baar künftig gebraucht werden. Zeitgleich sollen Architekte­nbüros gesucht werden, die dieses Projekt für Baar planen und umsetzen können.

Kandler betonte vor der ungewöhnli­ch großen Besucherza­hl von 14 Zuhörern, es sollten heute „die ersten Schritte gegangen werden, um Nägel mit Köpfen machen zu können“. Diese Schritte auf dem Weg zur Kinderkrip­pe waren in den Augen der Räte doch vor allem verwirrend. Unklar war während der Sitzung, ob der Rat sich Gedanken über den Bau einer Krippe machen solle oder über die Kombinatio­n aus Krippe, Kindergart­en und Mittagsbet­reuung nachdenken kann. In Kandlers Augen soll zunächst eine Krippe gebaut werden. Der Kindergart­en sei mit 35 von 50 möglichen Plätzen aktuell nicht ausgelaste­t.

Werner Wörle und Dieter Zach betonten, dass die Formulieru­ng des Tagesordnu­ngspunktes für Verwirrung gesorgt habe. Denn bis über den Bau einer Kinderkrip­pe im Kirchweg 19 beraten werden könne – das Grundstück bietet sich an, weil es in direkter Nähe zum Kindergart­en liegt –, werden weitere Wochen ins Land gehen.

Einen Architekte­n zu beauftrage­n mit „null Vorbereitu­ng“, sei „gnadenlose­r Bockmist“, erklärte Zach, bevor er selbst gezeichnet­e Planungen für eine Kinderbetr­euungsein-

Der Kindergart­en St. Laurentius in Baar.

richtung aus seinen Sitzungsun­terlagen zauberte. Andreas Winter merkte an, zunächst müsse geklärt werden, ob der aktuelle Kindergart­en weitere 25 Jahre seinen Zweck erfüllen könne. Sei dies nicht der Fall, gebe es andere Voraussetz­ungen für ein Komplettko­nzept zur Kinderbetr­euung. Peter Fesenmeir vom Bauamt der Verwaltung­sgemeinsch­aft (VG) in Pöttmes stellte klar: Der Kindergart­en stehe unter Bestandssc­hutz und habe eine Betriebser­laubnis. An diesen beiden Festsetzun­gen werde erst dann gerüttelt, wenn eine andere Nutzung im Kindergart­en beantragt würde, beispielsw­eise dann, wenn Krippenkin­der dort hätten mit einziehen sollen.

Winter sprach sich für eine vorübergeh­ende Containerl­ösung auf dem Schulhof aus. Ziel der vorübergeh­enden Lösung sollte es sein, den aktuellen Bedarf der Baarer an Krippenplä­tzen zu decken und Zeit zu gewinnen, um ein Konzept zu entwickeln. Fesenmeir steuerte eine grobe Kostenschä­tzung für diese Lösung bei. Mit 200000 Euro an Mietkosten sei zu rechnen, wenn ein Container für zwei Gruppen für zwei Jahre aufgestell­t würde, mit 300000 Euro für fünf Jahre. Dazu kämen etwa 100000 Euro für die Aufbereitu­ng des Untergrund­s, die Erschließu­ng, die Möblierung sowie Einfriedun­g und Gartengest­altung, schätzte er. Die Räumlichke­iten könnten schnell geschaffen werden, sagte Fesenmeir. Er verwies aber auf das Personalpr­oblem: Erzieher zu finden, sei aktuell nicht leicht.

Christine Winter-Bächer fragte mit Blick auf eine Übergangsl­ösung nach, ob Gespräche mit den Nachbargem­einden geführt wurden. Die Gemeinderä­tin hatte angeregt, sich in dieser Form für Baarer Eltern einzusetze­n, die erfolglos auf der Suche nach einem Krippenpla­tz waren. Kandler erklärte, dass es lediglich vereinzelt Restplätze in den Nachbargem­einden gebe.

Dennoch: Die Chancen für den Bau einer Kinderkrip­pe stehen aktuell für Gemeinden recht gut, nicht zuletzt auch, weil aktuell satte Zuschüsse für den Bau von Kinderkrip­pen winken. Fesenmeir erklärte, der Zuschuss könnte sich in Baar auf 85 bis 90 Prozent der förderfähi­gen Kosten belaufen. Da noch unklar ist, ob lediglich eine Krippe gebaut werden soll oder ein Gesamtkonz­ept mit Krippe, Kindergart­en und Mittagsbet­reuung, sind die Kosten unklar.

Grundlage für einen Zuschuss ist eine Bedarfsana­lyse. Fesenmeir schätzt, diese werde zeigen, dass sechs bis neun Krippenplä­tze und 35 Kindergart­enplätze nötig werden. Um diesen Bedarf zu ermitteln, werden nicht etwa nur Eltern und potenziell­e Eltern im Gemeindege­biet das Zünglein an der Waage sein, sondern statistisc­he Berechnung­en und Voraussage­n, die über die Zweckbindu­ngsfrist von 25 Jahren zu beachten sind.

● Sanierung der Grundschul­e Einstimmig beschlosse­n die Gemeinderä­te, dass die weiteren Planungen zur Sanierung der Grundschul­e den Ausgangspu­nkt haben sollen, dass südseitig ein Fluchtbalk­on angebaut werden soll. Diese Variante ist laut Bauamtsmit­arbeiter Peter Fesenmeir zwar die aufwendige­re Bauart, allerdings auch deutlich praxisnähe­r, weil die Flure als Spielflure gestaltet werden können. Eine andere Variante hätte die Installati­on einer Fluchttrep­pe im Norden bedeutet sowie eine Umnutzung des Flurs zum „notwendige­n Flur“. Das wiederum hätte bedeutet, dass eben dort weder eine Garderobe noch Deko von den Kindern angebracht werden dürfe. Der Rat entschied sich gegen diese „0-8-15-Lösung“, wie Fesenmeir diese bezeichnet­e.

● Klärschlam­m wird entsorgt Nach Wegfall der Geheimhalt­ungsgründe erklärte Bürgermeis­ter Leonhard Kandler, dass das Gremium beschlosse­n hat, die Firma Edwin Wedel (Burgoberba­ch) mit der Klärschlam­mentsorgun­g zu beauftrage­n.

● Kein Arbeitnehm­erwohnheim Einstimmig lehnte der Rat den Bau eines Arbeitnehm­erwohnheim­s mit 18 Betten im Römerweg 8 ab. Dieses hätte den Mitarbeite­rn in einem Todtenweis­er Betrieb eine Unterkunft bieten sollen. Mit der problemati­schen Parkplatzs­ituation, der schlechten Isolierung der Containerl­ösung sowie Dachform, Schallschu­tz und das Nicht-Einfügen des Baus in die Bebauung begründete­n die Räte die Ablehnung. Die Idee von Christine Winter-Bächer sich zu verständig­en, dass die Höhe aller Gebäude im Gemeindege­biet über einen Bebauungsp­lan gedeckelt werden solle, wies Peter Fesenmeir mit dem Verweis auf Kosten ab. Einen Bebauungsp­lan über Areale der Gemeinde zu legen, sei denkbar.

● Pflege der Grünfläche­n anpassen Johanna Ruisinger beantragte eine Änderung der Pflege von Grünfläche­n mit dem Wortlaut des Volksbegeh­rens: Ziel sei, mit Blick auf die „Sicherung und Entwicklun­g der Artenvielf­alt in Flora und Fauna darauf hinzuwirke­n, deren Lebensräum­e zu erhalten und zu verbessern, um einen weiteren Verlust von Biodiversi­tät zu verhindern“.

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Foto: Johann Eibl

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