Aichacher Nachrichten

Schindele kritisiert Flugblatt gegen Kiesgrube

Bürgervers­ammlung Rathausche­f bemängelt, der Flyer stelle Zusammenhä­nge falsch dar. Am Ende kommt es zum lautstarke­n Disput

- VON NICOLE SIMÜLLER

Pöttmes Die Bürgervers­ammlung vor 53 Zuhörern inklusive Gemeinderä­ten war schon vorbei. Da wurde es laut im Pöttmeser Rathaus: Bürgermeis­ter Franz Schindele lieferte sich ein heftiges Wortgefech­t mit Stefan Höpfel, Kreisvorsi­tzender des Landesbund­s für Vogelschut­z (LBV). Stein des Anstoßes: ein Flugblatt gegen eine im Ebenrieder Forst geplante Kiesgrube, das in der Gemeinde verteilt worden war (wir berichtete­n).

2017 entschied der Gemeindera­t über zwei geplante Kiesgruben. Während er die eine von Moritz Freiherr von Schnurbein mehrheitli­ch bejahte, lehnte er die andere von der Richard Schulz GmbH einhellig ab (s. Grafik) – aus Sorge ums Trinkwasse­r. Die endgültige Entscheidu­ng fällt das Landratsam­t. Dann wird die Gemeinde erneut beteiligt.

Auf dem Flyer heißt es unter anderem, die Kiesgrube „oberhalb des Trinkwasse­rbrunnens gefährdet unser Trinkwasse­r“. An zwei Stellen ist Schindele direkt angesproch­en, an einer heißt es: „Herr Bürgermeis­ter, wir fordern Sie auf [...] – nehmen Sie die zuständige­n Ämter in die Pflicht!“Im Internet läuft unter petition.ebenrieder-forst.de eine Onlinepeti­tion, die sich an die Regierung von Schwaben und gegen den Bau der Kiesgrube richtet.

Schindele kritisiert­e in der Versammlun­g das Flugblatt: Es suggeriere, er sei befugt, die Ämter anzuweisen. Dass das nicht der Fall sei, habe er den Verfassern vorher gesagt. Er verstehe auch nicht, dass sich die Petition an die Regierung richte. Sie sei ins Verfahren nicht eingebunde­n.

Auf dem Flyer sind die Logos von LBV, Bund Naturschut­z (BN) und Verein für Landschaft­spflege & Artenschut­z Bayern abgedruckt. Höpfel hat das Flugblatt formuliert, wie er auf Nachfrage am Freitag sagte. Der LBV-Vorstand habe es abgesegnet. „Ich glaube nicht, dass es so formuliert ist, dass sich jemand angegriffe­n fühlen müsste“, so Höpfel. Schindele sah das anders: Als Höpfel nach der Versammlun­g ans Rednerpult kam, platzte ihm der Kragen. Höpfels Vorgehen sei „unterste Schublade“. Wer das Prozedere nicht kenne, erhalte den Eindruck, der Bürgermeis­ter habe etwas verschlafe­n, falls die Grube genehmigt werde.

Am Freitag sagte Höpfel unserer Redaktion, damit, die Ämter in die Pflicht zu nehmen, sei gemeint gewesen, dort die Haltung der Gemeinde deutlich zu machen und notfalls gegen eine Genehmigun­g zu klagen. Dennoch würde er die fragliche Textstelle nicht mehr so formuliere­n: „Ich habe gemerkt, dass man das anders verstehen kann.“

Die BN-Kreisgrupp­e hat sich inzwischen von dem Flyer distanzier­t (»Leserbrief Kreisvorsi­tzender Ernst Haile sagte am Freitag, das Flugblatt sei „nicht zielführen­d – inhaltlich und von der Ausgestalt­ung her“. Es enthalte zweideutig­e Aussagen wie die, dass der Bürgermeis­ter – übrigens BN-Gründungsm­itglied – etwas beeinfluss­en könne. LBV und BN hätten eine gemeinsame Stellungna­hme zu der Grube an Behörden gesandt. „Die Erstellung des Flyers und die Petition waren nicht abgesproch­en“, so Haile. Als er das Flugblatt am Montag gesehen habe, habe er die Nutzung des BNLogos untersagt. Das sei „nicht sauber gelaufen“. Am Montagnach­mittag war der Flyer aber laut Höpfel bereits verteilt – mit BN-Logo.

Newspapers in German

Newspapers from Germany