Lackel, Dimpfe und Gschaftler
Wer des Bayerischen mächtig ist, verfügt über eine breite Palette von präzisen Bezeichnungen für eine bestimmte Art Menschen. Ein „Lackel“zum Beispiel ist ein grober Bursche. Handelt es sich um einen besonders wuchtigen „Lackel“, dann spricht man auch vom „Kraftlackel“– was dem Sinn nach der hochdeutschen „Kraftmeierei“recht nahekommt. „Kraftlackel“wäre demnach mit „Kraftmeierer“zu übersetzen. Klingt zwar nicht so gut, aber man versteht, was gemeint ist.
Ähnlich ist es mit einem „Dimpfe“. Das könnte auf den ersten Blick etwas mit „dumpf“zu tun haben, ist aber angeblich verwandt mit „Tümpel“, was aber erst in der Kombination mit „Bier“logisch wird. Der „Bierdimpfe“ist einer, der Bier in großen Mengen intus hat und etwa so attraktiv (und dumpf?) ist wie ein „Tümpel“hinterm Saustall. Wortgetreu ins Hochdeutsche übersetzt käme der „Biertümpel“raus – das versteht man nicht sofort.
Im Regensburger Korruptionsprozess musste das Gericht jetzt klären, ob der Begriff „Obergschaftler“, den der angeklagte Oberbürgermeister dem Oberstaatsanwalt an den Kopf geworfen hatte, eine Beleidigung sei. Das Gericht analysierte, dass „Obergschaftler“eine Steigerung von „Gschaftler“und „Gschaftler“eine Kurzform von „Gschaftlhuber“sei. Mit dem verwandten Begriff „geschäftig“hielt sich die Richterin allerdings nicht auf. Sie fand sofort die sinngemäß beste Übersetzung, nämlich „Wichtigtuer“. Eine Beleidigung sei das nicht. Es ist also zu vermuten, dass das auch für „Kraftlackel“und „Bierdimpfe“gilt – ohne Gewähr, versteht sich.