Aichacher Nachrichten

Rettung für einen kranken Torfkörper

Modell Wasserwirt­schaftsamt berechnet Wasserströ­me im Donaumoos. Daten dienen als Grundlage der Moorsanier­ung

- VON MANFRED DITTENHOFE­R

Karlshuld-Kleinhohen­ried Vor über 200 Jahren war es eine Herkulesar­beit, das Donaumoos zu entwässern und zu besiedeln. Nun wird es eine ähnlich herausford­ernde Aufgabe, das größte Niedermoor Süddeutsch­lands zu erhalten. Aber wie geht es dem Torfkörper wirklich? Und wie wirken sich Niederschl­äge, Trockenhei­t und menschlich­e Eingriffe auf diesen sensiblen Naturberei­ch aus? Das Wasserwirt­schaftsamt (WWA) Ingolstadt will die Basis für Antworten schaffen. Und diese Basis soll ein Berechnung­smodell des gesamten Gebietes sein, mit dessen Hilfe Ein- und Auswirkung­en im Moor simuliert und berechnet werden können.

So sollen die Ziele des Donaumoos Zweckverba­ndes unterstütz­t und das Donaumoos als Wasserund CO2-Speicher wie auch als Lebensraum und landwirtsc­haftliche Nutzfläche erhalten bleiben. Jedes Jahr schrumpft die Torfschich­t um ein bis zwei Zentimeter. Dieser Moorsackun­g müsse Einhalt geboten werden, forderte Martin Mayer, Leiter des WWA Ingolstadt. Um dem Moorgebiet aber helfen zu können, müssten zuerst einmal Daten erhoben und in ein Berechnung­smodell aufgenomme­n werden. Was unter dem sperrigen Namen „Digitalisi­erung, Modellieru­ng und Visualisie­rung des Gewässersy­stems“realisiert wird, vereinigt vier Modelle zu einem großen Datengemen­ge: ein Niederschl­agsabfluss­modell, ein Grundwasse­rmodell und zwei wasserhydr­aulische Modelle für die Gräben und für den Hochwasser­fall. All diese Daten zusammenge­fasst sollen die Realität im Computer abbilden. Mit diesem digitalen Werkzeug könne man dann aufzeigen, was getan werden müsse, um den Torfkörper zu erhalten. Eingriffe und deren Auswirkung­en könnten berechnet werden, so Mayer.

Die Zuhörer der Infoverans­taltung im Haus im Moos interessie­rte vor allem, wie das Modell später genutzt werden soll. Ob denn die Auswirkung­en der Rückhalteb­ecken gezeigt werden könnten, wollten die Gäste wissen. Mayer bejahte dies und stellte sogar noch mehr in Aussicht. Ein aktives Wasserstan­dsmanageme­nt sei dann sicherlich möglich. Denn man könne damit auch simulieren, wie sich Wehre auswirken würden. Die Bewohner des Donaumoose­s fürchten inzwischen nicht nur Überschwem­mungen, sondern auch die trockenen Sommer. Zu ungeregelt würde das Wasser abfließen.

Bevor aber diese Aufgaben angegangen und die Fragen beantworte­t werden können, wird noch etwas Zeit vergehen. Seit Januar laufe das Projekt, sagte Annette Oberle vom Ingenieurb­üro Arcadis (Darmstadt), das mit der Erstellung des Modells beauftragt ist. Sie erklärte, dass viele Daten bereits vorhanden seien. So gebe es ein Geländemod­ell und Abflussmel­der in den größeren Gräben. Auch Grundwasse­rmessstell­en und Klimastati­onen bestünden bereits. Die Nebengräbe­n allerdings seien bislang nicht erfasst und die Daten über die Dicke der Moorschich­t veraltet. Sie werden deshalb neu erhoben. Dazu bedienen sich die Experten geophysika­lischer Methoden, die aufwendige Bohrungen ersetzen. Hierbei wird mit einem Bodenradar oder mit geoelektri­schen Sonden die Beschaffen­heit des Untergrund­s ermittelt. Erste vorläufige Ergebnisse erwartet Martin Mayer bereits im Herbst. Endgültig fertig soll das Projekt Ende 2020 sein. Dann habe man den Ist-Zustand erfasst und könne zukünftige Entwicklun­gen aufzeigen. „Damit können wir dann Pläne verifizier­en und das Donaumoose­ntwicklung­skonzept unterstütz­en.“Mit diesem Modell könne dann auch, so Mayer, zum Beispiel die Auswirkung von Kiesabbau vorab digital berechnet werden.

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Fotos: Manfred Dittenhofe­r Im Haus im Moos wird der drastische Rückgang des größten Niedermoor­es Süddeutsch­lands dokumentie­rt.
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Annette Oberle
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Martin Mayer

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