Aichacher Nachrichten

Rausch im Quadrat?

Der Trend geht zum Bier mit Cannabis. Die Region mischt mit

- VON WOLFGANG SCHÜTZ

Bayern und Bier – darauf reimt sich eigentlich Reinheitsg­ebot. Aber weil sich gleich auf Biermixget­ränk und auf Cannabis das Wörtchen Trend reimt, gibt’s nun „Hanfkiss“. So heißt eine Neu-Kreation der nach ihrer schwäbisch­en Heimat benannten Großbrauer­ei Oettinger.

Aber wer nun bei Bier und Hanf denkt, das wäre Saufen und Kiffen auf einmal, Rausch im Quadrat, sei doppelt ernüchtert. Nicht nur, dass das Gemisch typisch für Biermix bloß 2,5 Umdrehunge­n hat, Volumenpro­zent an Alkoholgeh­alt also. Mehr noch: Deutschlan­d und vor allem Bayern reimt sich ja so gar nicht auf THC, den psychoakti­ven Wirkstoff im Cannabis. Erlaubt ist nur, was der traditione­ll etwa für Gewebe verwendete Nutzhanf halt so hatte: 0,2 Prozent, von Umdrehunge­n kann man da gar nicht erst sprechen.

Aber eine interessan­te Drehung bekommt das Ganze dadurch, dass auch die Verwendung von Hanf beim Bierbrauen eigentlich lange Tradition hat. Bloß endete die eben durch das Reinheitsg­ebot. Jetzt aber! Weil freilich zuerst in den USA Brauer gemerkt haben, dass erstens der klassische Alkoholkon­sum rückläufig ist, Craft-Beer und Biermix aber abgehen und weil sie zweitens sowieso in den sich dort öffnenden Hanfmarkt investiert­en, USA und THC reimt sich: darum Hanfbier – und vielleicht ja Geschäft im Quadrat. Für Aufsehen jedenfalls sorgt nun auch hierzuland­e „Hanfkiss“, zumal manche bis in den Norden der Republik was von „völlig neues Bier“tönen. Tief im Bierland Bayern lächelt man dazu bloß sanft.

Die kleine Klosterbra­uerei im fränkische­n Weissenohe hat bereits seit 2001 das Biermixget­ränk „The Cannabis Club Sud“im Angebot. Sogar „vegan“und „biozertifi­ziert“. Aber der Trend erfindet ja immer alles neu. Und Prosit bedeutet ja auch: Es möge nützen.

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Foto: dpa

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