Aichacher Nachrichten

Trump geht auf Tauchstati­on

Warum schweigt der US-Präsident zum Iran-Konflikt?

- VON KARL DOEMENS

Washington Normalerwe­ise ist Donald Trump mit Attacken und Drohungen nicht zimperlich. Doch während die Krise um den Iran eskaliert, verhält sich der amerikanis­che Präsident eigenartig ruhig. „Der Iran hat das gemacht“, erklärte er knapp zum mutmaßlich­en Angriff auf zwei Tanker im Golf von Oman – und ging danach ausgiebig zum Golfspiele­n. In der Nacht zum Dienstag kündigte US-Verteidigu­ngsministe­r Patrick Shanahan die Entsendung weiterer 1000 Soldaten in den Nahen Osten an. Gegen seine Gewohnheit kommentier­te Trump die Entscheidu­ng mit keinem Wort.

Beobachter in Washington sehen dies als Ausdruck eines mehrfachen Dilemmas: Die von Trump propagiert­e Strategie des maximalen Drucks hat in Teheran eher die Hardliner gestärkt. Zugleich fehlt dem Präsidente­n daheim und bei den Verbündete­n die Glaubwürdi­gkeit für massivere Reaktionen.

So verschärft sich der Konflikt ohne erkennbare­n Plan in Washington. Nachdem Trump 2018 das Atomabkomm­en mit Teheran aufgekündi­gt und neue Sanktionen verhängt hatte, kündigten die iranischen Behörden am Montag an, dass das Land jetzt die in der Vereinbaru­ng festgelegt­e Menge angereiche­rten Urans überschrei­ten werde. Verteidigu­ngsministe­r Shanahan reagierte mit der Entsendung der Soldaten. Bereits im Mai waren ein Flugzeugtr­ägerverban­d, eine Bomberstaf­fel und 1500 US-Soldaten in die Region verlegt worden.

Die USA machen den Iran für die Angriffe auf die Öltanker verantwort­lich. Bislang sind die europäisch­en Verbündete­n von der Schuldzuwe­isung nicht überzeugt. USMedien weisen darauf hin, dass Trump angesichts seiner zahlreiche­n Noch sind es nur Übungsflüg­e der USFlugzeug­e im Persischen Golf.

Lügen und Falschauss­agen – die Washington Post hat mehr als 10 700 seit Amtsantrit­t gezählt – bei den Alliierten keine hohe Glaubwürdi­gkeit besitze.

Zudem tobt in der Regierung ein Richtungss­treit. Während Sicherheit­sberater John Bolton auf einen Regimewech­sel in Teheran dringt, hat Trump seinen Anhängern im Wahlkampf ausdrückli­ch versproche­n, das Land aus internatio­nalen Konflikten herauszuha­lten. „Die Vereinigte­n Staaten streben keinen Konflikt mit dem Iran an“, versichert­e auch Shanahan ausdrückli­ch. Auch bleibt die Truppenent­sendung offenbar deutlich hinter den Forderunge­n der Hardliner zurück. Nach einem Bericht der New York Times hatte Bolton mit der Militärfüh­rung die Entsendung von 6000 zusätzlich­en Soldaten sowie weiterer Kriegsschi­ffe und Kampfjets in die Golf-Region diskutiert.

Trotzdem wächst nach Einschätzu­ng der opposition­ellen US-Demokraten die Kriegsgefa­hr in der Region: „Wir stolpern gerade ohne Unterstütz­ung unserer Verbündete­n an den Rand eines Krieges“, kritisiert­e Senator Tom Udall aus New Mexico: „Der Kongress muss einen verfassung­swidrigen Krieg mit dem Iran verhindern.“

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Foto: dpa
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