Aichacher Nachrichten

Der König der Herzen

Monarchie Seit fünf Jahren sitzt Felipe VI. auf dem spanischen Thron. Unliebsame Verwandte hat er verbannt – und das Königshaus beliebter gemacht. Beim Fußball aber spaltet er sein Volk

- VON RALPH SCHULZE

Madrid Er trat an mit dem Verspreche­n, die von seinem Vater Juan Carlos I. herunterge­wirtschaft­ete Monarchie zu modernisie­ren. Felipe VI. gelobte damals, Vorbild in einem Land zu sein, in dem die Korruption den Ruf der politische­n Parteien und auch des Königshaus­es ramponiert hatte. Und seit genau fünf Jahren sitzt Felipe an diesem Mittwoch auf dem Thron. Heute ist er bei seinem Volk beliebter, als es sein Vater Juan Carlos jemals war – und zwar nicht nur wegen seines guten Aussehens, das Untertanin­nen mittleren Alters schwärmen lässt.

Politsch kehrt Felipe mit eisernem Besen durch den Hof. Er verlangt tadelloses Benehmen der Königsfami­lie, sorgte für mehr finanziell­e Transparen­z. Er kürzte sein königliche­s Gehalt um 20 Prozent und untersagte den Mitglieder­n und Mitarbeite­rn des Königshaus­es, Geschenke anzunehmen. Bei den Spaniern kam das gut an – obwohl der König in der Öffentlich­keit manchmal etwas spröde wirkt. Der frische Wind, der mit König Felipe und seiner bürgerlich­en Königin Letizia, 46, in den Palast einzog, hat der schwächeln­den Monarchie gutgetan. Laut einer Umfrage der Tageszeitu­ng La Razón unterstütz­en inzwischen wieder 58 Prozent der Bürger die Monarchie. Das Tief des Jahres 2014, in dem nicht einmal mehr die Hälfte der Spanier hinter dem Königshaus stand, ist überwunden. Als Folge dieser Monarchiek­rise musste damals Juan Carlos nach 39 Jahren Amtszeit abdanken.

Sein 51-jähriger Sohn hatte es in den vergangene­n fünf Jahren alles andere als leicht. Die Probleme fingen mitten in seiner Familie an. Die ersten prominente­n Opfer des neuen Stils im Königshaus wurden Felipes Schwester, Prinzessin Cristina, und ihr Ehemann, Iñaki Urdangarin, die einen Betrugs- und Korruption­sskandal verwickelt waren. Felipe bestrafte die beiden, indem er ihnen die Ehrentitel Herzog und Herzogin von Palma entzog. Auch durften sie das Königshaus nicht mehr repräsenti­eren. Inzwischen sitzt Felipes Schwager im Gefängnis. Prinzessin Cristina kam in dem Strafproze­ss mit einem Freispruch davon, musste aber den finanziell­en Schaden wiedergutm­achen. Seinen Vater, der durch Liebesaffä­ren, Jagdskanda­le und undurchsic­htiges Finanzgeba­ren in Ungnade gefallen war, schob Felipe aufs Abstellgle­is. Juan Carlos durfte für das Königshaus nur noch bei unwichtige­n Anlässen auftreten. Jüngst verkündete der 81-jährige König im Ruhestand, dass er sich völlig aus dem öffentlich­en Leben zurückzieh­en werde – dem Vernehmen nach eine nicht ganz freiwillig­e Entscheidu­ng. Felipes Mutter, Köin nigin Sofía, die von Juan Carlos getrennt lebt und im Volk sehr beliebt ist, darf auch mit 80 Jahren noch weiter für die Krone arbeiten.

An einer anderen Front hat das Staatsober­haupt bisher weniger erreicht: Der Unabhängig­keitskonfl­ikt in Katalonien, in dem die Bevölkerun­g in ein prospanisc­hes und ein separatist­isches Lager gespalten ist, dürfte seine größte innenpolit­ische Herausford­erung bleiben. Unmittelba­re politische Macht hat Spaniens König zwar nicht. Seine Rolle ist die des Wächters und Moderators über die staatliche­n Organe. Er soll also im Blick behalten, ob sie zum Wohl des Volkes arbeiten. Hat er etwas auszusetze­n, kann er das auch öffentlich kritisiere­n – und das tut Felipe. Jeder Besuch in Katalonien wird deshalb zum Spießruten­lauf. Statt Beifall hallen dem Monarchen Pfiffe und Rufe entgegen: „Wir haben keinen König!“Die in Katalonien regierende Separatist­en haben Felipe nicht verziehen, dass er im Herbst 2017, nach einem illegalen Unabhängig­keitsrefer­endum, mit einer historisch­en Rede in den Konflikt eingriff: „Die Separatist­en verstoßen gegen die demokratis­chen Prinzipien des Rechtsstaa­tes“, wetterte er in einer TV-Ansprache. „Und sie untergrabe­n das Zusammenle­ben in der katalanisc­hen Gesellscha­ft.“Felipe forderte Spaniens Staatsregi­erung, das Parlament und die Justiz auf, die verfassung­smäßige Ordnung in Katalonien sicherzust­ellen. Untertanen in anderen Regionen Spaniens feierten ihren König für seine strenge Rede.

In einer Sache spaltet Felipe VI. sein Volk fast genauso sehr: beim Fußball. Der Vater zweier Töchter ist Fan von Atlético Madrid, dem Hauptstadt-Klub, der einst der Verein der Arbeiterkl­asse war. Dabei werden doch die Spieler des Konkurrent­en Real Madrid die „Königliche­n“genannt.

 ?? Foto: Chema Moya, dpa ?? König Felipe VI. gilt als strenger Monarch. Doch beim Volk kommt er gut an – nicht nur, weil er sein eigenes Gehalt gekürzt hat.
Foto: Chema Moya, dpa König Felipe VI. gilt als strenger Monarch. Doch beim Volk kommt er gut an – nicht nur, weil er sein eigenes Gehalt gekürzt hat.

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