Ohne Geld in 19 Hotels übernachtet?
Prozess um Betrugsserie platzt
Er kam direkt aus dem Knast, hatte keine Wohnung und kein Geld, fand schließlich eine Unterkunft in einer Obdachloseneinrichtung in München. Dort wurde er allerdings im Juli 2018 vor die Tür gesetzt. Doch das Schlafen unter Brücken – das war nicht sein Ding. Der 26-Jährige übernachtete lieber in einem kuscheligen Hotelbett, freilich ohne einen Cent zu bezahlen.
Mit dieser Masche reiste der Obdachlose den Erkenntnissen der Ermittler zufolge zweieinhalb Monate lang im Dreieck Rosenheim-Nürnberg-Augsburg von einem Hotel zum anderen und machte sich jeweils aus dem Staub, ohne die Rechnung beglichen zu haben. So schädigte er 19 Hotels mit einem Gesamtbetrag von knapp 3700 Euro.
Jetzt sollte ihm wegen gewerbsmäßigen Betrugs der Prozess gemacht werden. Doch das Schöffengericht unter Thomas Müller-Froelich, Staatsanwältin und Verteidigerin warteten vergeblich. Der Angeklagte glänzte unentschuldigt durch Abwesenheit. Beim nächsten Gerichtstermin wird der 26-Jährige sicher auf der Anklagebank Platz nehmen. Denn das Gericht setzte einen Haftbefehl wieder in Vollzug. Jetzt wird der Mann von der Polizei gesucht.
Der 26-Jährige war am 26. September 2018 in Augsburg festgenommen worden, nachdem ihn ein Hotelier festgehalten hatte. Ein Haftbefehl war damals unter Meldeauflagen außer Vollzug gesetzt worden. Bei dem Verdächtigen hatte die Polizei Zimmerschlüssel von drei verschiedenen Hotels gefunden. Offenbar hatte der 26-Jährige, um nicht sofort aufzufallen, häufig die Zimmerschlüssel auf seiner Flucht vor dem Bezahlen mitgenommen. Was zumindest einer Herberge teuer zu stehen kam: Dort mussten Schlösser für insgesamt 4000 Euro ausgewechselt werden. Wenn der 26-Jährige wieder in Haft sitzt, wird das Gericht einen neuen Prozesstermin bestimmen.