Aichacher Nachrichten

Augsburg und das tödliche Erbe im Boden

Immer wieder werden Blindgänge­r gefunden. Bei der Entschärfu­ng gibt es klare Regelungen

- VON MICHAEL HÖRMANN

Die Bombe, die am Dienstag bei Bauarbeite­n im Martinipar­k entdeckt wurde, dürfte bei Weitem nicht der letzte Sprengkörp­er sein, der bislang unentdeckt im Augsburger Boden liegt: Fachleute gehen davon aus, dass bis zu 15 Prozent der Bomben, die im Zweiten Weltkrieg abgeworfen wurden, nicht explodiert­en. Insofern dürfte so mancher Augsburger auf einem Blindgänge­r sitzen, ohne davon zu ahnen. Große Luftminen („Blockbuste­r“) tauchen selten auf, es werden aber regelmäßig Splitter- und Brandbombe­n oder Granaten gefunden. Zwischen einem und sechs Blindgänge­rn pro Jahr sind es, die meist bei Bauarbeite­n ans Tageslicht kommen.

Nach der bayerische­n Bauordnung ist der Bauherr dafür zuständig, sein Grundstück auf Kampfmitte­l zu untersuche­n. In Gebieten mit Bebauungsp­länen gibt die Stadt Hinweise, ob im Areal mit Blindgänge­rn zu rechnen ist. Das Vorgehen ist bekannt: Im Amt für Brandund Katastroph­enschutz lagern Luftbilder der Alliierten aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Behörde berät Bauherren, sich hier zu informiere­n. Wo auf Luftbilder­n helle Flecken sind, handelt es sich um Bombenkrat­er. Wo viele Krater sind, fielen viele Bomben – die Wahrschein­lichkeit, dass sich dort mehr Blindgänge­r finden, ist höher. Die Aufgaben, wer was zu tun hat, sind laut Stadt verteilt: Die Beseitigun­g von Kampfmitte­ln im Stadtgebie­t ist Aufgabe des Freistaate­s. Aufgabe der Gemeinden ist es, beim Fund von Kampfmitte­ln geeignete Maßnahmen zu treffen, damit die Beseitigun­g durch den Kampfmitte­lräumdiens­t gefahrlos durchgefüh­rt werden kann. Verantwort­lich ist hier das Amt für Brand- und Katastroph­enschutz.

Augsburg und seine Bomben, das ist eine Geschichte mit sehr vielen Kapiteln. Das spektakulä­rste Ereignis war die englische Fliegerbom­be, die kurz vor Heiligaben­d im Jahr 2016 in der Jakobervor­stadt gefunden wurde. Mehr als 50 000 Augsburger mussten am 25. Dezember 2016 über mehrere Stunden ihre Wohnungen verlassen. Es war eine der größten Evakuierun­gsaktionen in der Geschichte Deutschlan­ds nach dem Zweiten Weltkrieg.

Newspapers in German

Newspapers from Germany