Augsburg und das tödliche Erbe im Boden
Immer wieder werden Blindgänger gefunden. Bei der Entschärfung gibt es klare Regelungen
Die Bombe, die am Dienstag bei Bauarbeiten im Martinipark entdeckt wurde, dürfte bei Weitem nicht der letzte Sprengkörper sein, der bislang unentdeckt im Augsburger Boden liegt: Fachleute gehen davon aus, dass bis zu 15 Prozent der Bomben, die im Zweiten Weltkrieg abgeworfen wurden, nicht explodierten. Insofern dürfte so mancher Augsburger auf einem Blindgänger sitzen, ohne davon zu ahnen. Große Luftminen („Blockbuster“) tauchen selten auf, es werden aber regelmäßig Splitter- und Brandbomben oder Granaten gefunden. Zwischen einem und sechs Blindgängern pro Jahr sind es, die meist bei Bauarbeiten ans Tageslicht kommen.
Nach der bayerischen Bauordnung ist der Bauherr dafür zuständig, sein Grundstück auf Kampfmittel zu untersuchen. In Gebieten mit Bebauungsplänen gibt die Stadt Hinweise, ob im Areal mit Blindgängern zu rechnen ist. Das Vorgehen ist bekannt: Im Amt für Brandund Katastrophenschutz lagern Luftbilder der Alliierten aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Behörde berät Bauherren, sich hier zu informieren. Wo auf Luftbildern helle Flecken sind, handelt es sich um Bombenkrater. Wo viele Krater sind, fielen viele Bomben – die Wahrscheinlichkeit, dass sich dort mehr Blindgänger finden, ist höher. Die Aufgaben, wer was zu tun hat, sind laut Stadt verteilt: Die Beseitigung von Kampfmitteln im Stadtgebiet ist Aufgabe des Freistaates. Aufgabe der Gemeinden ist es, beim Fund von Kampfmitteln geeignete Maßnahmen zu treffen, damit die Beseitigung durch den Kampfmittelräumdienst gefahrlos durchgeführt werden kann. Verantwortlich ist hier das Amt für Brand- und Katastrophenschutz.
Augsburg und seine Bomben, das ist eine Geschichte mit sehr vielen Kapiteln. Das spektakulärste Ereignis war die englische Fliegerbombe, die kurz vor Heiligabend im Jahr 2016 in der Jakobervorstadt gefunden wurde. Mehr als 50 000 Augsburger mussten am 25. Dezember 2016 über mehrere Stunden ihre Wohnungen verlassen. Es war eine der größten Evakuierungsaktionen in der Geschichte Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg.