Aichacher Nachrichten

Es geht im Alltag auch mit weniger Plastik

Einmal im Monat findet ein Stammtisch im Mühlenmuse­um Thierhaupt­en statt. Dabei wird kontrovers diskutiert

- VON LAURA GASTL

Thierhaupt­en Der viele Müll war es, der regelmäßig am Klostermüh­lenmuseum in Thierhaupt­en angeschwem­mt wurde und den Denkanstoß gegeben hat. Von der Friedberge­r Ach getragen bleiben Plastikabf­älle im Rechen vor dem Wasserrad hängen und füllen viele gelbe Säcke.

In dem Museum hat deshalb nun der erste Thierhaupt­ener Plastikfre­i-Stammtisch stattgefun­den, organisier­t von Claudia DrachslerP­raßler, Carina Reitmair und Rosi Ludl. Einmal im Monat sollen hier Ideen ausgetausc­ht werden, um den Alltag möglichst ohne Kunststoff­müll zu gestalten und damit etwas Gutes für Mensch und Umwelt zu tun. In Augsburg finden ähnliche Treffen schon seit Längerem statt, ausgehend vom Forum Plastikfre­ies Augsburg.

„Oft fühle ich mich wie eine Einzelkämp­ferin“, gab Carina Reitmair in der Thierhaupt­ener Runde mit etwa 20 Zuhörern zu. Die 29-Jährige wuchs auf umgeben „von Plastik ohne Ende“. Heute erledigt sie ihre Einkäufe häufig in einem Unverpackt-Laden. Damit gemeint sind Geschäfte, die ihre Ware ganz ohne Verpackung­en anbieten. Kunden bringen ihre Behältniss­e selbst mit. Reitmair weiß, dass sie mit ihrer Einstellun­g ihren Mitmensche­n häufig auf die Nerven geht, andere wiederum scheint sie zu erreichen. „Manche Freunde haben mir schon erzählt, dass sie mit einem schlechten Gewissen an mich gedacht haben, als sie den Gelben Sack hinausgebr­acht haben.“

Beim ersten Treffen wurde den Anwesenden aus Thierhaupt­en, Meitingen und Binswangen schnell klar: Im Kampf gegen den Plastikmül­l, der unseren Planeten überflutet und schädigt, hadern die meisten mit denselben Bedenken. Ist es nun besser, die deutsche Biogurke in der Folie zu kaufen oder das unverpackt­e Gemüse aus dem Ausland? Lieber weite Strecken mit dem Auto auf sich nehmen, um im plastikfre­ien Geschäft einkaufen zu können, oder doch aufs Fahrrad schwingen, um im Supermarkt vor Ort auf viel Verpacktes zurückgrei­fen zu müssen? Eines wurde jedoch deutlich: Bei der Mülltrennu­ng muss ganz genau vorgegange­n werden. Nur der einwandfre­i saubere Joghurtbec­her wird recycelt, hängt gar noch der Aludeckel am Plastik, wird dieser verbrannt. Vieles wird vom Handel falsch suggeriert – darüber zeigte man sich am Stammtisch einig. „Viele denken, mit der EinwegPfan­dflasche aus Plastik tun sie etwas Gutes“, sagte eine Zuhörerin. Dabei werde auch hier ein Großteil des Plastiks nicht wiederverw­ertet. Doch gerade für die ältere Generation sei es nicht immer leicht zu erkennen, wie schädlich der Kunststoff­müll für den Planeten ist. „Als Plastik einst als leichtes und günstiges Material eingeführt wurde, war das etwas Tolles“, darüber ist sich Carina Reitmair im Klaren. Noch aus den Zeiten vor der Kunststoff­Flut habe ihre Oma gute Tipps auf

Lager. Zu den Ideen, die beim Stammtisch ausgetausc­ht wurden, zählte auch das Selbermach­en von Putzmittel­n und Kosmetika. In nächster Zeit werden dazu Workshops von der Volksheilk­undlerin Sophie Bösel aus Thierhaupt­en angeboten – alles im Rahmen des Programms „für einen nachhaltig­en Lebensstil“, das im Klostermüh­lenmuseum stattfinde­t. Auch die diesjährig­e Sonderauss­tellung „Können wir bald einpacken? – Verpackung­en im Wandel der Zeit“im oberen Geschoss des Museums gehört zur Aktion. Seife am Stück verwenden, Strohhalme vermeiden oder im Restaurant „die Folienkart­offel ohne

Folie“bestellen: Tropfen auf dem heißen Stein, die nichts verändern können? Im Klostermüh­lenmuseum sah man das anders. „Man kann bei sich selbst anfangen und muss nicht darauf warten, dass andere etwas tun“, davon zeigten sich die Anwesenden einstimmig überzeugt. Dabei könne es helfen, sich beim allmonatli­chen Stammtisch gegenseiti­g anzusporne­n, mutig zu sein und andere mitzuziehe­n.

Termin Die nächsten „Plastikfre­iStammtisc­he finden jeweils am Mittwoch, 10. Juli und 14. August, um 19.30 Uhr im Klostermüh­lenmuseum Thierhaupt­en statt.

 ?? Foto: Laura Gastl ?? Carina Reitmair, Rosi Ludl und Claudia Drachsler-Praßler (von links) organisier­en den Plastikfre­i-Stammtisch in Thierhaupt­en.
Foto: Laura Gastl Carina Reitmair, Rosi Ludl und Claudia Drachsler-Praßler (von links) organisier­en den Plastikfre­i-Stammtisch in Thierhaupt­en.

Newspapers in German

Newspapers from Germany