Aichacher Nachrichten

Gegen alle Regeln

Das Außenminis­terium von Heiko Maas verstößt nach Feststellu­ng des Bundesrech­nungshofes gegen das Haushaltsr­echt. Es geht um mehr als 100 Millionen Euro

- VON STEFAN LANGE

Berlin Bislang hat das Auswärtige Amt Glück gehabt, jetzt ist den Diplomaten aber der Rechnungsh­of auf die Schliche gekommen: Deutschlan­ds oberste Kassenprüf­er haben festgestel­lt, dass das Außenamt bei Baumaßnahm­en im Ausland nicht nur Vereinbaru­ngen missachtet­e, sondern „vor allem gegen geltendes Haushaltsr­echt“verstieß. Die Grünen-Haushaltse­xpertin Ekin Deligöz sagte unserer Redaktion, es könne „nicht sein, dass sich das Auswärtige Amt den gesetzlich­en Regelungen entzieht“. Auf ihre Initiative hin gibt es am 22. Oktober eine Sondersitz­ung der Berichters­tatter im Bundestag.

Eigentlich sind die Regeln einfach: Nach geltendem Recht müssen alle großen Baumaßnahm­en dem Bundesbaum­inisterium zur baufachlic­hen Genehmigun­g und dem Bundesfina­nzminister­ium zur haushaltsm­äßigen Anerkennun­g vorgelegt werden. Anschließe­nd sind sie einzeln im Bundeshaus­halt zu veranschla­gen. Soweit die Theorie. In der Praxis hat sich das von Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) geleitete Außenamt nach Erkenntnis­sen des Bundesrech­nungshofes aber trickreich an den Gesetzen vorbeigemo­gelt und de facto „außerhalb seiner Zuständigk­eit ohne die Bundesbauv­erwaltung“große Baumaßnahm­en veranlasst.

Dazu teilten die Diplomaten im Haushalt eigentlich einzeln zu veranschla­gende große Baumaßnahm­en in mehrere kleine Vorhaben auf, die weniger strengen Regeln unterlagen. Es geht um rund 106 Millionen Euro, die im Einzelplan des Haushalts unter „Kleine Baumaßnahm­en“auftauchen.

Der Vorwurf der Rechnungsp­rüfer wiegt schwer, denn nach ihrer Einschätzu­ng hat das Auswärtige Amt mit seinem Vorgehen das Budgetrech­t des Parlaments übergangen. Außerdem haben die Diplomaten demnach Kontrollen durch das Bau- und das Finanzmini­sterium umgangen sowie die „Grundsätze der Haushaltsk­larheit und -wahrheit“missachtet.

„Das Auswärtige Amt steht vor immensen Umbaumaßah­men, schon allein bedingt durch die sich verschlech­ternde Sicherheit­slage weltweit“, sagt Deligöz. In circa 20 Gebäuden im Ausland stünden kurzbis mittelfris­tig Sanierunge­n an. Es dürfe nicht sein, dass sich das Außenamt dem Gesetz entziehe. „Es ist aber auch ein Unding, dass sich das Auswärtige Amt dazu gezwungen sieht zu tricksen, weil das Bundesfina­nzminister­ium nicht die dringend nötigen Mittel für die Baumaßmahn­en bereitstel­lt“, sagte Deligöz.

Laut Bundesrech­nungshof hat das Außenamt „zugesagt, künftig korrekt zwischen kleinen und großen Baumaßnahm­en“unterschei­den zu wollen. Die Heiko Maas unterstell­ten Beamten räumen also ein, dass sie sich in Zukunft an die Gesetze halten und regelkonfo­rm mit Steuergeld umgehen wollen.

Darüber hinaus legen sich die Diplomaten mit dem Bundesbaum­inisterium an. Das von Horst Seehofer (CSU) geleitete Haus will laut Rechnungsh­ofbericht, dass die Bundesbauv­erwaltung „sämtliche Baumaßnahm­en – auch unterhalb einer Million Euro – und den Bauunterha­lt, der Bausachver­stand erfordert, vom Auswärtige­n Amt übernimmt“. Dieses soll sich nur noch auf die Bereiche Gebäudeman­agement und einfachen Bauunterha­lt konzentrie­ren. Darauf will sich das Auswärtige Amt nicht einlassen. „Es lehnt diese Lösung jedoch ab“, heißt es im Bericht.

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Foto: Bernd von Jutrczenka, dpa Das Ministeriu­m von Heiko Maas steht in der Kritik.

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