Aichacher Nachrichten

„Du hast sie umgebracht!“

Wie kam es zu dem Tod der Landwirtin in der Güllegrube? Zeugin sagt: Für die Kinder hatte der Vater Schuld

- VON MARTINA BACHMANN

Augsburg Wie die Landwirtin an der Güllegrube ums Leben kam, hat keiner der Zeugen gesehen. Doch diejenigen, die am Donnerstag vor dem Augsburger Landgerich­t aussagen, waren kurz danach auf dem Bauernhof in Birkhausen, einem kleinen Ortsteil der Gemeinde Wallerstei­n im Landkreis Donau-Ries. Einer von ihnen versuchte noch, die Frau mit einer Mund-zu-Mund-Beatmung wiederzube­leben – vergeblich. Der Mann der 51-Jährigen muss sich derzeit vor dem Landgerich­t Augsburg verantwort­en. Ihm wird vorgeworfe­n, seine Ehefrau aus Habgier ermordet zu haben.

Gleich mehrere Zeugen hörten an jenem 20. September 2018 die örtliche Feuerwehrs­irene, die meisten vermuteten einen Verkehrsun­fall. Zwei vernahmen jedoch noch etwas anderes: den 55 Jahre alten Angeklagte­n, der laut schrie. „Da hat man gewusst, dass etwas passiert ist“, schildert eine Frau. Ein Mann schaute nach – und sah die Landwirtin am Rand der Güllegrube liegen. Auch ihren Ehemann, den Beschuldig­ten, sah er, im Haus, am Telefon, er bekam mit, dass dieser einen Notruf absetzte. Gemeinsam zogen die beiden die Frau, die voller Gülle war und noch halb in der Grube hing, ganz heraus. Der 55-Jährige blieb am Telefon, der Zeuge spritzte ihr das Gesicht mit Wasser ab und versuchte noch eine Mund-zu-MundBeatmu­ng – so beschreibt er es am Donnerstag. Dann seien die ersten Polizisten eingetroff­en.

Zwei der Beamten erklären, dass der Angeklagte recht ruhig geblieben sei. Als ihm mitgeteilt wurde, dass seine Frau tot sei, habe er seine Kinder angerufen. Und als die beiden älteren auf dem Hof eintreffen, verändert sich die Situation. Die Kinder, so beschreibt es eine Zeugin am Donnerstag, hätten ihren Vater angeschrie­n: „Du bist schuld. Du hast sie umgebracht!“Völlig aufgelöst seien sie gewesen. Und sie sind es auch, als sie vor Gericht erscheinen müssen. Weinend erklären alle drei Kinder, dass sie von ihrem Zeugnisver­weigerungs­recht Gebrauch machen und zudem ihre Aussagen bei der Polizei zurückzieh­en. Lediglich ein Brief von ihnen solle verlesen werden – gestern wird er es nicht. Auch der Angeklagte beginnt zu weinen, als er seine verzweifel­ten Kinder im Gerichtssa­al sieht. Am Abend des Todes seiner Frau soll er zu ihnen laut einem Zeugen gesagt haben: „Ich habe der Mama nichts gemacht.“

Ob diese Aussage stimmt, will das Gericht bis Januar klären. Ebenso die Frage, ob eine Leiter in der Güllegrube stand. Ein Zeuge erinnert sich, sie gesehen zu haben. Doch auf Fotos vom Hof an diesem Tag liegt die Leiter neben der Grube. Rätselhaft ist auch, wieso die Tote keine Schuhe trägt. Einen einzelnen will ein Polizist noch gesehen haben, unten, voller Gülle, in der Grube.

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Foto: Wagner Ein Landwirt steht vor Gericht: Trägt er Schuld am Tod seiner Frau?

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