Aichacher Nachrichten

Ist Plasberg überforder­t?

Wieder gibt es Kritik an „Hart aber fair“

- VON DANIEL WIRSCHING VON DANIEL WIRSCHING

Die Kritik an Frank Plasberg und dessen ARD-Polit-Talk „Hart aber fair“hat in den letzten Monaten ein Ausmaß angenommen, das weder Moderator noch Sender ignorieren konnten und können. Auch die Ausgabe vom Montag, jene nach dem rechtsextr­emistische­n Anschlag in Halle, mit dem Titel „Wieder da oder nie wirklich weg: Wie stark ist der Judenhass in Deutschlan­d?“lieferte Kritikern Stoff. Vor allem aber war in ihr ein Plasberg zu erleben, dessen Verhalten Spiegel Online zur Frage veranlasst­e: „Hat der Moderator seine Sendung noch im Griff?“

Zu dieser Frage und zur DauerKriti­k, Plasberg trage zur Verrohung der öffentlich­en Debatte bei, gab es zwei Anlässe. Der erste und breit diskutiert­e: Eine von ihm weitgehend unkommenti­erte Einblendun­g eines als antisemiti­sch einzustufe­nden Zuschauer-Posts, in dem die Formulieru­ng „Judenthema“vorkam und einem Schlussstr­ich das Wort geredet wurde. Plasberg sagte dazu mit Blick auf seinen jüdischen Studiogast Michel Friedman, er wisse, dass dieser gerade schwer atme, aber: „Wir lassen das einfach mal stehen, das ist eine Zuschauerd­iskussion mitten aus Deutschlan­d an einem Montagaben­d.“Danach wurde ein weiterer Zuschauer-Post als „Gegenmeinu­ng“eingeblend­et.

Kritiker reagierten entsetzt, Plasbergs Aufgabe sei es, einzuordne­n oder zu widersprec­hen – nicht jedoch, rechtes Gedankengu­t zu normalisie­ren, indem er eine derartige Meinung gleichbere­chtigt neben eine andere stelle. Ex-BildChef Kai Diekmann kritisiert­e Plasberg auf Twitter: „Das ist unerträgli­ch!“

An anderer Stelle der Sendung wehrte Plasberg zudem eine entstehend­e Diskussion über die Rolle der AfD im Zusammenha­ng mit „Halle“ab – es sei kein Vertreter der AfD da, und man würde der Partei ja nur eine Bühne bieten. Die Einwände mögen berechtigt sein. Über die AfD in diesem Kontext aber nicht zu sprechen, wirkte reichlich seltsam. Zumal Plasberg in der Vergangenh­eit bei jeder Gelegenhei­t über die AfD oder deren Positionen debattiere­n ließ. Am Montag blendete er, immerhin, ein Statement von AfD-Chef Jörg Meuthen ein. Plasbergs widersprüc­hliches Agieren in diesem Punkt lässt sich als unglücklic­he Spät-Reaktion auf die Kritik an seiner Sendung vom 1. Juli auffassen, in der es ihm nicht gelang, AfD-Politiker Uwe Junge in eine kritische Diskussion zu verwickeln. Der WDR-Rundfunkra­t rüffelte ihn damals, man hätte sich „ein höheres Maß an Aufklärung und Einordnung gewünscht“.

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