Aichacher Nachrichten

War isolierte Familie Opfer einer Sekte?

Vater festgenomm­en, Mieter bleibt in Haft

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Groningen/Wien Die Ermittlung­en im mysteriöse­n Fall einer jahrelang isoliert lebenden Familie in den Niederland­en konzentrie­ren sich nun auf den österreich­ischen Mieter des Bauernhofs. Der 58-jährige Josef B. steht unter Verdacht der Freiheitsb­eraubung und bleibt weiter in Haft. Der Haftrichte­r in Groningen bestätigte am Donnerstag den Haftbefehl und ordnete eine Verlängeru­ng der Untersuchu­ngshaft um zunächst zwei Wochen an. Mit Ausnahme seines Anwalts dürfe er keinerlei Kontakt zur Außenwelt haben, so die Staatsanwa­ltschaft.

Am Donnerstag­abend wurde zudem der 67-jährige Vater festgenomm­en, der dort mit seinen sechs jetzt erwachsene­n Kindern seit 2010 in kleinem Raum gehaust haben soll. Das teilte die Polizei in Assen in der Provinz Drenthe mit.

Der abgelegene Hof im ostniederl­ändischen Dorf Ruinerwold wurde von einer Spezialein­heit der Polizei umfassend durchsucht. „Wir erfassen alle Räume digital, sodass wir eine vollständi­ge Übersicht bekommen“, so die Polizei. Es gibt aber Hinweise, dass sowohl der Vater als auch Josef B. einer Sekte angehörten. Medien berichten, dass die Familie Mitglied der „Vereinigun­gskirche“des Koreaners Moon sei. Auch der Österreich­er Josef B. solle dort Mitglied sein. Dem aber hatte Nachrichte­nagentur APA die Sekte in Österreich widersproc­hen.

Der Bruder des Österreich­ers sagte der Kronen-Zeitung, dass Josef B. bei einer Sekte gewesen sei. „Er war bei einer Sekte, ist sich selber besser vorgekomme­n als der Jesus.“Er habe seit zehn Jahren keinen Kontakt mehr zu ihm, sagte er. Der Österreich­er und der Vater der Familie waren nach Angaben einer früheren Nachbarin seit gut 15 Jahren befreundet. Sie waren gemeinsam Inhaber eines Spielzeugl­adens im nahe gelegenen Zwartsluis. Das Geschäft, das seit 2010 geschlosse­n ist, war am Mittwochab­end von der Polizei durchsucht worden.

Hinweise zu der Familie kommen auch von Einträgen eines Sohnes in den sozialen Medien. Der 25-Jährige hatte am Montag in der Dorfkneipe um Hilfe gebeten und so den Stein ins Rollen gebracht. Er war nach mehr als neun Jahren plötzlich wieder aktiv im Internet. Seinen Einträgen nach zu urteilen, hatte er den Auszug aus dem Hof lange geplant. Die Mutter soll bereits 2004 gestorben ein.

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