Nächster Halt Achtelfinale
Eishockey Rund 750 Panther-Fans machen sich im Sonderzug auf den Weg zum Auswärtsspiel nach Liberec. 26 Stunden zwischen Schlafmangel, Party und Erleichterung
Plötzlich meldet sich eine Stimme über Lautsprecher. Die Passagiere des Sonderzuges nach Liberec werden aus ihrem Schlaf gerissen. „Das Samba-Abteil wird jetzt geschlossen“– so die Ansage. Das SambaAbteil ist der Partywaggon – und jetzt ist die Party endgültig vorbei. Zumindest für diejenigen, die um 5 Uhr morgens immer noch nicht ans Schlafen denken. Nach dem 3:2-Erfolg der Augsburger Panther bei Bili Tigri Liberec im abschließenden Gruppenspiel der Champions Hockey League feiern die rund 750 Fans auf der Rückfahrt im Sonderzug den Einzug ins Achtelfinale.
„Europapokal“immer wieder stimmen die Fans an. Phasenweise gelingt es sogar, das Rattern des alten Zuges verstummen zu lassen. Siegestrunken feiern die Pantherfans ihre Mannschaft, ihre Stadt, aber vor allem sich selbst. „So ein Tag, so wunderschön wie heute“– alle liegen sich in den Armen. Die Erleichterung ist spürbar, denn die Panther und ihre mitgereisten Anhänger mussten lange zittern (wir berichteten).
Allzu optimistisch waren viele vor dem Spiel nicht. „Wenn wir ausscheiden, war es trotzdem eine geile Erfahrung in der Champions League“, so ein Pantherfan. Dass die wilde Fahrt durch Europa nun weitergeht, darauf hatten mehr gehofft als wirklich daran geglaubt. Das Achtelfinale wird am Freitag ausgelost. Ein Wunschgegner ist auf der Heimfahrt nicht auszumachen: „Bloß nicht München“, schreit einer durch den Zug und fügt an: „Irgendwo, wo man mit dem Sonderzug hinfahren kann.“Der Rest ist egal, denn schon wird wieder „Europapokal“gesungen.
Samba-Abteil, zwölf Stunden zuvor. Schon auf der Hinfahrt ist der Partywaggon gerammelt voll. Gegen Nachmittag drängeln sich immer mehr Fans in die beiden Abteile in der Mitte des Sonderzuges. Es ist stickig und riecht nach Rauch – Platzangst darf man hier nicht haben. Von den Toten Hosen über DJ Ötzi bis hin zu Schlagern – die musikalische Bandbreite ist groß. Man holt sich letzte Infos über den Gegner, tauscht sich aus und feiert. „Könnte ja die letzte Auswärtsfahrt sein“, sagt einer: „Deshalb feiern wir jetzt schon. Wir haben ohnehin schon gewonnen.“
Je näher der rot-grün-weiße Pulk dem Stadion kommt, desto größer wird die Zuversicht. „Hier regiert der AEV“, schallt es durch die Straßen des ehemaligen Reichenberg. Auch die intensive polizeiliche Begleitung kann die Augsburger nicht einschüchtern. Auf dem Rückweg zum Bahnhof legen die Pantherfans sogar noch einen drauf: „Europapokal-Sieger AEV“– in diesem Moment scheint alles möglich und die Fans träumen schon von mehr.
Müde, aber glücklich machen sich die Augsburger in Richtung Süden auf. Eine Weile wird im SambaAbteil noch gefeiert, doch die Reisestrapazen sind vielen bereits jetzt anzumerken. Die Auswärtsfahrt nach Tschechien ist auch alles andere als eine Luxus-Reise. Die Abteile bieten zwar Platz und die Sessel können ausgezogen werden, doch erholsamer Schlaf sieht anders aus.
So verwundert es auch nicht, dass bei der Ankunft um 9 Uhr am Augsburger Hauptbahnhof, rund 26 Stunden, nachdem sich der Sonderzug in Richtung Liberec aufgemacht hatte, die Pantherfans ganz leise, fast schon unauffällig den Zug verlassen. Es gibt keine Gesänge, auch die Schals werden nicht geschwenkt. Nur das Lächeln in den Gesichtern zeugt noch von diesem so historischen Erfolg.