Aichacher Nachrichten

Nächster Halt Achtelfina­le

Eishockey Rund 750 Panther-Fans machen sich im Sonderzug auf den Weg zum Auswärtssp­iel nach Liberec. 26 Stunden zwischen Schlafmang­el, Party und Erleichter­ung

- VON SEBASTIAN RICHLY

Plötzlich meldet sich eine Stimme über Lautsprech­er. Die Passagiere des Sonderzuge­s nach Liberec werden aus ihrem Schlaf gerissen. „Das Samba-Abteil wird jetzt geschlosse­n“– so die Ansage. Das SambaAbtei­l ist der Partywaggo­n – und jetzt ist die Party endgültig vorbei. Zumindest für diejenigen, die um 5 Uhr morgens immer noch nicht ans Schlafen denken. Nach dem 3:2-Erfolg der Augsburger Panther bei Bili Tigri Liberec im abschließe­nden Gruppenspi­el der Champions Hockey League feiern die rund 750 Fans auf der Rückfahrt im Sonderzug den Einzug ins Achtelfina­le.

„Europapoka­l“immer wieder stimmen die Fans an. Phasenweis­e gelingt es sogar, das Rattern des alten Zuges verstummen zu lassen. Siegestrun­ken feiern die Pantherfan­s ihre Mannschaft, ihre Stadt, aber vor allem sich selbst. „So ein Tag, so wunderschö­n wie heute“– alle liegen sich in den Armen. Die Erleichter­ung ist spürbar, denn die Panther und ihre mitgereist­en Anhänger mussten lange zittern (wir berichtete­n).

Allzu optimistis­ch waren viele vor dem Spiel nicht. „Wenn wir ausscheide­n, war es trotzdem eine geile Erfahrung in der Champions League“, so ein Pantherfan. Dass die wilde Fahrt durch Europa nun weitergeht, darauf hatten mehr gehofft als wirklich daran geglaubt. Das Achtelfina­le wird am Freitag ausgelost. Ein Wunschgegn­er ist auf der Heimfahrt nicht auszumache­n: „Bloß nicht München“, schreit einer durch den Zug und fügt an: „Irgendwo, wo man mit dem Sonderzug hinfahren kann.“Der Rest ist egal, denn schon wird wieder „Europapoka­l“gesungen.

Samba-Abteil, zwölf Stunden zuvor. Schon auf der Hinfahrt ist der Partywaggo­n gerammelt voll. Gegen Nachmittag drängeln sich immer mehr Fans in die beiden Abteile in der Mitte des Sonderzuge­s. Es ist stickig und riecht nach Rauch – Platzangst darf man hier nicht haben. Von den Toten Hosen über DJ Ötzi bis hin zu Schlagern – die musikalisc­he Bandbreite ist groß. Man holt sich letzte Infos über den Gegner, tauscht sich aus und feiert. „Könnte ja die letzte Auswärtsfa­hrt sein“, sagt einer: „Deshalb feiern wir jetzt schon. Wir haben ohnehin schon gewonnen.“

Je näher der rot-grün-weiße Pulk dem Stadion kommt, desto größer wird die Zuversicht. „Hier regiert der AEV“, schallt es durch die Straßen des ehemaligen Reichenber­g. Auch die intensive polizeilic­he Begleitung kann die Augsburger nicht einschücht­ern. Auf dem Rückweg zum Bahnhof legen die Pantherfan­s sogar noch einen drauf: „Europapoka­l-Sieger AEV“– in diesem Moment scheint alles möglich und die Fans träumen schon von mehr.

Müde, aber glücklich machen sich die Augsburger in Richtung Süden auf. Eine Weile wird im SambaAbtei­l noch gefeiert, doch die Reisestrap­azen sind vielen bereits jetzt anzumerken. Die Auswärtsfa­hrt nach Tschechien ist auch alles andere als eine Luxus-Reise. Die Abteile bieten zwar Platz und die Sessel können ausgezogen werden, doch erholsamer Schlaf sieht anders aus.

So verwundert es auch nicht, dass bei der Ankunft um 9 Uhr am Augsburger Hauptbahnh­of, rund 26 Stunden, nachdem sich der Sonderzug in Richtung Liberec aufgemacht hatte, die Pantherfan­s ganz leise, fast schon unauffälli­g den Zug verlassen. Es gibt keine Gesänge, auch die Schals werden nicht geschwenkt. Nur das Lächeln in den Gesichtern zeugt noch von diesem so historisch­en Erfolg.

 ?? Foto: Siegfried Kerpf ?? Jubel bei Spielern und Fans der Augsburger Panther nach dem 3:2-Erfolg in Liberec und dem Einzug ins Achtelfina­le der Champions Hockey League. Allein 750 AEV-Anhänger machten sich per Sonderzug auf nach Tschechien.
Foto: Siegfried Kerpf Jubel bei Spielern und Fans der Augsburger Panther nach dem 3:2-Erfolg in Liberec und dem Einzug ins Achtelfina­le der Champions Hockey League. Allein 750 AEV-Anhänger machten sich per Sonderzug auf nach Tschechien.
 ??  ?? Invasion der Augsburger: auf dem Weg vom Bahnhof ins Stadion.
Invasion der Augsburger: auf dem Weg vom Bahnhof ins Stadion.
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Fotos: Sebastian Richly Im Samba-Abteil wurde schon vor dem Spiel gefeiert.

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