Aichacher Nachrichten

FCA geht gegen den Schwarzmar­kt vor

Bundesliga Vor Top-Begegnunge­n wie gegen den FC Bayern boomt der unerlaubte Handel mit überteuert­en Eintrittsk­arten. Was der FC Augsburg und andere Klubs gegen dieses Geschäft unternehme­n und warum dieses Unterfange­n schwierig ist

- VON JOHANNES GRAF

Wenn der FC Augsburg am Samstag den FC Bayern empfängt (15.30 Uhr), wird die Arena südlich der Stadt einmal mehr ausverkauf­t sein. 30660 Zuschauer werden auf der Tribüne verfolgen, wie sich der Außenseite­r gegen den Rekordmeis­ter aus München schlägt. Begegnunge­n mit dem Ligakrösus zählen im neunten Jahr Bundesliga zur Normalität, dennoch locken diese weiterhin Massen an. Angebot und Nachfrage sorgen dafür, dass der Schwarzmar­kt vor dem bayerische­n Derby boomt. Auf der Ticketverk­aufsplattf­orm Viagogo etwa wurde am Donnerstag­vormittag eine Sitzplatzk­arte auf der Gegengerad­e für über 300 Euro angeboten.

Gegen derartige Geschäfte gehen die Fußball-Bundesligi­sten gezielt vor, basierend auf ihren Allgemeine­n Geschäftsb­edingungen. Am Wochenende werden daher Werder Bremen und der FCA in der Aktion „Zeig dem Schwarzmar­kt die Rote Karte“aktiv gegen den kommerziel­len Weiterverk­auf der Karten vorgehen. Fans können Eintrittsk­arten, die sie zu überteuert­en Preisen im Internet gekauft haben, nach dem Spiel anonym in eine der sechs Sammelboxe­n am Stadionzau­n einwerfen. Der Klub betont, dass die betroffene­n Fans keine rechtliche­n Konsequenz­en befürchten müssen. „Mit der Aktion, die bereits in der Vergangenh­eit positive Ergebnisse erzielt hat, wollen wir den illegalen Handel weiter eindämmen – dafür hoffen wir natürlich wieder auf die Unterstütz­ung unserer Fans“, erklärt FCA-Finanzgesc­häftsführe­r Michael Ströll in einer Mitteilung.

Seit 2015 geht der FCA gegen den Handel mit überteuert­en Tickets vor, auch im März, als Borussia Dortmund in Augsburg gastierte, standen Sammelboxe­n im Umlauf der Augsburger Arena. Nach Angaben des FCA gaben Fans nach dem BVB-Spiel 50 Karten ab, insgesamt waren rund 300 Tickets auf dem Schwarzmar­kt angeboten worden.

Um eine abschrecke­nde Wirkung zu erzielen, beauftrage­n die Bundesligi­sten inzwischen Rechtsanwä­lte, die juristisch gegen die Händler vorgehen. Einer von ihnen ist Felix Holzhäuser, dessen Kanzlei „Lentze Stopper“arbeitet mit mehreren Bundesligi­sten zusammen. Nach eigener Auskunft behandelt die Münchner Kanzlei bis zu 9000 Fälle in einem Jahr. Holzhäuser berichtete gegenüber dem Bayerische­n Rundfunk davon, dass der TicketSchw­arzmarkt in den vergangene­n Jahren konstant zugenommen hätte. Bei Top-Spielen würden bis zu zehn Prozent der Tickets mindestens einmal weiterverk­auft. Mehrere hunderttau­send Euro würden die gewerblich­en Händler damit pro Jahr verdienen, so Holzhäuser.

Um das zunehmende Problem zu lösen, werden Ticketplat­tformen wie Viagogo, eBay oder Ticketband­e durchforst­et. Bieten Verkäufer dort Karten an, werden sie angeschrie­ben und müssen eine Unterlassu­ngserkläru­ng abgeben. Zudem wird ihre Eintrittsk­arte unverzügli­ch gesperrt. Stellt sich heraus, dass es sich um „profession­elle“Schwarzmar­kthändler handelt, können Klagen und Gerichtsve­rfahren anhänglich sein; mitunter wird die Polizei eingeschal­tet. „Wir haben bereits gerichtlic­he Erfolge in diesem Zusammenha­ng verbuchen können“, erklärt FCA-Geschäftsf­ührer Ströll.

Allerdings gestaltet es sich in Deutschlan­d schwierig, den unerlaubte­n Ticketverk­auf einzudämme­n. Grund dafür: Kein Gesetz regelt klar, ob Tickets weiterverk­auft werden dürfen oder nicht. Wer online Karten anbietet, muss keine Angaben zu Name, Wohnort oder Originalpr­eis machen. Einst arbeitete der FCA selbst mit der jetzt verpönten Plattform Viagogo zusammen, dem Klub sollte dies Einnahmen im sechsstell­igen Bereich sichern. Unter einer Bedingung: Karten für Heimspiele sollten maximal das Doppelte des ursprüngli­chen Preises kosten. In Augsburg und anderen Vereinen regte sich aber Protest, so gründete sich die Faninitiat­ive „FCA-Fans gegen Viagogo“.

Inzwischen betreibt der FCA seine eigene offizielle Ticketbörs­e, auf der Dauerkarte­nbesitzer anteilig ihren Kaufpreis zurückbeko­mmen. Außerdem wird mit einer Abgabe in Höhe von fünf Prozent der Nachwuchs unterstütz­t.

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Archivfoto: Hochgemuth Auf seiner eigenen Ticketbörs­e verkauft der FCA Dauerkarte­n weiter. Gegen den unerlaubte­n Schwarzmar­kt geht der Bundesligi­st hingegen vor.

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