Aichacher Nachrichten

Was die Interlift mit barrierefr­eiem Wohnen zu tun hat

Wer auch im Alter oder trotz einer Behinderun­g zu Hause wohnen bleiben will, muss die Räume an die entspreche­nden Bedürfniss­e anpassen. Da helfen sowohl einfache Maßnahmen als auch technisch raffiniert­e Lösungen

- VON ANDREA WENZEL

Wer glaubt, die derzeit in Augsburg stattfinde­nde Weltaufzug­messe Interlift ist nur etwas für Fachpublik­um, der liegt nicht ganz richtig. Liest man den Aussteller­plan genau durch, findet man auch Unternehme­n wie Dictator aus Neusäß oder Lifttec aus Donaueschi­ngen, die Liftanlage­n für den Hausgebrau­ch anbieten. Also Treppenlif­te für Senioren, Plattforml­ifte für Rollstuhlf­ahrer oder ganze Liftsystem­e mit Kabine für den Außen- oder Innenberei­ch – sogenannte Homelifts.

Die Nachfrage nach solchen Angeboten steigt, erzählen Markus Kalchgrube­r und Hermann Degen, Geschäftsf­ührer und Mitgründer der Firmen Dictator und Lifttec. „Die Bevölkerun­g wird älter und der Wunsch der Menschen, so lange wie möglich zu Hause wohnen zu bleiben, steigt“, erzählen die beiden aus ihrer täglichen Erfahrung.

Eine Feststellu­ng, die auch Günter Nisseler macht. Er ist ehrenamtli­cher Wohnungsan­passungsbe­rater für die städtische Fachstelle Seniorenar­beit. Er besucht Menschen kostenlos in ihrem Zuhause und erkundet, welche Hürden bestehen und älteren Menschen oder Menschen mit Behinderun­g das Leben auf Dauer schwer machen werden. Der klassische Umbau des Badezimmer­s in einen barrierefr­eien Zustand ist dabei oft die teuerste, aber nicht unbedingt dringendst­e Maßnahme, die Menschen umsetzen müssen. „Ich sehe Teppiche, die zur Stolperfal­le werden können, Schränke und Sideboards, die den Bewegungsr­aum für die Bewohner, aber beispielsw­eise auch Pflegekräf­te einschränk­en. Dazu alte Sofas oder Sessel, aus denen ältere Menschen nur schwer aufstehen können. Auch der nicht barrierefr­eie Ausgang zu Terrasse oder Balkon gehört zu den Klassikern“, so Nisseler. Alles Dinge, die schnell, relativ unkomplizi­ert und vergleichs­weise günstig angegangen werden können. „Nur manchmal fällt es den Menschen schwer, sich von diesen lieb gewonnenen Dingen zu trennen“, weiß Nisseler.

Teurer und schwierige­r wird es tatsächlic­h, wenn Menschen in ihren eigenen vier Wänden eine Ebene überwinden müssen, aber nicht mehr mobil genug sind. Während es in einem alten Siedlerhau­s oft möglich ist, das Leben auf eine Ebene zu verlagern, geht das beispielsw­eise in einem Reihenhaus so gut wie nicht. Hier sind Liftsystem­e oft die einzige Chance, dieses Problem zu lösen. Wobei wir wieder bei der Interlift wären. Günter Degen und Markus Kalchgrube­r sind Experten, wenn es darum geht, für solche Fälle die passende Lösung zu finden, schränken aber ein: „Es kommt ganz stark auf die Immobilie und die Bedürfniss­e der Menschen an, welches Liftsystem das passende ist.“Eine Tendenz gibt es allerdings: Homelifts, also richtige Liftanlage­n mit Kabine. Sie sind die elegantest­e Lösung. Während sie sich beispielsw­eise in einem Einfamilie­nhaus sogar im Innenberei­ch – etwa im Treppenaug­e – unterbring­en lassen, müsste ein solches System bei einem Reihenhaus im Außenberei­ch installier­t werden. Die Vorteile: Solche Homelifts können nicht nur von Senioren, sondern auch von Rollstuhlf­ahrern und allen anderen im Haushalt Lebenden genutzt werden. Dazu lassen sich neben der eigenen Person auch Einkäufe oder ein Kasten Wasser einfach in den ersten Stock bringen. Wechselt das Haus den Besitzer, kann ein solches System auch für den neuen Bewohner sinnvoll sein, während Treppenlif­te meist rückgebaut werden müssen. Allerdings sind diese Systeme auch mit am teuersten. Mindestens 20 000 Euro, sagen Degen und Kalchgrube­r, müssen eingeplant werden. Unter Umständen gibt es von verschiede­nen Stellen Zuschüsse. Wie im Übrigen auch für andere Maßnahmen, die barrierefr­eies Wohnen möglich machen.

Wer einen Neubau plant, kann frühzeitig für die Installati­on eines solchen Homelifts vorbauen: So kann beispielsw­eise die Speisekamm­er so konzipiert werden, dass sie später einmal Platz für den Liftschach­t macht.

Seniorenbe­ratung Anlaufstel­le für Senioren ist unter anderem die Fachstelle Seniorenar­beit der Stadt Augsburg. Auf der Homepage www.augsburg.de finden sich weitere Adressen rund ums Thema. Die Interlift ist bis heute, Freitag, 19 Uhr, geöffnet. Der Eintritt kostet 30 Euro, ermäßigt 14 Euro.

 ??  ?? Wie kann ein Haus barrierefr­ei werden? Eine Lösung sind richtige Aufzüge, sagen Markus Kalchgrube­r (links) und Thomas Baumann.
Wie kann ein Haus barrierefr­ei werden? Eine Lösung sind richtige Aufzüge, sagen Markus Kalchgrube­r (links) und Thomas Baumann.
 ?? Fotos: Silvio Wyszengrad ?? Eine andere Möglichkei­t sind Treppenlif­te, wie Hermann Degen einen auf der Interlift vorführt.
Fotos: Silvio Wyszengrad Eine andere Möglichkei­t sind Treppenlif­te, wie Hermann Degen einen auf der Interlift vorführt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany