Modularfestival fährt ein hohes Minus ein
Der Umzug des Jugendfestivals auf das Oberhauser Gaswerkareal war erfolgreich. Am Ende blieb aber ein Defizit. Warum das so ist und wer die gut 100000 Euro ausgleichen wird
Die Organisatoren und Besucher des Jugendfestivals Modular schrammten im Juni an einer Evakuierung des Geländes vorbei: Am Samstag drehte die sich nähernde Gewitterzelle jedoch ab, das Festival konnte weitergehen und selbst im Dauerregen herrschte Riesenstimmung auf dem Gelände am Oberhauser Gaskessel. Die Zuschauer trotzten dem Wetter mit Regenjacken und -schirmen und feierten zur Musik der verschiedenen Bands. Nun kam die Quittung: Nicht nur aufgrund des verregneten Samstags fuhr der Stadtjugendring (SJR), der im Auftrag der Stadt das Festival organisiert, ein hohes Defizit ein.
„Insgesamt sind es 108000 Euro“, sagt SJR-Geschäftsführer Helmut Jesske. Das Minus in der Bilanz habe verschiedene Gründe. Bereits vor einem Jahr hatte Kulturreferent Thomas Weitzel mögliche Mehrkosten aufgrund des Umzugs vom Wittelsbacher Park an den Gaskessel benannt und sich bereits im Vorfeld hinter den Stadtjugendring gestellt. Die Stadt erhöhte mit dem Umzug den Zuschuss von jährlich 75000 auf 100000 Euro. Insgesamt hatte das Modularfestival in diesem Jahr ein Budget von rund 1,2 Millionen Euro. Weitzel hatte im vergangenen November zugesagt, dass sich die Stadt auch an Kosten beteiligen werde, die sich außerplanmäßig durch den Umzug ergäben: „Momentan ist nicht absehbar, ob etwa mehr Sicherheitspersonal benötigt wird. Da müssen wir dann noch einmal sprechen“, sagte er damals. Dieser Fall traf jetzt ein.
Am Dienstag informierten Weitzel und Vertreter des Stadtjugendrings die Stadträte im nicht öffentlichen Teil des Kulturausschusses, warum es zu dem Minus kam. „Die Kosten für das Sicherheitspersonal sind deutlich gestiegen. Das Gaswerkareal ist noch eine Baustelle. An verschiedenen Gebäuden befinden sich die Gerüste, die während des Festivals durch Sicherheitspersonal bewacht werden mussten, damit niemand da raufklettert“, sagte Stefan Schleifer vom Kulturreferat. Daneben wurde zusätzliches Geld in die Barrierefreiheit gesteckt. „Wir haben beispielsweise Wege auf dem Kiesboden mit Matten ausgelegt“, erklärt Festivalleiter Patrick Jung. „Letztlich hat uns auch einfach das Wetterglück der vergangenen Jahre verlassen, wo wir so gut wie keine Regentage hatten. So fehlten uns durch den verregneten Samstag natürlich auch Einnahmen im Ticketund Getränkeverkauf“, sagt Helmut Jesske. Das alles habe in der Summe das Minus in der Endabrechnung des Festivals ergeben, das ohnehin nicht darauf ausgelegt sei, einen „fetten Gewinn“zu machen, so der SJR-Vorstandsvorsitzende Jonas Riegel. „Wir sind ein Non-ProfitFestival. Deshalb sind unsere Getränkepreise auch niedrig und nicht wie auf dem Oktoberfest.“
Die Argumentation der Organisatoren kam bei den Stadträten im an. Am Mittwoch stellte die CSU-Fraktion einen Antrag an Oberbürgermeister Kurt Gribl, das Modularfestival für nicht vorhersehbare Defizite bei der 2019 stattgefundenen Erstdurchführung auf dem neuen Festivalgelände am Gaswerk so mit finanziellen Mitteln auszustatten, dass es auch im kommenden Jahr im gewohnten Umfang stattfinden könne. Die CSU-Fraktion befürworte den Ausgleich des diesjährigen Defizites, da die Organisatoren das Festival unter völlig veränderten räumlichen und technischen Voraussetzungen bestreiten mussten. Im Kulturreferat gibt es zudem Überlegungen, wie sich das finanzielle Risiko in den kommenden Jahren verringern lässt.
Auch Festivalleiter Patrick Jung hat für die Zukunft schon viele Ideen. Diese müssten noch von der Vorstandschaft des SJR genehmigt werden, deshalb könne er noch nicht viel verraten. Aber es gebe Stellschrauben, um mehr Einnahmen zu generieren. Etwa durch eine erhöhte Aufenthaltsqualität auf dem Gelände. „Durch eine charmante Gestaltung könnten die Besucher dazu gebracht werden, nicht sofort nach den Konzerten das Areal zu verlassen, sondern länger zu verweilen.“Um 23 Uhr enden die Konzerte – bis um 1 Uhr ist das Gelände für die Festivalbesucher geöffnet. In diesem Jahr habe alles gut geklappt. Auch in Sachen Lärm gab es so gut wie keine Auffälligkeiten. „Der Lärmschutz wurde in diesem Jahr total eingehalten. Wir hatten nur eine Beschwerde und die hat gar nicht das Festivalgelände betroffen, sondern ging auf Nachbarn zurück, die sich mit dem Gettoblaster auf die Straße gesetzt hatten“, so Helmut Jesske. Die Baustellensituation werKulturausschuss de noch in den kommenden Jahren gegeben sein. In seinem Konzept will der Stadtjugendring die nun bekannten Unwägbarkeiten weiter abfangen. Eines habe das erste Modularfestival auf dem Gaswerkareal aber schon gezeigt. „Das Gelände ist absolut wettertauglich. Denn bei dem Regen hätten bereits weite Teile des Areals am Wittelsbacher Park gesperrt werden müssen“, betont Stefan Schleifer. Daneben hätte der Regen den Boden in dem Park so aufgeweicht, dass es auch Probleme beim Abbau gegeben hätte, so Patrick Jung. Helmut Jesske ist froh, dass er sich diese Sorgen nicht mehr machen muss. „Das hing immer wie ein Damoklesschwert über uns.“
Thomas Weitzel will nun mit der Verwaltung erarbeiten, wie dieser Fehlbetrag gedeckt werden könne. „Im Ausschuss gab es dafür eine breite Zustimmung.“