Prozess gegen mutmaßlichen Serien-Täter startet
Ein Mann aus Gambia soll für eine Reihe von Straftaten gegen Frauen im vergangenen Jahr verantwortlich sein. Ihm droht angesichts der Vorwürfe eine längere Haftstrafe
Wenn es stimmt, was die Anklage ihm vorwirft, hat der Mann aus Gambia im vergangenen Jahr Frauen in der Innenstadt regelrecht aufgelauert. Dann hat er in sechs verschiedenen Fällen junge Frauen auf offener Straße bedrängt. Hat teils versucht, sie zu vergewaltigen, hat sie bedroht, geschlagen, begrapscht, auch im Schambereich. Hat sie gewürgt und beraubt. Einmal, am 10. November, soll er zwei Frauen direkt nacheinander attackiert haben, in der Nacht, um 4.25 Uhr am Klinkerberg, 20 Minuten später in der Nibelungenstraße.
Er traf die Frauen den Ermittlungen zufolge auf der Straße an, verwickelte sie in Gespräche, wurde dann aufdringlicher. Dass die Frauen deutlich machten, dass sie von ihm in Ruhe gelassen werden wollten, war ihm, wenn man den Erkenntnissen der Ermittler folgt, offenbar egal; abwimmeln ließ er sich nicht. Einer der jungen Frauen sagte er demnach, er begleite sie doch nicht umsonst nach Hause, man müsse „jetzt weitermachen“.
Einer anderen Frau, der er offenbar bei den Fahrradstellplätzen beim Bahnhof nachstellte, soll er gesagt haben, dass er sie „haben wolle und haben werde“. Die Frauen versuchten den Ermittlungen zufolge, ihn abzuschütteln, schrien um Hilfe, riefen Freunde an oder winkten ein Taxi herbei, sie wehrten sich. Eine trat ihm demnach zwischen die Beine, eine andere biss ihm in die Hand. Die Frauen erlitten teils durchaus gravierende Verletzungen, Schädelprellungen, Schmerzen am Hals, Einblutungen, Hämatome.
War es so, wie es in der Anklage steht? Seit diesem Donnerstag sitzt der Mann aus Gambia auf der Anklagebank vor der 3. Strafkammer des Landgerichts unter Vorsitz des Richters Roland Christiani. Zum Prozessstart macht der Angeklagte Angaben zu seinen persönlichen Verhältnissen. 30 Jahre alt sei er, zuletzt habe er in einer Flüchtlingsunterkunft am Kobelweg gelebt, gelernt habe er Mechaniker, mit einer Frau habe er in Italien ein Kind.
Mehr passiert an diesem Prozesstag noch nicht, am Freitag soll der Angeklagte, der von dem Augsburger Anwalt Helmut Linck vertreten wird, konkret zu den Vorwürfen aussagen. Angesichts der schweren Vorwürfe droht dem Angeklagten eine längere Haftstrafe. In der Anklage, die Staatsanwältin Martina Neuhierl vorträgt, geht es juristisch um versuchte Vergewaltigung, Bedrohung, versuchte sexuelle Nötigung, Raub und Körperverletzung. Er sitzt in Untersuchungshaft, seit er im November vergangenen Jahres nahe dem Klinikum eine Frau überfallen haben soll. Noch am selben Tag konnte die Polizei ihn festnehmen. Diesen Fall hat er gegenüber den Ermittlern eingeräumt. Später ordneten ihm die Ermittler eine regelrechte Fülle von Straftaten im öffentlichen Raum zu, die nun vor Gericht verhandelt werden.
Diese Taten hat er nicht gestanden. Ermittlern zufolge erhärtete sich der Verdacht gegen ihn auch durch DNA-Spuren, die der Gambier bei den Übergriffen an seinen Opfern hinterlassen haben soll. Wegen eines nun angeklagten Übergriffs Mitte Oktober in der Kapuzinergasse galt zunächst ein 19-jähriger Gambier als dringend tatverdächtig. Dieser Tatverdacht habe sich aber „im Rahmen der weiteren Ermittlungen“nicht erhärtet, so die Polizei. In der Verhandlung sollen diverse Zeugen aussagen – darunter auch die geschädigten jungen Frauen, die teils als Nebenklägerinnen von den Anwältinnen Marion Zech und Isabel Kratzer-Ceylan vertreten werden. Die Kammer hat acht Verhandlungstage angesetzt. Ein Urteil könnte am 12. Dezember gefällt werden. Augsburger Allgemeine Postfach, 86133 Augsburg
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