Ein wahrer Klangrausch in Herrgottsruh
Das Blasorchester Wittelsbacher Land spielt Musik aus England von der Renaissance bis zur Romantik
Aichach-Friedberg Musik aus England erfüllte das Kirchenschiff der Wallfahrtskirche Herrgottsruh: Die Mitglieder des Blasorchesters Wittelsbacher Land unter der Leitung von Joseph Rast hatten zu ihrem Herbstkonzert geladen und die Zuhörer kamen scharenweise aus dem gesamten Umland nach Friedberg.
Schon die ersten Takte des Präludiums der „Old English Tunes“ließen auf einen klangvollen Nachmittag hoffen. Mächtige Tuttiklänge standen dem filigranen Echospiel der Holzbläser gegenüber. Wie Kapellmeister Rast in seiner Moderation berichtete, waren alle Teile der Suite wahrliche Gebrauchsmusik aus der Zeit des Übergangs der Renaissance in den Barock, und alle sechs Komponisten waren als Kirchenmusiker der anglikanischen Kirche tätig. Gemeinsam mit der großen Zuhörerschar stimmte das Orchester den Volksgesang „Singt dem Herrn ein neues Lied“an. Ein Klangrausch, der die gesamte Wallfahrtskirche bis zum letzten Winkel in Schwingung versetzte.
Nun kam Georg Friedrich Händel ins Spiel. Wie schon bei der Begrüßung angemerkt wurde, war das Verhältnis zu England nicht immer so angespannt wie in diesen Tagen: „Wir hatten England den Händel geschenkt und bekamen 250 Jahre später als Gegengeschenk die Beatles – keine schlechte Lösung.“Die Ouvertüre zu Händels Oper „Alcina“wurde von Joseph Rast eigens für sein Orchester arrangiert, sodass die Besetzung des sinfonischen Blasorchesters voll zur Geltung kommen konnte. Nicht nur Flöten und Klarinetten im Verbund mit den Saxofonen kamen zum tragenden Einsatz, auch die raren Oboen, eine Bassklarinette und das Fagott kamen zum großen Auftritt. Ein herrschaftliches Blechregister setzte in dieser Bearbeitung großartige Glanzpunkte, ein weicher Hörnerklang, gepaart mit sonoren Basstönen der vier Tubisten, sorgte für den harmonisch stimmigen Unterbau. Ein maßgeschneidertes barockes Klangjuwel, das perfekt in den spätsommerlich illuminierten, festlichen Kirchenraum passte.
Ebenso begeistert vom Publikum aufgenommen wurden die beiden Chansons „De Nuit e de Matin“von Edward Elgar. Auch diese beiden Kompositionen wurden extra vom Kapellmeister Rast für sein Orchester angefertigt. Ein herrlich intonierendes Tenorregister glänzte beim Nachtgesang und ein fröhlich vorwärtsdrängendes Klarinettensolo, einfühlsam mit samtweichem Ton und technisch brillant gespielt von Leonora Rast, ließ die Morgenstimmung auf das gespannt lauschende Publikum überspringen. Noch einmal zauberte das bestens aufgelegte Orchester romantische Klangwolken in das Kirchenschiff.
Mit dem „Irish Tune from Country Derry“, nach einem Arrangement von Percy Aldridge Grainger, spielte sich das Orchester in einen wahren Klangrausch. Vom feinsten Pianissimo bis zum mächtigen Fortissimo war in dieser Bearbeitung das gesamte Klangspektrum dieses hervorragenden Orchesters zu hören und zu spüren. Nach einem gemeinsamen Schlusslied wurde das Konzert stilecht britisch mit „Pomp and Circumstance“, wiederum von Edward Elgar, beendet. Tosender Applaus der begeisterten Zuhörerschaft verlangte nach einer Zugabe, die mit einer Intrade aus der Renaissance auch gewährt wurde und den Kreis der Darbietungen sinnvoll abgerundet hat.