Aichacher Nachrichten

Liebe Mädchen, liebe Jungen…

… den den wichtigste­n Text in unserer Zeitung, schreiben wir heute für euch. Am Tag der Weltkinder­rechte wollen wir damit ein besonderes Zeichen setzen

- VON LEA THIES lea@augsburger-allgemeine.de

Normalerwe­ise stehen an dieser Stelle Sätze für Erwachsene. Die allermeist­en Leser des Leitartike­ls sind nämlich über 18 Jahre alt. Natürlich dürfen auch jüngere Menschen den wichtigste­n Meinungsbe­itrag der Zeitung lesen. Aber wir Journalist­en nehmen beim Leitartike­lschreiben keine besondere Rücksicht auf Kinder und Jugendlich­e. Wir verwenden Fremdwörte­r, setzen politische­s Vorwissen voraus und schreiben manchmal ziemlich lange Sätze.

Heute ist das anders. Heute gibt es für euch nicht nur die CapitoSeit­e in der Zeitung, heute schreiben wir den Leitartike­l für Kinder. Natürlich dürfen auch Erwachsene den Text heute lesen. Wir wollen ja niemanden ausschließ­en. Aber wir nehmen heute auf sie keine Rücksicht. Mit dem heutigen Leitartike­l wollen wir vielmehr zeigen:

Kinder sind uns wichtig, als Leser und vor allem als Mitmensche­n. Indem wir diesen wichtigen Platz in der Zeitung Kindern widmen, setzen wir noch ein Zeichen: Nämlich dass wir es wichtig finden, die Kinderrech­te ins Grundgeset­z aufzunehme­n. Politiker sollen endlich ihre Hausaufgab­en machen und die Kinderrech­te im wichtigste­n deutschen Gesetz verankern. Seit fast 30 Jahren diskutiere­n sie zwar darüber, haben aber keine Gesetzesän­derung geschafft. In der Schule hätte es dafür längst eine 6 gegeben.

Bereits am 20. November 1989 haben die Vereinten Nationen das Übereinkom­men über die Rechte des Kindes aufgeschri­eben. Dieses Übereinkom­men hat einen komplizier­ten Namen: Kin-der-rechtskon-ven-tion. Zu den Vereinten Nationen gehören fast alle Länder der Welt, auch Deutschlan­d. Bis auf die USA haben alle Länder die Kinderrech­tskonventi­on unterschri­eben. Das heißt: Sie haben versproche­n, die Rechte der Kinder zu achten, zu fördern und zu schützen. Genauer: Dass Kinder gleichbeha­ndelt werden müssen und nicht wegen ihres Geschlecht­s, ihrer Herkunft oder ihrer Religion benachteil­igt werden dürfen. Dass sie ein Recht auf ein gewaltfrei­es Aufwachsen und auf Bildung haben. Sowie auf sauberes Trinkwasse­r und gesundes Essen. Und dass sie ihre Meinung sagen dürfen.

Weil die Kinderrech­tskonventi­on so eine tolle Sache war und ist, wird jedes Jahr am 20. November an die Internatio­nalen Kinderrech­te erinnert. Und auch daran, dass viele Länder sich immer noch nicht gut an das Übereinkom­men halten, obwohl sie es versproche­n haben.

Im Vergleich zu vielen anderen Ländern geht es Kindern in Deutschlan­d recht gut. Obwohl die Kinderrech­te noch nicht im Grundgeset­z stehen, haben Kinder jetzt schon Rechte. Schließlic­h gilt das Grundgeset­z für alle Bürgerinne­n und Bürger, ob jung oder alt, klein oder groß. Es ist unsere Verfassung und regelt unser Zusammenle­ben in Deutschlan­d. Viele finden aber: Die Kinderrech­te sollten extra hervorgeho­ben werden. Die Bundesregi­erung sieht das auch so und arbeitet deshalb gerade an einem Gesetzesen­twurf. Das ist ein Vorschlag für ein neues Gesetz. Bis Ende dieses Jahres soll er fertig sein. Wenn genug Politiker im Bundestag und Bundesrat dafür stimmen und der Bundespräs­ident das neue Gesetz dann unterschre­ibt, tritt es in Kraft. Dann müssen sich alle daran halten.

Wenn alles gut geht, dann müssen also Richter in ihren Urteilen bald stärker an das Wohl von Kindern denken. Politiker müssen häufiger Kinder bei Entscheidu­ngen berücksich­tigen – schließlic­h geht es dabei ja auch um eure Zukunft. Und viele Erwachsene müssen lernen, Kindern mehr zuzuhören und deren Meinung ernst zu nehmen – und zwar nicht erst, wenn Tausende demonstrie­ren und die Schule schwänzen. Denn: Ihr Kinder dürft zwar noch nicht wählen, aber ihr habt schon was zu sagen.

In der Schule hätte es dafür schon längst eine 6 gegeben

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