Aichacher Nachrichten

Das Jahr des Adam Driver

Bisher war der Schauspiel­er vor allem durch die neueste „Star Wars“-Trilogie bekannt. Spätestens jetzt kommt aber kaum ein Kinogänger mehr an ihm vorbei

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Gemeinscha­ftssinn sei für das Filmemache­n wichtiger als künstleris­che Selbsterfü­llung, sagt Adam Driver. Mag diese Aussage eines Schauspiel­ers ein wenig irritieren, erklärt sie sich doch bei einem Blick in die Vergangenh­eit des 36-Jährigen. Denn Driver verpflicht­ete sich kurz nach den Anschlägen vom 11. September als Marinesold­at. Nirgendwo habe er „eindrückli­cher erfahren, dass gemeinsame Anstrengun­gen immer effektiver sind als Alleingäng­e“.

Für den damals 18 Jahre alten US-Amerikaner ein radikaler Schritt. War er doch als Teenager laut eigener Aussage ein „Eigenbrötl­er“. Setzte Dinge in Brand, erklomm Funktürme und gründete mit Freunden einen „Fight Club“, inspiriert von dem gleichnami­gen Film mit Brad Pitt und Edward Norton. Nach seinem High-SchoolAbsc­hluss

arbeitete er als Staubsauge­rvertreter – eine erste Bewerbung an einer Schauspiel­schule scheiterte.

Als es während einer Übungsschl­acht in seiner Marine-Zeit zu einem Zwischenfa­ll kam, dachte Driver an die zwei Dinge, die er im Leben wirklich tun wollte, und schwor sich, sie niemals aufzugeben: Das eine war, Zigaretten zu rauchen. Das andere, Schauspiel­er zu sein. Nach knapp drei Jahren Dienst als USMarine schied Driver aus gesundheit­lichen Gründen aus, studierte ein Jahr, bewarb sich dann erneut an einer Schauspiel­schule. Diesmal klappte es.

Gleich sein Leinwandde­büt feierte der Schauspiel­er 2011 unter der Regie von Clint Eastwood in „J. Edgar“. Auf Eastwood folgten die Größen der Branche: Steven Spielberg, die Coen-Brüder, Martin Scorsese oder J.J. Abrams. „Was mich antreibt“, erklärte Driver der FAZ, „ist tatsächlic­h vor allem der Wunsch, mit großartige­n Regisseure­n zu arbeiten“. Mal spielt der verheirate­te Vater eines Sohnes einen verträumte­n Sonderling wie in „Paterson“, mal einen asketische­n Jesuitenpa­ter wie in „Silence“. Seine größte Rolle verkörpert­e Driver erstmals 2015. Als Kylo Ren in „Star Wars: Das Erwachen der Macht“wurde er weltbekann­t.

Ob als dunkler Jedi oder Durchschni­ttsbürger, eines kommt Driver in seinem Spiel entgegen: Er ist eine markante Erscheinun­g, fast 1,90 Meter groß. Dazu ein Gesicht, in dem auf dem ersten Blick nichts so recht zusammenzu­passen scheint: die breite und lange Nase, das markante Kinn mit dem immer schief wirkenden Lächeln. Auf der Leinwand verleiht das dem 36-Jährigen eine starke Präsenz. Da wundert es nicht, dass 2019 wohl so etwas wie das Driver-Jahr ist. Neben Star Wars spielt er in weiteren drei Filmen die Hauptrolle.

Eines der zwei Verspreche­n, die Driver sich als junger Soldat gab, hat er übrigens gebrochen: Das Rauchen gab er bereits vor einiger Zeit auf. Spätestens seit diesem Jahr ist jedoch klar: Dem Schauspiel wird Adam Driver noch lange erhalten bleiben. Jonas Voss

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Foto: dpa

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