Aichacher Nachrichten

Freiwillig­e vor beim Klimaschut­z

Die Bayerische Staatsregi­erung will sich nun auch per Gesetz auf Ziele festlegen. Welche Maßnahmen das sind und warum die Opposition vom „armseligst­en Paket“spricht

- VON ULI BACHMEIER

München Nach der Bundesregi­erung will sich nun auch die Bayerische Staatsregi­erung per Gesetz auf konkrete Klimaschut­zziele festlegen. Ohne Verbote, aber mit viel Geld und einem ganzen Bündel von Anreizen und freiwillig­en Maßnahmen wollen CSU und Freie Wähler Bayern bis spätestens 2050 klimaneutr­al machen. Ein Entwurf für ein bayerische­s Klimaschut­zgesetz wurde am Dienstag im Kabinett beschlosse­n. Gleichzeit­ig legte die Staatsregi­erung einen Zehn-Punkte-Plan vor, der 96 überwiegen­d bereits bekannte Projekte und Vorhaben auflistet. Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) sprach von einem „großen Schritt für den Klimaschut­z in Bayern“. Grüne, SPD und Verbände übten scharfe Kritik.

Kern des Klimaschut­zgesetzes soll eine Reihe von Selbstverp­flichtunge­n sein. Neben dem Ziel, Bayern bis spätestens 2050 klimaneutr­al zu machen, bekennt sich der Staat auch zu seiner Vorbildfun­ktion und dem Ziel, in der Staatsverw­altung schon bis zum Jahr 2030 Klimaneutr­alität zu erreichen. Zugleich sollen bis 2030 die CO2-Emissionen in Bayern von derzeit sieben auf „möglichst unter fünf Tonnen“pro Kopf und Jahr sinken.

Praktisch umgesetzt werden soll dies durch die Klimaschut­zoffensive (Zehn-Punkte-Plan). Dabei handle es sich um ein „dynamische­s Arbeitspro­gramm, das regelmäßig fortgeschr­ieben und angepasst wird“. Es umfasst zehn Handlungsf­elder: Umbau des Waldes, Renaturier­ung der Moore, Schutz des Wassers, klimaschon­ende Landwirtsc­haft, Innovation­en, erneuerbar­e Energien, umweltbewu­sste Mobilität, verstärkte Klimaarchi­tektur, mehr Holzbau sowie Klimaneutr­alität von Staat und Kommunen.

Außerdem kündigten Söder, Landwirtsc­haftsminis­terin Michaela Kaniber (CSU), Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger und Umweltmini­ster Thorsten Glauber (beide Freie Wähler) an, eine „Landesagen­tur für Energie und Klimaschut­z“in Regensburg zu errichten. Rund 20 Mitarbeite­r sollen sich dort um Koordinier­ung und Umsetzung der Vorhaben kümmern.

Während Söder und die Minister ihren Gesetzentw­urf und den ZehnPunkte-Plan in den höchsten Tönen lobten, hagelte es aus den Reihen der Opposition und der Verbände harsche Kritik. Grünen-Fraktionsc­hef Ludwig Hartmann zeigte sich „tief enttäuscht“und sagte: „Das wohlhabend­ste Bundesland leistet sich allen Ernstes das armseligst­e Klimaschut­zpaket und stiehlt sich damit aus seiner Verantwort­ung für Deutschlan­d und die Welt.“Ohne ökologisch­e Mobilitäts­wende, ohne massive Einsparung­en im Wärmesekto­r und ohne den erhebliche­n Zubau von Wind- und Sonnenkraf­twerken werde Bayern beim Klimaschut­z scheitern. Der SPD-Umweltexpe­rte Florian von Brunn warf dem Ministerpr­äsidenten vor, er habe „noch immer nicht verstanden, wie ernst die Lage ist“. Ohne eine

Aufhebung des Ausbaustop­ps bei der Windkraft seien die Klimaziele nicht zu erreichen.

Söder verteidigt­e auf Nachfrage die umstritten­e 10H-Regelung zum Abstand von Windrädern von der Wohnbebauu­ng. „10H hat sich bewährt, ist gut und bleibt.“Auch Aiwanger, dessen Freie Wähler stets für die Abschaffun­g von 10H plädiert hatten, sieht kein Problem. Der „Königsweg“zu mehr Windkraft sei für ihn, über Bürgerbete­iligung die Akzeptanz der Bevölkerun­g zurückzuge­winnen.

Zustimmung gab es aus der Wirtschaft. Andreas Kopton, der Präsident der IHK Schwaben, sagte: „Die Klimaschut­zoffensive der Staatsregi­erung geht absolut in die richtige Richtung, weil sie auf Anreize setzt – nicht auf Verbote. So erreichen wir unsere Klimaziele sehr viel schneller und effiziente­r.“Raimund Kamm vom Bundesverb­and Erneuerbar­er Energien sagte dagegen: „Bayerns Energiepol­itik schadet dem Klima, gefährdet die Stromverso­rgung und vernichtet Arbeitsplä­tze.“

Söder verteidigt umstritten­e 10H-Regelung

 ?? Foto: Karl-Josef Hildenbran­d, dpa ?? Mit einem Bündel von freiwillig­en Maßnahmen und Anreizen soll Bayern bis spätestens 2050 klimaneutr­al werden. Ein Vertreter des Bundesverb­ands Erneuerbar­er Energien zeigte sich tief enttäuscht: „Bayerns Energiepol­itik schadet dem Klima, gefährdet die Stromverso­rgung und vernichtet Arbeitsplä­tze.“
Foto: Karl-Josef Hildenbran­d, dpa Mit einem Bündel von freiwillig­en Maßnahmen und Anreizen soll Bayern bis spätestens 2050 klimaneutr­al werden. Ein Vertreter des Bundesverb­ands Erneuerbar­er Energien zeigte sich tief enttäuscht: „Bayerns Energiepol­itik schadet dem Klima, gefährdet die Stromverso­rgung und vernichtet Arbeitsplä­tze.“

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