Aichacher Nachrichten

Mehr Schutz für jüdische Einrichtun­gen

Was die neue Kommission zur Bekämpfung von Antisemiti­smus konkret fordert

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München Die Antisemiti­smus-Beauftragt­en von Bund und Ländern fordern zur effiziente­ren Verfolgung von anti-jüdischen Straftaten zügige Rechtsände­rungen: „Die Strafverfo­lgung antisemiti­scher Taten muss besser werden“, sagte Felix Klein, der Bundesbeau­ftragte gegen Antisemiti­smus, nach einem Treffen der neuen Bund-LänderKomm­ission zur Bekämpfung von Antisemiti­smus am Dienstag in München. Klein leitet die Kommission derzeit mit Ludwig Spaenle, dem Antisemiti­smusbeauft­ragten der Bayerische­n Staatsregi­erung.

Zu den Gründen, die vor Gericht strafversc­härfend wirken können, müsste neben rassistisc­hen und menschenve­rachtenden Motiven auch der Antisemiti­smus ausdrückli­ch aufgeführt werden, fordert Klein: „Das wäre ein wichtiges Symbol und auch ein wichtiger Handlungsa­uftrag für Justiz und Polizei.“Eine unter anderem von

Bayern unterstütz­te entspreche­nde Gesetzesin­itiative wurde kürzlich im Bundesrat bereits angenommen.

Darüber hinaus plädieren die Antisemiti­smus-Beauftragt­en für weitere Rechtsände­rungen: So müsse der Verdacht auf antisemiti­sch motivierte Straftaten der Polizei auch die Möglichkei­t von Online-Durchsuchu­ngen und für die Vorab-Datenspeic­herung ermögliche­n. Vor der Ausstellun­g eines Waffensche­ins müsse zudem eine Regel-Abfrage beim Verfassung­sschutz klären, ob der Bewerber bereits wegen antisemiti­scher Taten auffällig geworden ist, verlangt Klein.

Ebenfalls verbessert werden müsse der gesetzlich­e Auskunftsa­nspruch der Justiz gegen die Betreiber digitaler Plattforme­n bei antisemiti­scher Hetze. „Bisher werden viele Taten angezeigt, aber dann mangels Beweisen eingestell­t“, beklagt Klein. Anbieter digitaler Dienste dürften sich nicht länger auf den Standort ihres Mutterkonz­erns im Ausland berufen können, um die Herausgabe von Nutzerdate­n zu verweigern.

Bundesweit verbessert werden soll zudem der Schutz jüdischer Einrichtun­gen: „Die Sicherheit zu verbessern ist uns ein sehr wichtiges

Anliegen“, betonte der bayerische Antisemiti­smus-Beauftragt­e Ludwig Spaenle. Bayern hat hierfür bereits drei Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung gestellt.“

Seit dem Anschlag auf die Synagoge in Halle seien bereits einige wichtige Maßnahmen ergriffen worden – aber es sei noch viel zu tun, sagte Klein. Neben baulichen Aspekten wie kugelsiche­ren Scheiben solle auch der Kontakt zwischen jüdischen Gemeinden und den Sicherheit­sbehörden verbessert werden. „Es gibt immer noch zu viele Polizisten, die eine Synagoge schützen sollen, und diese nur von außen kennen“, sagte Klein.

Neben konkreten Schritten in Deutschlan­d müsse auch ganz Europa im Blick sein. Die Kommission empfahl laut Spaenle, die deutsche EU-Ratspräsid­entschaft 2020 zu nutzen, damit in ganz Europa nationale Strategien gegen Antisemiti­smus entwickelt werden.

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Foto: dpa Der Schutz jüdischer Einrichtun­gen soll bundesweit verbessert werden.

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