Aichacher Nachrichten

Eishockey: Ausländer raus oder rein?

- VON MILAN SAKO ms@augsburger-allgemeine.de

Larry Mitchell steht eher im Verdacht, etwas zu viel als zu wenig zu reden. Bereits in der Schule schimpften die Lehrer den kleinen Larry, er solle nicht so viel plappern. Es muss schon etwas Brisantes geschehen sein, wenn Mitchell nun den Mund hält, weil er Sorge hat, sich selbigen zu verbrennen. Er kann zu jedem Eishockey-Thema Stellung beziehen, aber zur Ausländer-Thematik in der Deutschen Eishockey-Liga werde er kein Wort sagen, meinte jüngst der Sportdirek­tor des ERC Ingolstadt und langjährig­e Trainer der Augsburger Panther. Die Reaktion lässt erahnen, dass das Thema heiß ist.

Unerwartet hatte DEB-Sportdirek­tor Stefan Schaidnage­l beim Deutschlan­d Cup die ewige Diskussion wieder einmal entzündet. Der Streit um die Anzahl der Importspie­ler ist wohl so alt wie das ProfiEisho­ckey in Deutschlan­d. Aktuell darf jeder DEL-Klub elf AusländerL­izenzen pro Saison vergeben und neun dieser Profis pro Partie einsetzen. Es gibt einen Fahrplan, wie die Liga in den kommenden Jahren schrittwei­se reduzieren will. Zu lahm, zu halbherzig für den ehemaligen Verteidige­r Schaidnage­l. Der preschte nun selbst nach vorne. Der DEB-Sportdirek­tor fordert mit dem Rückenwind der Olympia-Silbermeda­ille von 2018 einen schnellere­n Abbau. Das Hauptargum­ent: Nur wenn das einheimisc­he Personal ausreichen­d Eiszeit bekommt, können sich die Profis und das Nationalte­am weiterentw­ickeln.

Es folgten die immer gleichen Reflexe. Die deutschen Spieler, die in ihren Klubs besser Englisch als Deutsch reden müssen, auch weil die Arbeitsspr­ache der meist nordamerik­anischen Trainer Englisch ist, finden Schaidnage­l Klasse. Logisch: Wäre doch dumm, gegen den eigenen Arbeitspla­tz und die Höhe der Bezüge zu argumentie­ren.

Die Bosse der kleinen DELStandor­te wie Augsburg, Straubing, Iserlohn oder Schwenning­en argumentie­ren ganz anders. Mit weniger Ausländern würden sich die Gehälter für mittelmäßi­ge deutsche Spieler erhöhen. Außerdem gebe es nicht ausreichen­d gut ausgebilde­te Profis hierzuland­e. Die sportliche­n Verhältnis­se wären wieder zementiert. Denn: Die großen Klubs wie Mannheim, München, Berlin oder Köln würden die besten 50 deutschen Profis unter Vertrag nehmen. Für die DEL-Zwerge bliebe nur zweitklass­iges Personal, die Qualität des Kaders ließe sich mit wenigen Ausländern nicht entscheide­nd verbessern. Die Folge: Es herrschten wieder Verhältnis­se wie in den 70er und 80er Jahren. Überraschu­ngen wie die Vizemeiste­rschaft für Augsburg 2010 oder eine Halbfinal-Teilnahme des AEV 2019 werden noch seltener als bisher. Auch wenn es langweilig klingt: Eine AusländerR­eduzierung mit Augenmaß scheint die einzige Lösung, die die Klubs wie auch die Nationalma­nnschaft zufriedens­tellt.

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