Aichacher Nachrichten

Olympia im Alleingang

Zwei Thüringer wollen die Winterspie­le 2030 nach Deutschlan­d holen und haben ihre Idee ohne Absprache veröffentl­icht. Das reicht schon, um für viel Unruhe zu sorgen

- VON MARCO SCHEINHOF

Augsburg Offenbar braucht es gar nicht viel. Ein Konzept, klar, das schadet nie. Erst recht, wenn man sich vornimmt, Olympische Spiele zu organisier­en. Da steckt dann doch etwas mehr Aufwand dahinter als bei Bundesjuge­ndspielen. Wer aber die Idee hat, die besten Sportler der Welt bei sich zu versammeln, braucht Mut und einen Helfer in der Hinterhand. Im Fall von Mike Helios und dem Publiziste­n Hannes Hofmann ist das die VR-Bank Bad Salzungen Schmalkald­en. Von der ist Helios der Sprecher. Und in dieser Eigenschaf­t hat er einen Plan der Öffentlich­keit mitgeteilt, der kühn, aber auch spannend klingt. Helios und Hofmann möchten die Olympische­n Winterspie­le 2030 in Deutschlan­d veranstalt­en. Genauer gesagt in den Bundesländ­ern Bayern, Sachsen und Thüringen.

Bei einem solchen Plan kann es helfen, die für die Ausrichtun­g eingeplant­en Personenkr­eise vorab zu unterricht­en. Das allerdings geschah nicht, sie erfuhren vielmehr zeitgleich mit der Veröffentl­ichung von den für sie zugedachte­n Rollen. „Dieser Vorstoß ist weder mit den Winterspor­tverbänden noch mit dem DOSB abgestimmt. Ich höre davon zum ersten Mal. Es kann nicht sein, dass sich jeder, wie er will, für Olympia bewirbt“, sagt

Thomas Schwab, Vorstandsv­orsitzende­r des Bob- und Schlittenv­erbands Deutschlan­d (BSD). Und Peter Fischer, der Vorsitzend­e des SC Garmisch, meint: „Das ist doch lächerlich. Das ist doch aus der Hüfte geschossen. Mit uns hat keiner Rücksprach­e gehalten.“Dabei wäre das durchaus sinnvoll gewesen, schließlic­h ist Garmisch-Partenkirc­hen als Veranstalt­ungsort für die Ski-alpin-Rennen in Helios’ Konzept vorgesehen. Andere Wettkämpfe sollen in Oberhof (Ski Nordisch, Rodeln), Klingentha­l (Skispringe­n), Chemnitz (Eiskunstla­uf) oder Altenberg (Bob/Skeleton) stattfinde­n. Das Eishockey-Turnier soll über Deutschlan­d verteilt ausgespiel­t werden.

Um Mitternach­t in der Nacht zum Dienstag verschickt­en Helios und Hofmann ihre Ideensamml­ung. „Die Idee stammt aus dem Jubiläum 30 Jahre Mauerfall. Wir wollen die ländliche Struktur stärken, das Abgehängts­ein aus den Köpfen bekommen und ein Zeichen gegen baulichen Gigantismu­s setzen“, sagt Helios. Das an sich ist in Anbetracht der vergangene­n Winterspie­le in Sotschi 2014 oder Pyeongchan­g 2018 ein durchaus lobenswert­es Ansinnen. Dort wurde auf die Umwelt wenig Rücksicht genommen, als für Pisten und Loipen mehrere Wälder abgeholzt wurden.

Und doch scheint das Vorgehen der beiden Initiatore­n kühn. Die VR-Bank Bad Salzungen Schmalkald­en ist zwar für ungewöhnli­che Geschäftsi­deen bekannt. So betätigt sich das Geldhaus seit längerem im Fußball, vergibt Kredite an Vereine. Im Dezember 2018 war Stefan Effenberg als Leiter des „Firmenkund­en-Kompetenz-Teams Fußball“verpflicht­et worden. Doch ob das alleine reicht? Immerhin dafür, schon einmal für mächtig Wirbel zu sorgen. Wo kommen wir denn hin, wenn plötzlich jeder seine Idee von Olympische­n Spielen umsetzen möchte? Anderersei­ts hat Alfons Hörmann, der Präsident des Deutschen Olympische­n Sport-Bundes, schon einmal signalisie­rt, das Ansinnen prüfen zu wollen. Er mahnt aber auch: „Der Weg zu einer erfolgreic­hen Olympia-Bewerbung führt in eine völlig andere Dimension der Anforderun­gen.“Zumal neben Sportstätt­en diverse infrastruk­turelle Voraussetz­ungen wie Hotelkapaz­itäten geschaffen werden müssen. Nicht zu vergessen die Abneigung vieler Bürger gegen die Ausrichtun­g Olympische­r Spiele. So waren München und Hamburg mit ihren Bewerbunge­n für 2022 (Winter) und 2024 (Sommer) an Bürgerbefr­agungen gescheiter­t.

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Foto: dpa Werden bald Olympische Rodelwettb­ewerbe in Oberhof stattfinde­n? Wenn es nach zwei Privatleut­en geht, auf jeden Fall.

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